Bistum

Mit Nadel und Faden eine Brücke schaffen

Redaktion am 20.05.2024

2024 05 19 pb alb nesteldecken1 Foto: KEB-RIS
Freude über die gelungenen Werke: Die Teilnehmerinnen und Anleiterinnen mit den von ihnen genähten „Nesteldecken“ für Demenzerkrankte am Kapellplatz Altötting.

Einen schönen Nachmittag in lockerer Atmosphäre verbrachten die zehn Teilnehmerinnen beim „Nähtreff Special“ der Katholischen Erwachsenenbildung Rottal-INN-Salzach (KEB-RIS) in Altötting und gestalteten über 20 farbenfrohe „Nesteldecken“ für Demenzerkrankte.

Die Decken sind sehr schön gewor­den und jede ist ein Uni­kat. Sie sind the­ma­tisch auf Frau­en und Män­ner aus­ge­rich­tet. Hier haben wir zum Bei­spiel ein Teil von dem Lieb­lings­gür­tel mit der Gür­tel­schnal­le, das geöff­net und geschlos­sen wer­den kann, und in eini­gen Nes­tel­de­cken ist sogar ein klei­ner Fuß­ball zu ent­de­cken“, freut sich Anna Voro­na (KEB-RIS), die den beson­de­ren Nach­mit­tag gemein­sam mit Gabrie­le Bucher orga­ni­siert hat. 

Bei Demenz­kran­ken in spä­te­ren Sta­di­en lässt sich in vie­len Fäl­len beob­ach­ten, dass die Hän­de nie still­ste­hen: sie nes­teln“. Was genau hin­ter dem Drang steckt, an der Klei­dung zu zup­fen, mit Gegen­stän­den zu spie­len, pau­sen­los über Ober­flä­chen zu strei­chen oder auch sich selbst zu krat­zen, scheint nicht so ganz geklärt. Was jedoch Abhil­fe schaf­fen, die Neu­gier anre­gen, die Fin­ger­be­weg­lich­keit för­dern und für Ent­span­nung sor­gen kann, sind soge­nann­te Nesteldecken.

2024 05 19 pb alb nesteldecken2 Foto: KEB-RIS
Bunte Entspannungshilfen: Sogenannte Nesteldecken sind wertvolle Hilfsmittel im Umgang mit Demenzerkrankten.

Die Nes­tel­de­cken sind ein Fli­cken­tep­pich aus ver­schie­de­nen Stof­fen, Moti­ven und Far­ben. Wir brauch­ten gar kei­ne Mate­ria­li­en ein­kau­fen, son­dern haben Res­te wie­der­ver­wen­det, die man eh oft zu Hau­se her­um­lie­gen hat. Ob Lamm­fell, bun­te Stoff­res­te, Schnal­len, Jeans­ta­schen, Reiß­ver­schlüs­se oder Knöp­fe, der Phan­ta­sie sind eigent­lich kei­ne Gren­zen gesetzt“, erklärt Gabrie­le Bucher, die den Work­shop anlei­te­te. Sie unter­stütz­te die Teil­neh­me­rin­nen bei der Arbeit mit der Näh­ma­schi­ne und beant­wor­te­te Fra­gen zur opti­ma­len Gestal­tung der Decke. 

Auch inhalt­lich tausch­ten sich die Frau­en inten­siv über das wich­ti­ge The­ma Demenz aus. Die Nes­tel­de­cken haben eine beru­hi­gen­de Wir­kung auf Betrof­fe­ne, die Mate­ria­li­en kön­nen bekann­te Erin­ne­run­gen wecken“, betont Bucher. Man müs­se sich vor­stel­len, dass der Tast­sinn oft eine letz­te Mög­lich­keit für Demenz­er­krank­te sei, über­haupt noch mit ihrer Umwelt in Kon­takt zu tre­ten, Rei­ze auf­zu­neh­men und dadurch auch den eige­nen Kör­per zu spüren“.

Text: red

Die gut 20 Uni­ka­te wur­den von den Teil­neh­me­rin­nen der KEB Rot­tal-INN-Salz­ach e.V. über­las­sen. Die­se sol­len nun an Men­schen wei­ter­ge­ge­ben wer­den, die sie gut gebrau­chen kön­nen. Wer Inter­es­se hat, sei­en es Ange­hö­ri­ge von Demenz-Erkrank­ten oder Mit­ar­bei­ten­de aus Pfle­ge­ein­rich­tun­gen, mel­det sich direkt in der Geschäfts­stel­le in Alt­öt­ting unter der Tele­fon­num­mer 08671 4144.

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