Viele Tausend Pilger kommen jährlich zu Pfingsten nach Altötting. Die ersten Wallfahrer – aus der Oberpfalz – kommen jedes Jahr schon am Dienstag vor dem Pfingstwochenende, und das bereits seit dem Jahr 1685 – heuer also zum 338. Mal.
Die vier Gruppen aus Daßwang, Hemau, Beilngries und Günching sind jeweils drei bis vier Tage unterwegs und marschieren rund 160 Kilometer. Auch heuer trafen sich die 870 Fußwallfahrer am Franziskushaus, um gemeinsam über den Kapellplatz in die Basilika einzuziehen.
Altöttings Wallfahrtsrektor Prälat Klaus Metzl war den Oberpfälzern Pilgern entgegengeeilt und mit einem herzlichen „Grüß Gott“ begrüßte er insbesondere Richard Bögerl, den Pilgerleiter aller vier Gruppen, um ihm zum 40. Jubiläum zu gratulieren.
Es ist die Pilgergemeinschaft, die trägt. Dies durfte erstmalig Franziskanerpater Kajetan (59) erfahren, der in Altötting nach vorne zum Vortragskreuz eilte – denn alle Priester, die den weiten Weg mitgegangen waren, durften sich heuer hinter dem Vortragskreuz und den Fahnen einreihen. P. Kajetan wirkt seit November 2022 im oberpfälzischen Freystadt, wie er erzählte. Schmunzelnd erklärte er, wieso er dabei war: „Meine Mitbrüder wollten prüfen, ob ich stark genug bin durchzuhalten.“
Servus! Oberpfälzer Fußwallfahrt
Bilder von links: Altöttings Wallfahrtsrektor Prälat Klaus Metzl gratuliert Pilgerleiter Richard Bögerl zum 40. Jubiläum. // Franziskaner-Pater Kajetan aus Freystadt, heuer zum ersten Mal dabei, war eine Stimmungskanone auf dem Weg. // Angela, nach zehn Jahren Kinderpause wieder mit dabei, resümierte: „Anstrengend war’s, aber unbeschreiblich gut!“ // Hans mit Enkelin Helena, der schon viele tausend Kilometer auf verschiedenen Pilgerwegen bis nach Santiago zurückgelegt hat. // Matthias, heuer zum 10. Mal dabei, löst seit einem schweren Unfall und Wiedergenesung sein Pilgerversprechen ein.
Fotos: Roswitha Dorfner
Für einen reibungslosen und sicheren Einzug war die Polizei im Einsatz. Der Ordnungshüter stieg nach einem Blick auf die Uhr in seinen Dienstwagen und mit einem „Los geht’s!“ führte er mit blinkendem Warnsignal den Pilgerzug an. Die Musikkapelle, eine „zusammengewürfelte“ Gruppe von Musikern aus allen vier Fußwallfahrer-Gruppen, spielte das Lied „Maria, breit den Mantel aus“. Die Pilger sangen kräftig mit. Zwischendurch tönte das alte Pilgergebet „O Maria hilf …“ durch den Lautsprecher. Pilgerleiter Richard Bögerl war als Vorbeter im Einsatz. Viele Abholer standen suchenden Blickes Spalier, um den Wallfahrern zuzuwinken, und nahmen dann auch am Pilgergottesdienst in der Basilika teil.
Wallfahrtsrektor Metzl freute sich, so viele Pilger/innen aus der Oberpfalz begrüßen zu dürfen, die „zu den Treuesten“ gehören.
Der Hauptzelebrant des Gottesdienstes, Pfarrer Berno Läßer aus Hemau, betonte in seiner Predigt, dass uns die Gottesmutter nahe sei und in besonderer Weise auf uns schaute. „Blicken wir auf Maria und mit ihr auf das Kreuz als Zeichen der Erlösung“, sagte er.
Oberpfälzer Fußwallfahrt – Impressionen
Fotos: Roswitha Dorfner
Maria im Blick hatten die Oberpfälzer Pilger auch während des Gottesdienstes: Der Mesner von Pavelsbach, Rudi Böllet, trug bei seiner 22. Fußwallfahrt eine Marienstatue in einer Kraxe nach Altötting und stellte diese vor dem Volksaltar in der Basilika ab.
Kreuzträger gab es übrigens viele, so etwa Angela (41). Sie war nach zehnjähriger Kinderpause heuer wieder mit dabei und resümierte: „Anstrengend war’s, aber unbeschreiblich gut!“ Johann Schiele (86), Teilnehmer seit 21 Jahren, hatte auf seinem Pilgerkreuz mehrere Jakobsmuscheln angeheftet, die von seinen Wallfahrten bis nach Santiago de Compostella berichten; mit dabei war auch seine Enkelin Helena. Matthias (37) feierte dieses Jahr seine 10. Jubiläumswallfahrt und ist seit der Wiedergenesung nach einem schweren Unfall Teilnehmer bei der Oberpfälzer Fußwallfahrt. Er ging sogar mit einigen weiteren Wallfahrern zu Fuß zurück nach Hause.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner