Dass die beauftragte Orgelbaufirma Eisenbarth aus Passau erst Ende Januar 2023 mit der Orgelreinigung beginnen konnte, sieht Cosmas Fruth (25), seit Dezember 2022 Geschäftsführer der Firma Eisenbarth im Nachhinein jedoch als Glücksfall: Drei Monate nach Wiedereröffnung der Gnadenkapelle habe sich allmählich der Staub in der Luft gelegt, der durch die Restaurierungsarbeiten entstanden sei. Natürlich verursache der Kerzenruß den Großteil der Verschmutzung, aber man wolle ja schließlich eine bestmögliche Arbeit liefern. Die Tonqualität und ‑wiedergabe würde jedenfalls unter verschmutzten Orgelpfeifen enorm leiden. Das habe auch Altöttings Stiftskapellmeister Stephan Thinnes seit längerem festgestellt und sichtlich gestört.
Für Cosmas Fruth ist ein Entstauben der Orgelpfeifen in der Gnadenkapelle alle zehn bis 15 Jahre unumgänglich. Dabei müssen die Orgelpfeifen, 429 an der Zahl, vom Orgelgehäuse ausgebaut, mit einem Kompressor durchgeblasen und mit lauwarmem Wasser von außen gesäubert werden. Jede der Orgelpfeifen ist gestempelt und wird nach dem Reinigen systematisch fein säuberlich aufgereiht. Da gibt es Orgelpfeifen in den verschiedensten Größen, aus Holz oder Zinn-/Bleilegierung gefertigt, von 2,50 Metern Länge bis zur kleinsten mit 17 Millimetern „klingender Länge“ – alle Orgelpfeifen verteilt auf acht Register. Und in jedem Register befinden sich Pfeifen gleicher Bauart mit gleicher Klangfarbe, erklärt Orgel-Fachmann Fruth. Der Hauptteil der Orgelpfeifen ist aus einer Zinn-/Bleilegierung gefertigt, die Grundregister, Prinzipale genannt, haben einen höheren Zinnanteil, die Flötenregister einen höheren Bleianteil. Eine Besonderheit der Kapellorgel ist auch der zur Orgelgröße hohe Anteil an Streichregistern, die die Klänge von Geigen, Celli etc. nachahmen.
Impressionen
Fachwissen und Feingefühl erfordern Zerlegen, Reinigen, Zusammenfügen und Stimmen der Orgel in der Altöttinger Gnadenkapelle durch die Spezialisten Cosmas Fruth und Wolfgang Kasper. Ganz rechts: beschädigte Membrane, die nun ausgetauscht wurden.
Fotos: Roswitha Dorfner
Die Notwendigkeit der aktuellen Reinigungsmaßnahme war augenfällig: das schwarzgefärbte Putzwasser musste von Fruth und seinem Mitarbeiter Wolfgang Kasper (57) oft gewechselt werden. Entstaubt und gereinigt wurden bei den Arbeiten auch die Holzraster, in denen die Orgelpfeifen Halt finden. Bei der Überholung der Kapellorgel, einer pneumatischen Orgel, stellten die Experten zudem fest, dass auch beschädigte Membranen aus Leder, die bei Tastendruck für die Impuls-Weitergabe zum Öffnen der Ventile notwendig sind, ausgetauscht werden müssen.
Nach dem Wiedereinbau der gereinigten Orgelpfeifen und Überholung der Spieltraktur stand noch eine wichtige Arbeit an: das Stimmen der Orgel auf die korrekten Töne. Dabei sei eine konstante Lufttemperatur wichtig, erklärte Orgelbauer Fruth, denn akute Schwankungen würden „zu einem Durcheinander“ (einer höheren oder tieferen Tonlage) führen – und letztendlich macht halt der Ton die Musik.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner