Einen schönen Nachmittag in lockerer Atmosphäre verbrachten die zehn Teilnehmerinnen beim „Nähtreff Special“ der Katholischen Erwachsenenbildung Rottal-INN-Salzach (KEB-RIS) in Altötting und gestalteten über 20 farbenfrohe „Nesteldecken“ für Demenzerkrankte.
„Die Decken sind sehr schön geworden und jede ist ein Unikat. Sie sind thematisch auf Frauen und Männer ausgerichtet. Hier haben wir zum Beispiel ein Teil von dem Lieblingsgürtel mit der Gürtelschnalle, das geöffnet und geschlossen werden kann, und in einigen Nesteldecken ist sogar ein kleiner Fußball zu entdecken“, freut sich Anna Vorona (KEB-RIS), die den besonderen Nachmittag gemeinsam mit Gabriele Bucher organisiert hat.
Bei Demenzkranken in späteren Stadien lässt sich in vielen Fällen beobachten, dass die Hände nie stillstehen: sie „nesteln“. Was genau hinter dem Drang steckt, an der Kleidung zu zupfen, mit Gegenständen zu spielen, pausenlos über Oberflächen zu streichen oder auch sich selbst zu kratzen, scheint nicht so ganz geklärt. Was jedoch Abhilfe schaffen, die Neugier anregen, die Fingerbeweglichkeit fördern und für Entspannung sorgen kann, sind sogenannte Nesteldecken.
„Die Nesteldecken sind ein Flickenteppich aus verschiedenen Stoffen, Motiven und Farben. Wir brauchten gar keine Materialien einkaufen, sondern haben Reste wiederverwendet, die man eh oft zu Hause herumliegen hat. Ob Lammfell, bunte Stoffreste, Schnallen, Jeanstaschen, Reißverschlüsse oder Knöpfe, der Phantasie sind eigentlich keine Grenzen gesetzt“, erklärt Gabriele Bucher, die den Workshop anleitete. Sie unterstützte die Teilnehmerinnen bei der Arbeit mit der Nähmaschine und beantwortete Fragen zur optimalen Gestaltung der Decke.
Auch inhaltlich tauschten sich die Frauen intensiv über das wichtige Thema Demenz aus. „Die Nesteldecken haben eine beruhigende Wirkung auf Betroffene, die Materialien können bekannte Erinnerungen wecken“, betont Bucher. „Man müsse sich vorstellen, dass der Tastsinn oft eine letzte Möglichkeit für Demenzerkrankte sei, überhaupt noch mit ihrer Umwelt in Kontakt zu treten, Reize aufzunehmen und dadurch auch den eigenen Körper zu spüren“.
Text: red
Die gut 20 Unikate wurden von den Teilnehmerinnen der KEB Rottal-INN-Salzach e.V. überlassen. Diese sollen nun an Menschen weitergegeben werden, die sie gut gebrauchen können. Wer Interesse hat, seien es Angehörige von Demenz-Erkrankten oder Mitarbeitende aus Pflegeeinrichtungen, meldet sich direkt in der Geschäftsstelle in Altötting unter der Telefonnummer 08671 4144.