Vilshofen. Toleranz – ein Wort, das gerade im Zusammenleben an Schulen in der Theorie oft bemüht wird. In der Praxis ist es mit der gegenseitigen Achtung oft nicht so weit her, bis zum grausamen Mobbing einzelner Schüler. Die Berufsschule Vilshofen setzt mit regelmäßigen Aktionen ein klares Zeichen gegen Rassismus und für die Achtung von Religionen. Jüngstes Projekt ist eine Ausstellung über die Jüdin Anne Frank (siehe unten).
Doch wie sieht die Realität im Schulalltag aus? Eine, die diese Frage aus erster Hand beantworten kann, ist Sr. Cäcilia Keim von den Benediktinerinnen der Anbetung in Neustift bei Ortenburg. Die 37-jährige Ordensschwester besucht zur Zeit die Fachakademie für Ernährungs- und Versorgungsmanagement in Vilshofen. Ihr Berufsziel: Betriebswirtin für Ernährungs- und Versorgungsmanagement – denn solche Kenntnisse sind auch in einem Kloster sehr gefragt. Und so drückt Sr. Cäcilia im Rahmen dieser dreijährigen Weiterbildung wie alle anderen Schüler ganz normal die Schulbank in Vilshofen.
Am Rande der Ausstellungseröffnung lobte sie das gute Miteinander im Schulalltag: „In meiner Klasse gab es am ersten Schultag zwar fragende Blicke, aber spätestens nach der ersten Vorstellungsrunde, nachdem meine Mitstudierenden wussten, warum eine Klosterschwester mit im Klassenzimmer sitzt, war das Eis gebrochen. Von Anfang an erlebte ich eine große Hilfsbereitschaft und einen guten Zusammenhalt in der Klasse.“ Sr. Cäcilia hat da gute Beispiele auf Lager: „Es kümmern sich einige immer rührend, dass ich alle wichtigen Infos bekomme, auch wenn ich kein Handy besitze. Sogar für einen Einkauf anlässlich eines Probekochens hat mir ein Mitstudierender seine Hilfe angeboten und Produkte in einem Supermarkt für mich vorbestellt. Mit großer Selbstverständlichkeit werde ich auch über mir bisher unbekannte Ausdrücke aus der Jugendsprache informiert, um zu verstehen, was die anderen meinen und nicht als Außenseiter dazustehen.“
„Es kümmern sich einige immer rührend, dass ich alle wichtigen Infos bekomme, auch wenn ich kein Handy besitze. Sogar für einen Einkauf anlässlich eines Probekochens hat mir ein Mitstudierender seine Hilfe angeboten und Produkte in einem Supermarkt für mich vorbestellt. Mit großer Selbstverständlichkeit werde ich auch über mir bisher unbekannte Ausdrücke aus der Jugendsprache informiert, um zu verstehen, was die anderen meinen und nicht als Außenseiter dazustehen.”
Beeindruckt sei sie auch von dem Interesse an Kloster und Kirche. An ihrer Schule ist für sie also alles im grünen Bereich – aber wie sieht es mit Toleranz allgemein in der Gesellschaft aus? „In Vilshofen und Umgebung ist es mir zwar noch nie passiert, dass ich irgendwie dumm angeredet wurde, aber in größeren Städten kann man schon mal dumme Kommentare hören. So brüllte zum Beispiel einmal jemand aus einem fahrenden Auto das Wort ‚Hure‘“.
Zu den Themen Toleranz, Rücksichtnahme und Achtung meint Sr. Cäcilia allgemein: „Dies sind Werte, die mir besonders auch als Christin und Ordensfrau wichtig sind. Ohne diese Tugenden gibt es kein friedliches Zusammenleben. Es ist wichtig, dass junge Menschen diese Werte in der Schule erfahren und von dort auch in ihr privates Umfeld mitnehmen. Hier sind die Beruflichen Schulen in Vilshofen wirklich vorbildlich!“
Berufsschule Vilshofen macht sich stark für Achtung und Toleranz
Man stelle Radikalisierungstendenzen in der Gesellschaft fest und wolle diesen entgegentreten sowie Achtung und Toleranz fördern, betonte Johannes Wallerer, der Fachbetreuer für Katholische Religion an der Berufsschule Vilshofen: „Gehen wir auf Augenhöhe miteinander um! Diese Projektwoche möchte zum Diskutieren und Nachdenken anregen.“ Bei der Ausstellungs-Eröffnung riefen auch Schulleiter Albert Heider sowie Vilshofens Bürgermeister Florian Gams zu Toleranz und gegenseitiger Achtung auf. Mit dabei waren neben Diakon Jürgen Schmidt und Pater Binoy Xavier auch die Sozialpädagoginnen Tanja Niedermayer und Stella Glück, sowie ein Teil der Schüler der Vilshofener Berufsschule.
Insgesamt beschäftigten sich im Rahmen der Ausstellung über 1000 Vilshofener Berufsschüler mit dem Schicksal der Jüdin Anne Frank, die 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen zu Tode kam.