Gut besucht sind sie eigentlich immer, die Nightfire-Abende jeweils am 1. Freitag im Monat um 20 Uhr in St. Magdalena, Altötting. Regelrecht „aus den Socken gehauen“ hatte es aber Johannes Schlederer als Nightfire-Leiter am Abend des 3. März: so voll habe er die Magdalenakirche noch nie erlebt, sogar die Emporen seien voll. Auch Diözesanbischof Stefan Oster als Ehrengast war sichtlich beeindruckt. Die Anwesenheit des Bischofs war dem besonderen Charakter des Abends geschuldet. Denn eingeladen waren insbesondere auch die künftigen Firmlinge des Bistums – und rund 100 folgten dem gern. Dazu viele weitere junge und „jung gebliebene“ Menschen. Der Abend selbst folgte dabei dem üblichen Nightfire-Ablauf aus Lobpreis, Impuls und Anbetung.
In stimmungsvolles Licht getaucht und begleitet von der ebenso stimmungsvollen Musik der Nightfire-Band entstand schnell eine feierliche Atmosphäre, von der sich auch die Firmlinge in den Bann ziehen ließen. „Wir dürfen im Lobpreis alles vor Gott bringen – er ist der, der euch besser kennt als alle anderen“, machte Johannes Schlederer den Besuchern Mut, sich zu öffnen.
Als Übergang sangen alle gemeinsam die Pfingstsequenz „Komm, o komm, Heiliger Geist …“ und Samariter-Bruder Martin Thaller las aus dem Lukas-Evangelium den „Dank Jesu an den Vater“ (Lk 10,21−22). Eine perfekte Hinführung, denn seinen anschließenden Impuls hatte Bischof Stefan ganz unter das Stichwort „Vater“ gesetzt. Das sei das „kostbarste Wort, das Jesus uns gebracht hat“. Es gebe keine größere Geschichte, kein größeres Abenteuer in der Geschichte der Menschheit als die innere Reise zum Vater. Aber verstünden wir das auch wirklich, wenn wir „Vater unser“ beteten, meinten wir das auch so?
Nightfire – Impressionen I
Fotos: Roswitha Dorfner
Dem Bischof gelang es, mit einer sehr anschaulichen Analogie, die jungen Zuhörer zu fesseln: „Denk dir, du wärst ein Kind von vielleicht zehn Jahren – und deine Eltern sind nicht da. Vielleicht sind sie in der Ukraine geblieben oder aus einem anderen Grund nicht mehr an deiner Seite.“ Und dann höre ein Freund davon, erzähle es seiner Familie, und du wirst dort aufgenommen. Anfangs würdest du bestimmt noch beispielsweise „Herr Meier“ zum Familienvater sagen. Aber je länger du in der Familie bist, je besser ihr euch kennenlernt, desto eher würdest du ihn erst beim Vornamen nennen – und schließlich auch „Papa“.
Dieses Geschehen habe zu tun mit dem Geist, der in der Familie herrsche, fand Bischof Stefan die Überleitung zum abstrakten Pfingstgeschehen, das sich im Sakrament der Firmung entfalte. Jetzt handele Gott und schenke seinen Heiligen Geist. Und je besser ihr euch in der Familie kennenlernen würdet, desto stärker „füllst du das Wort Papa mit Gefühl“. Wenn der Geist, wenn die Atmosphäre stimme, dann würde man ganz leicht „Papa“ sagen. Bischof Stefan: „Ich wünsche euch sehr, das so etwas passiert bei eurer Firmung!“
Noch nie zuvor habe jemand den unfassbar großen Gott schlicht „Abba“, „Papa“ genannt, bevor Jesus es tat. Natürlich verlange er in seiner Nachfolge auch viel von uns – zum Beispiel unser Kreuz auf uns zu nehmen –, aber „zugleich war er unfassbar gut zu allen Menschen“. Er habe nichts Anderes gewollt, als dass sie zum Vater finden, so der Bischof. „Und wenn du mit ihm gehst wie mit einem großen Bruder“, wandte er sich an die jungen Besucher, „dann lernst du Vater zu sagen“. Wenn wir das lernten, dann lernten wir „die größte Lektion unseres Lebens“. Denn die Beziehung zu Jesus Christus sei „die wichtigste Beziehung unseres Lebens“ – dann könne man alle andere aufrichtiger lieben als zuvor, bekräftigte der Bischof.
Nightfire – Impressionen II
Fotos: Roswitha Dorfner
Wie das gelingen könne? Das Schlüsselwort ist für Oster „Regelmäßigkeit“. Er empfahl den Zuhörern jeden Abend vor dem Schlafen mit Jesus zu reden, ihm von ihrem Tag zu erzählen. Und: „Tu immer wieder Dinge, die gut sind, auch wenn das niemand sieht oder niemand dich dafür feiert“. Dann gehe das Herz nach und nach auf für den Heiligen Geist und man werde immer mehr Kind Gottes. Ganz realistisch schloss der Bischof mit den Worten: „Ich hoffe, du erinnerst dich einmal daran – aber vielleicht machst du dich ja heut Abend schon auf die Reise!“
Nach dem Impuls leitete Johannes Schlederer über zur abschließenden stillen Anbetung, zu der die Gäste mit Teelichtern in den Altarraum vor Jesus in der ausgesetzten Hostie treten konnten. Viele machten davon Gebrauch. Ein gemeinsam gesungenes „Madonna, schwarze Madonna“ rundete den Nightfire-Abend sehr emotional ab. Danach stellte sich Bischof Stefan im Kloster bei einem geselligen Beisammensein noch den Fragen der jungen Menschen. Etwa 60 von ihnen blieben noch Samstag und Sonntag zum „Nightfire-Wochenende“ mit Morgenlob, Vorträgen, Workshops, Gottesdiensten und Gemeinschaftsabend.
Wolfgang Terhörst
Redaktionsleiter