Auch in den sommerlich-sonnigen Urlaubs-Wochen im August zieht es Menschen nicht nur in die Ferne, sondern ins "Herzen Bayerns" nach Altötting. Obwohl manche sogar eine fast 200 Kilometer lange Strecke zu Fuß auf sich nahmen ... – hier eine kleine Auswahl der Wallfahrtsgruppen im August:
Der Hitze getrotzt
Trotz sommerlich-heißer Temperaturen mit über 30 Grad haben 23 Teilnehmer an der Fußwallfahrt aus Kastl in der Oberpfalz unter der Leitung von Josef Merz (r.) und geistlicher Begleitung von Pfarrer Roland Klein aus Pommelsbrunn Durchhaltevermögen gezeigt: nach einwöchigem Fußmarsch und insgesamt rund 184 Kilometern erreichten sie am 6. August ihr Ziel. Vier Jubilare wurden geehrt: Thomas Sperber und Bürgermeister Stefan Braun (l., je 10 Mal dabei), Pfarrer Roland Klein (15) und Resi Junkes sowie Josef Merz (je 20) – letzterer feierte zugleich sein zehnjähriges Wirken als Pilgerleiter. Für die musikalische Umrahmung während der Pilgertage sorgte Markus Grimmeißen mit seinem Flügelhorn. Diakon Thomas Zauner begrüßte die Oberpfälzer in Altötting. Gottesdienst feierten die Pilger am Gnadenaltar in der Stiftspfarrkirche.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner
Aus der „Stadt des Friedens“
Anlässlich des Augsburger Friedensfestes am 8. August pilgert jährlich der Augsburger Wallfahrtsverein des Bischöflichen Ordinariats zur Gnadenmutter nach Altötting. Mit drei Bussen erreichten die Pilger den Gnadenort und wurden von Kapuzinerpater Siegbert Mayer in die St. Anna-Basilika einbegleitet. Neben dem Altöttinger Vortragskreuz marschierte Ministrantin Elisabeth, die zum 14. Mal dabei war. Gottesdienst feierte die Gruppe mit Weihbischof em. Josef Grünwald, Msgr. Alois Zeller und Diakon Andreas Martin, dem neuen Leiter des Augsburger Wallfahrtsvereins. Dessen Vorgänger, Hermann Micheler war im März dieses Jahres verstorben – ihm wurde besonders im Gebet gedacht. Albert Bestle, Vorstandschaftsmitglied des Wallfahrtsvereins, hatte extra den Rosenkranz von Hermann Micheler mitgenommen. „Wir pilgern aus der ‚Stadt des Friedens‘ zur Gnadenmutter, der Königin des Friedens“, betonte Weihbischof Grünwald. „Wir lassen uns von Maria zu Jesus führen!“ Die Sehnsucht nach Frieden sei spürbar, aber: „Ist Friede machbar?“ Der Weihbischof erinnerte in seiner Predigt: Der Auferstandene Jesus erschien seinen Jüngern mit dem Friedensgruß: „Der Friede sei mit Euch, wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich Euch.“ (Joh 20,21) Als Kinder Gottes müssten die Menschen Frieden stiften. Abschließend erinnerte er an einen weiteren Ausspruch Jesu: „Frieden hinterlasse ich Euch, meinen Frieden gebe ich Euch …“ (Joh 14,27). Hier gehe es jedoch nicht um irdisches Wohlergehen, sondern um das Heil, das nur Gott schenken könne.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner
In Eigenregie
Eigentlich schließen sich die Fußpilger aus Günching jedes Jahr der Oberpfälzer Fußwallfahrt an – aber die vier Fußwallfahrer und der Begleitfahrer aus Günching, die am 9. August in Altötting ankamen, machten sich heuer in Eigenregie auf den Weg. In vier Tagen legten sie unter Leitung von Theo Dirnhofer exakt 160 Kilometer zu Fuß zurück. Heiß war es nur am ersten Pilgertag, wie sie berichteten, ansonsten hatten sie ideales Wetter für eine Fußwallfahrt. Sieglinde Harrer war heuer bereits zum 30. Mal dabei, Josefine Stich 20 Mal. Pilgergottesdienst feierten die fünf Günchinger mit anderen Wallfahrern und mit Pfarrer Martin Becker aus dem oberpfälzischen Velburg. In seiner Predigt erinnerte der Pfarrer an den heiligen Bruder Konrad, „einen großen Marienverehrer und Fürsprecher bei Gott“; außerdem an die „Tagesheilige“ Edith Stein.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner
