Einer der ersten Bewunderer des künstlerischen Schmuckstücks war Bischof Rudolf Voderholzer, der als Ehrengast am Festakt zur Einweihung teilnahm und die Krippe anschließend segnete. Der Regensburger Oberhirte gilt als großer Krippenliebhaber und ‑kenner – weshalb ihm sein Passauer Amtsbruder Bischof Stefan Oster auch den Vortritt gelassen habe, wie Voderholzer erzählte. Er habe die Mechanische Krippe schon von Kindesbeinen an „gekannt, geliebt und geschätzt“. Sein Vater stamme aus der benachbarten Kreisstadt Mühldorf am Inn und zu den häufigen Besuchen der Familie bei der Gnadenmutter in Altötting habe immer auch ein Abstecher zur Mechanischen Krippe gehört, so Voderholzer.
Er verfolge ihr Schicksal schon mehrere Jahre und habe im Rahmen der bundesweiten Sternsingeraussendung der Diözesen Regensburg und Passau Ende 2018 zum damaligen Stadtpfarrer und Wallfahrtsrektor Prälat Günther Mandl gesagt: „Die Mechanische Krippe muss gerettet werden!“
Der Aufruf Voderholzers erfolgte nicht ohne Grund, denn seit 2012 konnte die Krippe nicht mehr besucht werden, war zusehends dem Verfall preisgegeben – bis sie schließlich Anton Grundner Anfang 2019 buchstäblich in letzter Sekunde im Internet ersteigern und damit für die Wallfahrtsstadt retten konnte. Grundner konnte ein engagiertes Team gewinnen, um die Herkulesaufgabe anzugehen, das ramponierte Kunstwerk sachgerecht zu restaurieren und wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Einige Hindernisse mussten überwunden werden, von der Zwischenlagerung über Finanzierungsfragen bis zur Suche nach einem neuen Standort. Nun endlich konnte der zwischenzeitlich gegründete Trägerverein „Mechanische Krippe Altötting e.V.“ das über 90 Jahre alte Kunstwerk feierlich wiedereröffnen.
Dessen Vorsitzender Anton Grundner ließ nach der Begrüßung der Gäste im Kultur + Kongressforum durch Moderator Christian Haringer die vielen Schritte der Restaurierung in einem kurzweiligen Diavortrag Revue passieren. Er dankte ausführlich allen Geldgebern und besonders den helfenden Händen, die unzählige Stunden ehrenamtlich investiert hätten. Mit der Wiedereröffnung am Zuccalliplatz – vis a vis des berühmten Jerusalem-Panoramas – schließe sich ein Kreis, so Grundner.
Impressionen von der Wiedereröffnung der „Mechanischen Krippe“ in Altötting
Fotos: Roswitha Dorner
Denn nur 50 Meter entfernt habe sich einst die erste Mechanische Krippe befunden, gefertigt noch 20 Jahre von der nun restaurierten, die der Altöttinger Fotografenmeister Hans Strauß 1926 in Auftrag gegeben hatte. Besonders würdigte Grundner den Beitrag des leider noch vor der Wiedereröffnung verstorbenen Bauunternehmers Johann Bachmaier hervor, der nicht nur die Räumlichkeiten für die Mechanische Krippe zu einem sehr niedrigen Mietzins zur Verfügung stellte, sondern auch sämtliche Umbauarbeiten auf eigene Kosten durchführen ließ.
Apropos Kosten: Ohne die zahlreichen Spenden und namhaften Zuschüsse etwa seitens der Stadt Altötting, des Bistums Passau, von Bischöflicher Administration und Bezirk Oberbayern sowie vieler weiterer Förderer wäre die Restaurierung für den Verein nicht zu stemmen gewesen, betonte Grundner. Für drei Förderer entboten nach ihm Bürgermeister Stephan Antwerpen für die Stadt Altötting, stv. Landrat Konrad Heuwieser und Barbara Kuhn als Kulturreferentin des Bezirks Oberbayern das Wort. Sie bezeichnete die Rettung der Mechanischen Krippe als „Leuchtturmprojekt der Heimatpflege“.
Entsprechend würdig war der Festakt, musikalisch gestaltet von der Wieshäusl-Musi und bereichert von Gerti Reithmeier, die einen Auszug aus der „Rupertiwinkler Weihnacht“, der Weihnachtsgeschichte in bayerischer Mundart vortrug.
Anschließend machten sich die Gäste auf den kurzen Weg zur Mechanischen Krippe, wo Bischof Voderholzer zunächst außen Segensworte sprach, um dann die Anlage mit Weihwasser zu besprengen und schließlich mit dem ersten offiziellen Knopfdruck in Betrieb zu nehmen. Nun könne er endlich wieder guten Gewissens Altötting-Pilger zur Besichtigung der Mechanischen Krippe schicken, freute sich der sichtlich angetane Regensburger Oberhirte.
Wolfgang Terhörst
Redaktionsleiter
Informationen
Die Mechanische Krippe befindet sich in prominenter Zentrumslage direkt nach der Passage aus Richtung Kapellplatz am Zuccalliplatz in der Nachbarschaft von Kultur + Kongress Forum sowie des bekannten Jerusalem-Panoramas. Öffnungszeiten: März bis Oktober täglich 10 – 17 Uhr; November bis Februar Sa., So., Feiert. 11 — 15 Uhr; während des Christkindlmarkts täglich 11 – 18 Uhr. Sonderöffnungen für Gruppen auf Anfrage. Der Eintritt ist frei, der Trägerverein bittet jedoch um Spenden zum Erhalt des Kleinods in der entsprechenden Klappe beim Ausgang.