Frühling ist Wallfahrtszeit. Nach der zweijährigen Corona-Pause mit nur wenigen und kleinen Wallfahrtsgruppen hofft Altötting, wieder viele traditionelle Wallfahrten am Gnadenort empfangen zu dürfen. Den Auftakt machte schon einmal die Zirkus- und Schaustellerseelsorge Ende März. Sie waren nicht die einzigen Pilger ...
Zur „Königin des Friedens“
Nach zweijähriger Corona-bedingter Zwangspause fand am 28. März die mittlerweile zur schönen Tradition gewordene Zirkus- und Schaustellerwallfahrt nach Altötting statt. Zahlreiche Teilnehmer mit Fahnenabordnungen aus dem oberbayrischen, niederbayerischen und schwäbischen Raum, die Geistlichen der Zirkus- und Schaustellerseelsorge mit Nationalseelsorger Pfarrer Sascha Ellinghaus, Bonn, Pfarrer Martin Fuchs, Neumarkt/Opf. sowie Pfarrer Manfred Simon, Mainz, hatten sich vor dem Hotel zur Post versammelt, um in feierlicher Prozession die Gnadenkapelle zu umrunden und zum Pontifikalamt mit Bischof em. Friedhelm Hofmann, Würzburg, in die Stiftspfarrkirche einzuziehen.
Beim Segensgebet vor dem Gnadenbild wurde nicht nur Schaustellern, Zirkus- und Marktleuten gedacht – damit sie endlich wieder ihre Tätigkeit aufnehmen, auf Reisen gehen können und den Menschen Freude und Abwechslung schenken dürfen. Mit eingeschlossen war die Bitte um Frieden in der Ukraine, um Frieden im Kleinen wie im Großen.
Auf die Frage, ob Volkfeste mit lustigem Markttreiben angesichts des Leids der Bevölkerung in der Ukraine sinnvoll seien, konnten die Schaustellerpriester die Anwesenden beruhigen: Das eine schließe das andere nicht aus, wir seien im Gebet sowie in Hilfsaktionen miteinander verbunden. So habe u.a. Zirkus Krone ukrainische Artisten aufgenommen, ukrainische Kinder würden auf die Kirmes eingeladen, Sammlungen für die Ukrainehilfe verwendet.
Altöttings Stadtpfarrer und Wallfahrtsrektor Prälat Dr. Klaus Metzl, der sowohl die Pilger wie auch Bischof em. Hofmann herzlich willkommen hieß, verwies darauf, dass wegen der Gnadenkapellen-Renovierung auch das Gnadenbild Unserer Lieben Frau hier in der Stiftspfarrkirche Zuflucht gefunden habe – Zuflucht, die viele Pilger bei der Gnadenmutter, der „Königin des Friedens“, suchten, auch die Schausteller in der Sorge und Angst um ihre bedrohten Existenzen, denn Corona und die Folgen des Ukrainekrieges hätten ihre Spuren hinterlassen. Für Bischof Hofmann ist die Gottesmutter ein Schatz in Altötting, den wir nicht vergessen dürften, denn hier bekämen wir die Chance, erhört zu werden.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner
Rückbesinnen auf Jesus
Zum 13. Mal hatte Frau Dr. Irmgard Jehle heuer die kombinierte Bahn-/Fußwallfahrt des Bayerischen Pilgerbüros München organisiert – sie fand statt am Samstag, 9. April mit 55 Teilnehmern. Diese fuhren mit der Bahn von München nach Heiligenstatt und gingen dann den sieben Kilometer langen Kreuzweg zu Fuß nach Altötting. Der Präsident des Bayerischen Pilgerbüros, Weihbischof Wolfgang Bischof, musste kurzfristig absagen; stattdessen sprang Pfarrer Dr. Markus Brunner aus Ismaning als geistlicher Wegbegleiter kurzfristig ein.
Die Freude der Teilnehmer, endlich nach Corona-Zeiten wieder eine Wallfahrt durchführen zu können, war spürbar. Der Pilgergottesdienst fand in der Stiftspfarrkirche statt – im Beisein des Altöttinger Gnadenbildes. Altöttings Wallfahrtsrektor Prälat Dr. Klaus Metzl, der die Pilger herzlich empfangen hatte, empfahl, „auf Maria zu schauen, denn sie ist es, die den Kreuzweg mit uns geht, die unsere Sorgen mitträgt“. Pfarrer Brunner, der am „Ersatz-Gnadenaltar“ zelebrierte – assistiert von Diakon Ralph Prausmüller – freute sich, dass er „Maria so nah sein durfte, wie nie zuvor“.
An den einzelnen Kreuzwegstationen auf dem Weg nach Altötting hatten die Pilger Glaubensimpulse gebetet. An der 2. Station hatte Pfarrer Brunner vom „schönen Schein gesprochen“: Die Corona-Pandemie, der Missbrauchsskandal, der Krieg in der Ukraine – all diese Ereignisse hätten uns vor Augen geführt, egal ob in Kirche oder Politik, dass „der schöne Schein“ abgefallen sei. Ein Rückbesinnen der Kirche auf Jesu Auftrag, ein Rückbesinnen auf eine schlichte Kirche, sei notwendig geworden.
Nach dem Pilgergottesdienst wurden an die Wallfahrer gesegnete Pilgerkerzen verteilt, dieses Jahr bunte Kerzen, wie Frau Dr. Jehle erklärte – als Farben der Hoffnung und der bevorstehenden Osterfreude. Nach der Abschlussandacht in der St. Konradkirche traten die Pilger mit der Bahn den Heimweg an.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner
Segen für Jubiläumskerzen
Eigentlich hätte die Fußwallfahrt aus dem niederbayerischen Hofkirchen bei Laberweinting, die traditionell am Palmsonntag nach Altötting kommt, schon im Jahr 2020 ihr 75. Jubiläum feiern können. Damals hatten die Pilger eigens Jubiläumskerzen mit der entsprechenden Jahreszahl und mit einem Aufdruck des Altöttinger Gnadenbildes anfertigen lassen. Corona machte einen Strich durch die Rechnung. Die Hofkirchner Fußwallfahrt musste zwei Jahre zwangspausieren. Doch ein nachträglicher Segen für die Jubiläumskerzen könne nicht schaden, waren sich die Fußpilger einig – dies sagte auch „Ersatz-Pilgerleiter“ Hans Haller, der für den erkrankten Pilgerleiter Hans Rohrmeier für die diesjährige Fußwallfahrt die Organisation übernommen hatte. Ein Teil der Pilger machte sich bereits am 9. April auf den Weg, der Großteil der Gruppe schloss sich am Palmsonntag, 10. April in Massing an. Kapuzinerpater Br. Georg Greimel begrüßte die Teilnehmer in Altötting. Nach Umrunden der Gnadenkapelle, kurzen Begrüßungsworten und vorgetragenem Pilgergebet segnete Br. Georg die mitgebrachten Kerzen und versicherte: „Die Kerze ist ein Zeichen für das Licht, Jesus Christus, das Licht der Welt. Wallfahrt ist ein verbindendes Zeichen für die Welt. Gott setzt in Bewegung, damit wir uns näher kommen.“
Text und Fotos: Roswitha Dorfner
Stabwechsel
139 Fußwallfahrer aus dem niederbayerischen Neufahrn sind am Karsamstag um 11 Uhr in Altötting angekommen. Für den langjährigen Pilgerleiter Sebastian (Wastl) Maier gab es eine Überraschung: Sein Nachfolger Markus Lackermeier übergab ihm mit herzlichen Dankesworten eine aufwändig gestaltete Votivkerze: „24 Jahre hast du uns sicher und mit viel Herzblut nach Altötting geführt, egal ob bei Schneefall oder strahlendem Sonnenschein, immer sind wir gesund bei der Gnadenmutter von Altötting angekommen. Ich hoffe, dass dies für dich heute kein Abschied von der Wallfahrt ist, sondern dass du lange gesund bleibst und uns noch viele Jahre begleitest und mit Rat und Tat zur Seite stehst. Möge die Gnadenmutter ihre schützende Hand über dich und uns halten.“ „Gerührt und sprachlos“ nahm Wastl Maier die Ehrung seines „guten“ Nachfolgers entgegen, bedankte sich bei allen für die Unterstützung. Normalerweise machen sich die Wallfahrer aus Neufahrn am Karfreitag auf den Weg nach Altötting und erreichen am Karsamstag gegen Mittag ihr Pilgerziel. Corona-bedingt ist es mit einer größeren Pilgergruppe nicht mehr so einfach, Übernachtungsquartiere zu finden. So wurde dieses Jahr nur für einen Tag geplant, wie Wastl Maier erklärte. Am 15. April fuhren sie frühmorgens mit Bussen und Privatautos nach Massing und marschierten von dort um 4.45 Uhr los.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner
Zur Hoffnung und Quelle des Trostes
Mit dem Pilgerkreuz voran umrundete am Karsamstagmittag die Fußwallfahrer-Gruppe aus Martinsbuch mit Pilgerleiter Michael Auer die Gnadenkapelle. Stellvertretend für die 119 Mitpilger sprach Wallfahrtsleiter Auer ein altes Pilgergebet zur „Mutter des Erlösers unserer Kirche … zur Quelle unserer Hoffnung und des Trostes“ und empfahl ihre mütterliche Fürsprache insbesondere für alle Kranken, für die Einsamen und Trauernden. Gemeinsam wurde das Pilgerlied „Zur Mutter nach Eding wir alle nun gehen …“ angestimmt. Dank galt allen „fürs gute Mitmachen“. Anton Pflamminger hatte dieses Jahr einen besonderen Grund mit dieser Fußwallfahrt Dank zu sagen: für die Geburt eines gesunden Töchterchens.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner
Mit Pilgerjubilaren
Die dritte Wallfahrtsgruppe am Karsamstag, 15. April kam aus dem niederbayrischen Laberweinting. 60 Fußpilger bekundeten mit ihrem Einzug am Kapellplatz die Treue zur Gnadenmutter von Altötting. Johannes Eichinger, für den es zugleich seine Premiere als neuer Pilgerleiter war nachdem er von Hans Bauer übernommen hatte, bedankte sich bei der Gottesmutter für die zweitägige unfallfreie Fußwallfahrt. Zudem beglückwünschte er zwei treue Teilnehmer zur 40. und 25. Jubiläumsfußwallfahrt.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner
Premiere mit Musikkapelle
Mit einer großen Musikkapelle zogen am 23. April Wallfahrer aus dem oberösterreichischen Frankenburg/Hausruck zur St. Anna-Basilika. Zum ersten Mal statteten sie dem Gnadenort einen Besuch ab. Pfarrer Mag. Christoph Buchinger war einer der 60 Fußpilger, die eine 80-Kilometer-Wegstrecke in drei Tagen bewältigten; weitere Pilger kamen mit dem Bus. Als Grund für die Wallfahrt gab der Pfarrer u.a. das Gebet um Frieden in der Welt an. „Der Friede beginnt im eigenen Herzen“, betonte er. Die Welt verändern könne man nur, „wenn Licht und Frieden in Herz und Seele einkehren – dies haben wir mit dieser Wallfahrt geschafft.“ Große Herausforderungen könne man nur durch Zusammenhalten gemeinsam meistern. Übrigens: auch Bürgermeister Norbert Weber war zu Fuß nach Altötting mitmarschiert.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner
Sehnsüchtig erwartet
Kapuzinerpater Br. Marinus Parzinger begrüßte am 23. April Wallfahrer aus dem Pfarrverband Schönau: „Nach der zweijährigen Durststrecke durch die Corona-Pandemie, da Wallfahrten nur sehr beschränkt möglich waren, haben wir Euch sehnsüchtig hier am Gnadenort erwartet und ihr habt Schwung mitgebracht“, bemerkte Br. Marinus, der bei der Marschgeschwindigkeit der Fußwallfahrer kaum mithalten konnte – er hatte sie in Altötting empfangen und zur St. Anna-Basilika einbegleitet. „Vergelt’s Gott für Euer Glaubenszeugnis“, sagte er. Beim Gottesdienst bezeichnete Pfarrer Joseph Peedikaparambil Altötting als das „Jerusalem unseres Landes“ und dankte insbesondere den jungen Mitpilgern, darunter den vielen Erstkommunionkindern.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner
Glaubenszeugnis
„Mir fehlen die Worte, ich bin überwältigt“, dankte Pilgerleiter Alfred Kasperbauer den 100 Viechtacher Fußpilgern am 23. April in der St. Anna-Basilika. Es waren alle Beteiligten gemeint: Wallfahrer, Abholer, Organisatoren, Helfer, Begleitfahrzeugfahrer, Frauenbund, das Rote Kreuz, die Viechtacher Stadtkapelle … Nach zweijähriger Zwangspause war es endlich wieder möglich die dreitägige Wallfahrt durchzuführen. „Es war ein Traumwetter, zwar kühl, aber alles hat gepasst“, erzählte Kasperbauer. Dankbar zeigte er sich für das gemeinsame Gebet, für die vielen wertvollen Gespräche unterwegs und für die langjährigen Pilgertreue einiger Teilnehmer – eine Frau aus Leipzig war schon das neunte Mal dabei; die Jubilare wurden am Ende des Gottesdienstes mit Urkunde geehrt, zwei bekamen zum 25-jährigen Jubiläum einen Pilgerstab. Auch Altöttings Wallfahrtsrektor Prälat Klaus Metzl, der als Hauptzelebrant dem Pilgergottesdienst vorstand, freute sich über das „wunderbare Glaubenszeugnis“ der Wallfahrer. „133 km zu Fuß nach Altötting – das sind 100 Kilometer und 33 für jedes Lebensjahr Jesu einer dazu“, rechnete er vor. Der Glaube an die Auferstehung des Herrn sei ein Aufruf, sich nicht einzuschließen, sondern hinauszugehen um das Evangelium zu verkünden – so, wie es die Apostel taten. So verändere sich die Welt im Guten, im Geiste Jesu Christi. Pilgerführer Alfred Kasperbauer wurde übrigens auch geehrt: für seine 20. Wallfahrt bekam er nicht nur eine Urkunde, sondern von seinen Enkelkindern ein selbstgefertigtes Plakat. Pfarrer P. Emmanuel Okoro konzelebrierte beim Gottesdienst.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner
Am „Sehnsuchtsort“
Am Weißen Sonntag freute sich Altöttings Wallfahrtsrektor Prälat Klaus Metzl besonders über die Wallfahrer aus der Pfarreiengemeinschaft Pilsting-Großköllnbach. Die vielen Erstkommunionkinder, Firmlinge und Ministranten, die mit Domkapitular Johann Ammer (Regensburg) und Pfarrer Jürgen Eckl an der Herrenmühlstraße Spalier standen, um die 35 Fußpilger zu begrüßen, nannte Metzl ein Alleinstellungsmerkmal. Zum 50. Mal fand diese Wallfahrt statt – die Wallfahrer erhielten zum Dank eine Jubiläumsmedaille. Metzl, ehemals Stadtpfarrer der Nachbarpfarrei Landau und gut bekannt mit dem damaligen Pfarrer Johann Ammer, freute sich umso mehr, dass dessen Nachfolger Pfarrer Jürgen Eckl die Pilgertradition fortführt. Domkapitular Ammer bezeichnete es als etwas Besonderes, hier zu sein – Altötting nannte er einen „Sehnsuchtsort“. Pilgerleiter Albert Pöschl, der zusammen mit Tochter Andrea als Pilgerleiterin die Fußwallfahrt organisiert hatte, bekam eine Urkunde und einen Pilgerstab überreicht. Er erhielt übrigens auch eine etwas verspätete „Schulbefreiung fürs Wallfahren“; der Grund: vor 50 Jahren hatte er für seine erste Altötting-Fußwallfahrt den Unterricht geschwänzt.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner
Mit zwei Pilgerkreuzen
Da die offizielle Sünchinger Fußwallfahrt letztes Jahr ausgefallen war, wurde das bereits gefertigte Pilgerkreuz mit der Jahreszahl 2021 mit dem diesjährigen Pilgerkreuz am 24. April beim Einzug über den Kapellplatz mitgetragen. Dies auch, um die an Corona kurzfristig erkrankte Wallfahrts-Mitorganisatorin Brigitte Milde ins Fürbittgebet einzuschließen, erklärte Pilgerleiter Hans Krottenthaler. Ein weiteres Pilgerkreuz hatte Christian Seebauer mitgebracht – sein Opa hatte ihn gebeten, es in Altötting segnen zu lassen. Diakon Thomas Zauner begrüßte die Fußpilger am Kapellplatz und betonte, wie sehr die Pilger die letzten zwei Jahre gefehlt hatten. „Die Gnadenmutter hat Euch gerufen“, sagte er – bei Maria könne jeder getrost seinen Sorgenrucksack abgeben. Der Diakon versprach, die Anliegenbriefe der Sünchinger Erstkommunionkinder an den „Ersatz-Gnadenaltar“ in der Stiftspfarrkirche zu legen. Mit Pfarrer Erwin Gietl feierten die Pilger einen Gottesdienst im Kongregationssaal.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner