
Die Pfarrkirche St. Vitus in Tittling birgt seit einigen Tagen etwas Ungewöhnliches: eine Passionskrippe. Pfarrer Fabian Feuchtinger hat das gute Stück im Internet ergattert.
Dargestellt in dieser Krippe ist die Leidensgeschichte Jesu bis zur Auferstehung, also der Zeitraum von Palmsonntag bis Ostern. Im Gegensatz zur Weihnachtskrippe sind Passionskrippen relativ unbekannt und selbst in Kirchen nur selten zu sehen.
Passionskrippen haben ihren Ursprung im Mittelalter. Damals wurden Nachbauten des Heiligen Grabes von Jerusalem als Gebetsstätten errichtet. Später entstanden die ersten Passionsspiele, die den Leidensweg Jesu als einfaches Theaterstück darstellen. Ab dem 14. Jahrhundert wurden dann kleinere Figuren und Abbildungen der Passionsgeschichte für den häuslichen Gebrauch hergestellt.
Diese Figuren entwickelten sich nach und nach zu einer Krippe mit festen Bestandteilen. Vor allem im 18. und 19. Jahrhundert wurden diese viel genutzt, um Menschen, die nicht lesen oder schreiben konnten, die Passions- oder Auferstehungsgeschichte näherzubringen.

Nur langsam wagen sich Holzbildhauer und andere Künstler wieder an das Herstellen von Passionskrippen. Die jetzt in Tittling stehende Krippe entstand vom September 2008 bis März 2009 in ca. 500 Arbeitsstunden, unter der meisterlichen Hand von Krippenbaumeister Franz Hofwimmer aus Gaspoltshofen in Oberösterreich. Der dazu passende Hintergrund wurde ebenfalls von Franz Hofwimmer unter der Leitung von Krippenbaumeister Peter Riml aus Wenns in Tirol gemalt.
Die Kartonfiguren wurden im Winter äußerst fachkundig in ca. 220 Stunden auf einer Hartfaserplatte aufgeklebt und mit der Laubsäge händisch ausgesägt, seitlich gefasst, wachspoliert und mit einem Holzstift versehen. Das Original dieser Fastenkrippe entstand in den Jahren 1790 bis 1810. Die schon damals mit 2000 Kronen sehr hoch bewertete Krippe wurde viel bewundert und ist heute als „Götzners Fastenkrippe“ im ganzen Alpenland bekannt.
Wie die Krippe nach Tittling kam, erzählt Pfarrer Fabian Feuchtinger. „Die Krippe ist im Internet zu verschenken angeboten worden. Da habe ich zugegriffen, schließlich hat doch Tittling einen Krippenverein.“ Die Vereinsverantwortlichen freuen sich über diesen historischen Zuwachs. Eigentlich würde sie ja dem Pfarrer gehören, dem ist aber wichtig, dass sie in Tittling bleibt und auch von vielen angeschaut werden kann. „Alle sind herzlich eingeladen“, betont Feuchtinger, deshalb steht sie auch über die Osterfeiertage hinaus auch noch in St. Vitus.
Text und Fotos: Josef Heisl