Mit Traktoren ins „Herz Bayerns“
Zum 13. Mal hat heuer am 12. August die Bulldog-Oldtimer-Wallfahrt aus dem oberpfälzischen Neunburg vorm Wald und Umgebung stattgefunden. Mit 35 Bulldog-Oldtimer-Traktoren machten sich 37 Teilnehmer um 2.15 Uhr in der Nacht auf den Weg nach Altötting. Wallfahrtsorganisator Johann Fischer zeigte sich sehr zufrieden: die Zahl 13 habe Glück gebracht, wie er nach der Ankunft am Kapellplatz feststellte: es gab keine Ausfälle, das Wetter sei ideal gewesen. Kapuzinerpater Bruder Marinus Parzinger, der sowohl die Bulldogs wie deren Fahrer segnete, erzählte: Er komme selber von einem landwirtschaftlichen Hof; daheim hätten sie einen 16 PS Eicher, Einzylinder, für die Feldarbeit benutzt. Er dankte allen Teilnehmern für deren Glaubenszeugnis auf dem Weg nach Altötting; außerdem für deren Einsatz als Bauern, „damit wir gesunde Lebensmittel bekommen.“ Br. Marinus sprach mit der derzeit anhaltenden Hitze und Trockenheit einen wichtigen Grund für die Wallfahrt an. Vor der Segnung rief er fürbittend die Pilgerpatrone Christophorus und Bruder Konrad an. Auch Altöttings dritter Bürgermeister Hubert Rothmayer begrüßte die Pilger und überreichte vier Jubilaren – Norbert Krämer, Siegfried Schmid, Johann Winderl, Markus Winter – die Urkunden für deren zehnmalige Teilnahme. Gegen 16 Uhr formierte sich der Bulldog-Konvoi zur Abfahrt. Für Pilgernachwuchs ist übrigens gesorgt: Der kleine Fynn (8 Mon.) präsentierte sich ganz selbstbewusst am Steuer eines Bulldog-Oldtimers – korrekt gekleidet mit Bulldog-T-Shirt; Papa Stefan und Opa Hans sahen es mit Freude.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner
Nicht nur „ein cooler Ausflug“
Am 12. August sind jugendliche Fußpilger aus Dießen am Ammersee unter Leitung von Schwester Karolina Kerssenbrock OSB am Bruder-Konrad-Kloster in Altötting angekommen. Ab Markt Schwaben hatten sie sich zu Fuß auf den Weg gemacht, ausgerüstet mit Rucksack und Leiterwagen – darin waren ihre Zelte, Isomatten und Schlafsäcke verstaut. Guardian Kapuzinerpater Marinus Parzinger begrüßte die jungen Pilger und wies ihnen für das Wochenende als Zeltlager den Klostergarten zu. Bereits vor zwei Jahren sei Schwester Karolina mit einer Gruppe vor Ort gewesen, erinnerte sich Br. Marinus, der sich durch seine Aufgabe als Leiter im Seraphischen Liebeswerk Altötting mit Kindern und Jugendlichen verbunden weiß, die es im Leben nicht so gut erwischt haben – ähnlich, wie Schwester Karolina für die mitpilgernden „Jungs“ Sorge trägt. Sie betonte, es sei nicht nur ein „cooler Ausflug“ gewesen, sondern die Wallfahrt habe im Vordergrund gestanden. Insbesondere wurde für eine kranke Ordensfrau in St. Alban mit Namen Anna gebetet, sowohl bei der Sonntagvorabendmesse in der St. Anna-Basilika wie auch bei der anschließenden großen Lichterprozession.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner
Texas grüßt Bischof Oster
Eine Pilgergruppe aus Texas/USA mit Bischof Michael Mulvey von Corpus Christi machte am 18. August Zwischenstation in Altötting. Sie hatten die Passionsspiele in Oberammergau besucht und waren über Salzburg zum Gnadenort gepilgert. Hier feierten sie mit ihrem Bischof Michael Mulvey einen Pilgergottesdienst in der Bruder-Konrad-Kirche. Es sei eine große Ehre, hier Gottesdienst zu feiern an einem Ort, den auch Papst Johannes Paul II. und Papst Benedikt XVI. besucht hatten, erklärte Bischof Mulvey. Als dringendes Anliegen betonte er das Gebet um Frieden in der Welt. Nach dem Gottesdienst machten sich die Pilger aus Texas auf den Weg zur Stiftspfarrkirche, um der Altöttinger Gnadenmutter ihre Sorgen und Anliegen vorzutragen. Die herzlichen Grüße von Bischof Mulvey an Passaus Diözesanbischof Dr. Stefan Oster leiten wir hiermit gerne weiter. Übrigens: Wie zu erfahren war, hat Bischof Mulvey durch Knochenmarkspende einer krebskranken, dreifachen Mutter das Leben gerettet.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner
Gott richtet auf
Die Altöttinger Kirchenglocken kündeten am frühen Nachmittag des 18. August von der Ankunft der Fußpilgergruppe aus Roding/Heilbrünnl in der Oberpfalz. Zum 40. Mal waren sie nach Altötting gekommen. Nach Umrunden der Gnadenkapelle führte der Pilgerweg hinein in die Stiftspfarrkirche zur Gnadenmutter. Vier Tage waren die 36 Pilger als Glaubenszeugen unterwegs, mit dem zwölfjährigen Johannes als jüngsten und Willi Urban (84) als ältesten Teilnehmer. 135 Kilometer waren sie marschiert und das bei „gut warmen“ Temperaturen, wie Pilgerpfarrer Berno Läßer aus Hemau berichtete. Aber es war alles gut gegangen, auch die Übernachtungen bei Gastfamilien in Kirchroth, Mamming und Huldsessen hätten wunderbar geklappt, freute sich Pfarrer Läßer. „Wir sind angekommen am Ziel unseres Weges“, betonte Pfarrer Läßer beim abschließenden Pilgergottesdienst in der St. Magdalenakirche, um mit Hilfe der Gottesmutter „Gott selber zu treffen, zu dem wir all unsere Sorgen und Bitten, auch unser Lob und unseren Dank tragen dürfen.“ Hier gebe es auch Antworten, wenn wir auf der Suche sind: „Ja, hier ist jemand, Gott selbst, der dich erwartet, der alle deine Probleme kennt, der dich aufrichten will – wir sind deshalb unterwegs, weil Gott hier Antwort gibt durch Maria, die geglaubt hat gegen allen Unglauben, die gehofft hat gegen alle Hoffnungslosigkeit und geliebt im großen Schmerz unter dem Kreuz.“
Text und Fotos: Roswitha Dorfner
Regenreicher Pilgerritt
Täglich, wenn er dieser Tage beim hl. Bruder Konrad in Altötting, bzw. an dessen Kirche vorbeigegangen sei, berichtete Kapuzinerpater Siegbert Mayer, habe er zum hl. Pfortenbruder gerufen: „Mia brauchen in dieser Trockenheit Regen, hoit di a bisserl rei (halt dich ein bisschen ran)“ – dieser Hilferuf wurde dann am Sonntag, 28. August mehr als erhört. Bei Starkregen machte sich P. Siegbert um die Mittagszeit auf den Weg zum Esterer-Parkplatz, um die Reiter-Wallfahrt aus München-Poing abzuholen und zum Kapellplatz einzubegleiten – da habe er den hl. Bruder-Konrad dann doch gebeten, sich etwas zurückzuhalten. Denn ziemlich durchnässt kamen nach dreitägigem Pilgerritt die 21 Reiter auf ihren Rössern am Pilgerziel an.
Am Freitag, 26. August waren sie in Ebersberg losgeritten, am zweiten Tag in Brand bei Haag – und jedes Mal hatten sie ideales Wetter, wie die Organisatoren Andreas Dümper und Manuela Gschliesser aus Peißenberg mitteilten. Nur der Sonntag von Taufkirchen über Mörmoosen/Tüssling sei schon recht nass gewesen.
Aber trotz alledem überwog die Freude, dass nach zweijähriger Corona-bedingter Auszeit diese besondere Wallfahrt wieder möglich war. „Ich bin stolz auf Euch, dass ihr es wieder gewagt habt“, freute sich P. Siegbert bei der kurzen Statio, nachdem er mit der Gruppe die Gnadenkapelle umrundet hatte. Das gleichmäßige Hufegeklapper habe ihn an das sich wiederholende Rosenkranzgebet erinnert und im Mit- und Voraustragen des Pilgerkreuzes durch Willi Greis aus Stötten/Allgäu auf dem Deutschen Kaltblut „Solero“ sah P. Siegbert „ein großes göttliches Plus“ der Reiterwallfahrt. „Mit Jesus ist man immer im Plus“, versicherte der Kapuzinerpater und nach Anrufung der Tierpatrone, natürlich auch des hl. Bruders Konrad, der als Bauerssohn auf dem Venushof viel mit Pferden zu tun hatte, wurden Rösser und Reiter gesegnet. Auch P. Siegbert hat einen intensiven Bezug zu Pferden, wie er erzählte, und Pferdegeruch erinnere ihn an seine Kindheit (sein Vater war Hufschmied). Trotz Regens ließ es sich die Reitertruppe nicht nehmen, die Gnadenkapelle nochmals zu umrunden. Dann wurde der Bauernhof der Familie Anzenbergen am Gries angesteuert, um dort zu rasten.
Organisator Andreas Dümper hat sich dieses Jahr auf dem sechsjährigen italienischen Maremmano-Hirtenpferd und Wallach „Furfante“ aus der Toskana auf den Weg gemacht, Mitorganisatorin und Lebensgefährtin Manuela Gschliesser auf der „pilgererprobten“ Süddeutschen Kaltblut-Stute „Anke“. Die beiden Pferde würden sich deshalb so gut vertragen, weil die elfjährige Stute eindeutig das Sagen habe und den Ton angebe, wo’s lang geht – eben wie bei den Menschen die Männer sich den Frauen fügen, wie Andreas Dümper augenzwinkernd anfügte. Von Anfang an bei der Reiterwallfahrt mit dabei ist Familie Bosch aus Ulm; Franz Bosch (83), der für den „geistlichen Part“ unterwegs Sorge trägt, ist in diesem Jahr zum 50. Mal beim Weingartner Blutritt dabei gewesen. Seine Tochter durfte hoch zu Ross auf Achal-Thekkiner „Dzuzi“ die Strecke von Ebersberg nach Altötting zurücklegen, Enkelin Elli wollte dann die Reststrecke bis zum Kapellplatz mitreiten.
Das passende Marienlied beim regenreichen Abschluss der Reiter-Wallfahrt hatte dann Kapuzinerpater Siegbert Mayer parat, als er „Maria breit den Mantel aus“ anstimmte; er erzählte: in Südtirol in einer Kirche gebe es eine Mariendarstellung mit Regenschirm, um das Marienlied fortzusetzen: „…mach Schutz und Schirm für uns daraus, lass uns darunter sicher stehn, bis alle Stürm vorübergehen …“
Text und Fotos: Roswitha Dorfner