Die Familie Kerscher ist im Raum Passau vor allem einer Sache wegen bekannt: der Bäckerei. Auch wenn er das Familienunternehmen sehr schätzt, entschied sich der Bäckerssohn aus Haselbach bei Tiefenbach für einen anderen Weg. Er wollte Priester werden. „Ich war in meiner Heimatpfarrei Oberministrant, Organist und zeitgleich bei den J‑GCL, einem unserer katholischen Jugendverbände, engagiert. Von daher hatte ich die Idee mit dem Priestertum schon länger im Hinterkopf“, erzählt Hubertus Kerscher. „Als ich mich dann nach dem Abitur entscheiden musste, was ich jetzt mache, ist mir – im positiven Sinn – nichts Besseres eingefallen, als die Sache mit dem Priesterseminar mal auszuprobieren. Im Laufe des Studiums ist aus dem Ausprobieren dann eine feste Entscheidung geworden.“
Kerscher studierte in Regensburg und Sydney Theologie. Dort lernte er ein paar seiner heute engsten Freunde kennen und entdeckte seine Liebe zur Theologie. Nach seiner Priesterweihe im Jahr 2018 wurde er im Pfarrverband Pocking eingesetzt und 2021 folgte ein nebenberufliches Promotionsstudium am Lehrstuhl für Altes Testament an der Universität Regensburg.
Die Jugendarbeit ist ihm nicht unbekannt. Schon in seiner Jugend war er ehrenamtlich in der Jugendarbeit tätig, berichtet der junge Priester. „Dann kam noch die hauptamtliche Perspektive dazu, da ich zuletzt für die 80 Ministrantinnen und Ministranten im Pfarrverband zuständig war.“ Das habe er sehr gerne gemacht. „Ich hatte immer große Freude daran, Fahrten und Ausflüge zu organisieren. Im Jugendverband war das jährliche Zeltlager in der Messerschmidmühle ein echtes Highlight im Kalender. In der Pfarrei waren es dann die Ausflüge mit Gruppenleitern, Ministranten und Firmlingen, an die ich gerne zurückdenke – besonders an die Firm-Fahrten nach Assisi.“
„Die Beziehung zu Christus gibt meinem Leben seinen Sinn und seine Richtung.”
Die Ernennung zum neuen Jugendpfarrer freut Hubertus Kerscher sehr: „Aus meiner Biographie heraus konnte ich mir die Stelle mittelfristig für mich gut vorstellen. Deshalb habe ich mich erstmal sehr gefreut, dass mir die Diözesanleitung diese Aufgabe wirklich zutraut. Auch wenn ich die feste Gottesdienstgemeinschaft, so wie ich sie im Pfarrverband Pocking hatte, vermissen werde.“ Aktuell habe er noch großen Respekt vor der neuen Tätigkeit, aber gleichzeitig freue er sich auf die Arbeit als Leiter der Abteilung Jugendpastoral im Bistum Passau – dazu gehören das Bischöfliche Jugendamt, die Ministranten- und die Berufungspastoral. „In meiner neuen Aufgabe als Abteilungsleiter und auch als BDKJ-Diözesanpräses bin ich an einer Vernetzungsstelle. Ich will helfen, dass die richtigen Leute mit den richtigen Leuten zusammenkommen und sich persönlich entwickeln können und wir gemeinsam im Glauben wachsen. Außerdem möchte ich Synergie-Potentiale für die Jugendpastoral als Ganzes im Blick haben“, so der neue Jugendpfarrer.
Für den dreißigjährigen Kerscher ist in seiner neuen Arbeit ein Zitat aus der „Theologie der Verbände“ des Bunds der Deutschen katholischen Jugend (BDKJ) aufschlussreich: Wenn junge Menschen in unserer heterogenen, pluralen Welt „ein religiöses Bekenntnis übernehmen, darin hineinwachsen, es sich aneignen und ihr Leben danach ausrichten, dann nur, weil es sich als relevant, schlüssig und zu ihrem Leben passend ausweisen kann und weil es von tragenden Beziehungen legitimiert wird.“ Dies könne der neue BDKJ-Präsens vollauf bestätigen: „Die Beziehung zu Christus gibt meinem Leben seinen Sinn und seine Richtung. Neben meiner Familie habe ich das insbesondere in der Jugend- und Ministrantenarbeit und durch die Mitchristen dort verstehen können. Aus meiner eigenen Erfahrung heraus würde ich also sagen, dass gute Jugendarbeit und die Beziehungen, die dort entstehen, für die Zukunft der Kirche und unseres Bistums entscheidend sind.“
In Kleidungsfragen verlässt er sich normalerweise auf den Rat seiner Schwester Lena, erzählt er mit einem Augenzwinkern. Am 24. Oktober dieses Jahres übernahm das Thema jedoch ausnahmsweise Dompropst Dr. Michael Bär. An diesem Tag wurden Studentenpfarrer Peter Kunz und Jugendpfarrer Hubertus Kerscher im Rahmen einer feierlichen Messe im Hohen Dom St. Stephan als Domvikare eingeführt und eingekleidet. Ein neues Kapitel hatte begonnen.
Susanne Schmidt
Bischöfliche Pressesprecherin