Labyrinthe haben auf mich schon immer eine besondere Faszination ausgeübt. Vor allem die wirklich großen Hecken‑, Mais‑, oder Steinlabyrinthe, in denen man sich zum Teil mehrere Stunden aufhalten kann und in denen sie sich zumindest für einige Momente ganz real anfühlt, die Gefahr, verloren zu gehen, den Weg nicht zu finden. Mit Schaudern steht man vor einer neuen Barriere, muss wieder die Richtung ändern, neue Wege wagen; und wird belohnt durch ein Gefühl ehrlicher Erleichterung, wenn man dann in der Mitte angekommen ist. Nicht umsonst sind Labyrinthe Sinnbilder für unseren Lebensweg.
Verloren gehen kann man im Labyrinth am Blümersberg in Tittling nicht – aus heimischem Granit wurden auf einer natürlichen Blumenwiese, wie für klassische Labyrinthe typisch, sieben Umgänge gelegt, in deren Mitte drei Granitsäulen aufragen. Mit einem Durchmesser von 17 Metern und einer Weglänge von 210 Metern gehört es sicher auch nicht zu den größten seiner Art, und doch ist es ein Ort mit besonderer Atmosphäre: Auf der Wiese ringsum zeigt sich das Leben in vielen Facetten, Blumen blühen in leuchtenden Farben, Schmetterlinge, Käfer und anderes Getier ist zu beobachten. Schweift der Blick in die Weite, zeigen sich sanfte Hügel in saftigem Grün, eine Wohltat für die Augen und die Seele.
„Ein Ort, um zur Ruhe zu kommen und in sich zu gehen”
Läuft man einfach nur den Pfad entlang, ist man schnell in der Mitte angekommen. Doch wer sich Zeit nimmt, vielleicht auch über die in der Nähe des Labyrinths verteilten Sinnsprüche meditiert, für den kann es eine längere Reise werden: mit ein paar Schritten gelangt man dann nicht ans Ziel. Natürlich: Einen ganzen Tag wird hier wohl kaum jemand verbringen. Doch das macht nichts, denn rund um das Labyrinth gibt es so viel zu entdecken, dass Langeweile dennoch keine Chance hat. Die Pfarrkirche St. Vitus in Tittling mit ihrem neugotischen Hochaltar und ihrer besonderen Jugenstil-Holzdecke lädt dazu ein, ruhig zu werden und in sich zu gehen, im Bibelgarten St. Vitus lassen sich neue Zugänge zur Heiligen Schrift als einem „Weg des Lebens“ erkunden. Wer mehr Zeit mitbringt, kann ein Stück auf der Via Nova pilgern.
Wer es eher historisch mag, der kann im Museumsdorf Bayerischer Wald einen Ausflug in die Vergangenheit machen. Auch Restaurantempfehlungen könnte man viele geben – wer es gern romantisch mag, der ist im rund 15 Minuten von Tittling entfernten Schloss Fürsteneck bestens aufgehoben, vor allem bei gutem Wetter. Von der Terrasse schaut man in den Innenhof des Anwesens.
Wer dagegen auf der Suche nach außergewöhnlichen Naturdenkmälern ist, den wird eine Wanderung zum Wackelstein mit Sicherheit begeistern: Auf einem in Entschenreuth startenden Rundweg, für den man 1,5−2 Stunden einplanen sollte, gelangt man zum steinernen Kirchlein, aber auch zu einem Felsblock mit etwa 3 – 4 Metern Kantenlänge, der majestätisch auf einer fast ebenen Felsplatte ruht. Obwohl er mindestens 50 Tonnen wiegt, kann ein einzelner Mensch ihn zum Schaukeln bringen!
Gut zu wissen ...
- ANREISE
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Von Passau aus fährt man auf der B 85 in Richtung Tittling. Das Labyrinth am Blümersberg ist unweit des Ortszentrums zu finden und von Passau aus mit dem Auto in rund 30 Minuten zu erreichen. Wer sich vorher noch die Pfarrkirche St. Vitus anschauen will, parkt im Ort – zu Fuß sind es von dort aus noch rund 10 Minuten zum Labyrinth.
- BESUCHSINFO
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Das Labyrinth ist immer zugänglich. Besonders schön ist es jedoch in den Abendstunden, kurz vor Sonnenuntergang. Da es auf der Via Nova liegt, lässt sich ein Besuch vielleicht so planen, dass es der Zielpunkt einer Pilgerwanderung ist. Wer nicht wandern/pilgern möchte, kann aber auch mit dem Auto bis direkt zum Laby-
rinth fahren. - PILGERN
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Wer den Besuch des Labyrinths mit einer längeren Pilgerwanderung verbinden möchte, für den bietet sich unter anderem die Dreiburgenlandrunde der Via Nova an. Gehzeit: 6-7 Stunden, Infos z.B. auf www.tittling.de
- WEITERE ZIELE IN DER UMGEBUNG
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In der Nähe gibt es viel zu besichtigen – hier nur eine kleine Auswahl: Museumsdorf Bayerischer Wald, Dreiburgensee, Bibelgarten St. Vitus, Schloss Fürstenstein.