Liebe Leserinnen und Leser,
die täglichen Nachrichten machen es mehr als deutlich: Wir leben in Krisenzeiten – und manche Menschen neigen daher zu Angst und zu Hoffnungslosigkeit. Beide drücken auf die Seele und machen das eigene Gemüt dunkel und düster. Als Christen mögen wir solche Gemütslagen auch kennen, aber wir kennen auch eine echte Medizin dafür. Christlicher Glaube ist nämlich immer österlicher Glaube. Er schaut nach vorne, er streckt sich aus auf das Neue, dem wir entgegen gehen. Unser äußerer Mensch mag älter werden, unbeweglicher, gebrechlicher, vielleicht auch ängstlicher.
Aber dem Glaubenden wird der innere Mensch jeden Tag erneuert. Christus kommt von vorne, Christus ist der neue Morgen. Unsere Kirchen werden seit jeher nach Osten hin gebaut – in Richtung der aufgehenden Sonne. Sie ist das Symbol schlechthin für den kommenden Christus. Er ist die Morgenröte der neuen Schöpfung, die in unserem Inneren schon angebrochen ist. Der Glaubende geht nicht als alter Mensch in Gottes Herrlichkeit ein, sondern als Kind Gottes, als neu geboren. Der Tod ist dem Glaubenden nur Durchgang, die Auferstehung das eigentliche, das neue, das ewig junge Leben.
Es stimmt schon, was der Apostel Paulus uns sagt: Wenn Christus nicht auferstanden wäre, wäre unsere Hoffnung nichtig, wir wären immer noch in all das verstrickt, was uns belastet: Schuld, Verletzung, Komplexe, das Gefühl, nicht zu genügen, Krankheit, schlechte Angewohnheiten und vieles mehr. Und es gäbe keinen Ausweg, vielmehr wäre der Tod, der Untergang die logische Folge von alledem. Aber der Gekreuzigte hat all das verschlungen – so dass es nicht mehr das letzte Wort hat, nie mehr haben wird – es sei denn, wir entfernen uns von ihm. Aber wenn wir im gläubigen Vertrauen bei Ihm bleiben – so die Überzeugung der großen Christinnen und Christen aller Zeiten – dann gehen wir mit Ihm ins neue, ins ewig junge Leben. Diese urchristliche Hoffnung überwindet die Angst, überwindet die Verzweiflung. Wir Christen sind die Zeuginnen und Zeugen dieser Hoffnung für unser eigenes Leben und für die Welt – auch und gerade dann, wenn die Zeiten düster erscheinen.
Ein frohes, gesegnetes Fest der Auferstehung unseres Herrn wünsche ich Ihnen allen.
Dr. Stefan Oster SDB
Bischof