Soziales

„Es is ausm Leben außa!“

Redaktion am 29.11.2022

2022 11 28 pb alb papierkrippen1 Foto: privat
„Da lebt der Glaube. Da lebt Christus. Da ist Weihnachten.“ Mit enormer Detailversessenheit gefertigt sind die Papierkrippen aus der Sammlung von Benno Hofbrückl.

Seit über zehn Jahren hat Benno Hofbrückl aus Vilshofen ein besonderes Hobby: Er sammelt Papierkrippen. Er möchte mit den kleinen Kunstwerken die Menschen animieren, sich wieder mit der Geburt Christi zu beschäftigen.

An Maria Licht­mess, wenn Weih­nach­ten schon 40 Tage vor­bei ist, wird das Krip­pal obbro­cha“. Die­se Rede­wen­dung ist bekannt – doch woher kommt sie? Ben­no Hof­brückl sam­melt seit über zehn Jah­ren Papier­krip­pen und kennt die­sen Aus­spruch gut. Er ent­stammt einer Zeit, in der in vie­len Häu­sern noch Papier­krip­pen üblich waren. Frü­her war es Brauch, Papier­krip­pen ins Fens­ter zu stel­len. Das waren meist Win­ter­fens­ter, das heißt, sie waren dop­pelt aus­ge­führt, damit die Käl­te nicht so leicht ins Haus drang“, erzählt Ben­no Hof­brückl. Erst hat die Krip­pe zur Fami­lie hin­ein­ge­schaut. Und ab dem zwei­ten Weih­nachts­fei­er­tag hat man sie umge­dreht. Im Dorf gab es dann Krip­pen­gän­ge. Die Leu­te gin­gen durch den Ort und begut­ach­te­ten die ver­schie­de­nen Krip­pen in den Fens­tern. An Licht­mess wur­den die Krip­pen wie­der weg­ge­räumt. Damit war der Spruch ver­bun­den: Mia brech ma s‘Krippal ob.“

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„Da lebt der Glaube. Da lebt Christus. Da ist Weihnachten.“ Mit enormer Detailversessenheit gefertigt sind die Papierkrippen aus der Sammlung von Benno Hofbrückl.

Der Brauch der Papier­krip­pen ist bereits für das Ita­li­en des 16. Jahr­hun­derts belegt. Mit der Erfin­dung des Stein­drucks ver­brei­te­te er sich in den fol­gen­den bei­den Jahr­hun­der­ten auch nörd­lich der Alpen. Das waren vor allem Arme-Leu­te-Krip­pen. Fami­li­en, die sich kei­ne geschnitz­te Krip­pe aus Holz leis­ten konn­ten, sind auf sol­che Krip­pen aus­ge­wi­chen“, weiß Hofbrückl.

Die Samm­lung des 81-jäh­ri­gen Vils­ho­fe­ners beinhal­tet vor allem Krip­pen aus Böh­men. Dort lebt die­ses Brauch­tum sehr stark wei­ter. In vie­len Städ­ten und Dör­fern ent­ste­hen jedes Jahr neue Papier­krip­pen. Das fas­zi­niert Hof­brückl sehr: Es is ausm Leben außa! Aus­ge­rech­net in einem sehr säku­la­ri­sier­ten Land wie Tsche­chi­en zei­ge sich hier ein tie­fer Volks­glau­be. Vie­les ging dort wäh­rend der sozia­lis­ti­schen Zeit ver­lo­ren. Die­se Krip­pen aber sind immer noch da. Und sie bezie­hen alles mit ein: Da, wo die Leu­te leben, ent­steht eine Krip­pe. Da lebt der Glau­be. Da lebt Chris­tus. Da ist Weih­nach­ten.“ Die­se Lebens­welt fin­det sich in den Krip­pen wie­der: bun­te Häu­ser, bekann­te Plät­ze und Gesich­ter und aktu­el­le The­men wer­den dar­ge­stellt. Aus Hof­brück­ls Sicht ist Weih­nach­ten nicht nur ein Ereig­nis vor 2000 Jah­ren, son­dern auch heu­te Rea­li­tät. Daher muss man das Ver­ständ­nis für Weih­nach­ten jedes Jahr aktua­li­sie­ren, um das Fest wirk­lich zu verstehen.“

Ben­no Hof­brückl besitzt bereits mehr als 100 Papier­krip­pen. Jedes Jahr kom­men zur Samm­lung eini­ge Krip­pen hin­zu. Er bezieht sie meist von bewähr­ten Bezugs­adres­sen in den Ort­schaf­ten, aber auch aus nor­ma­len Buch­hand­lun­gen im Böhmischen.

Auch wenn bei Fami­lie Hof­brückl daheim nicht das gan­ze Jahr Lich­ter­ket­ten und Fest­de­ko­ra­ti­on die Fens­ter schmü­cken, ist Weih­nach­ten damit doch im gan­zen Jahr prä­sent. Unterm Jahr schnei­de ich Krip­pen aus und dabei mache ich mir schon Gedan­ken: Was steckt eigent­lich dahin­ter? Daher beglei­ten sie mich vom Glau­ben her das gesam­te Jahr.“ Kurz vor dem ers­ten Advent wer­den die Krip­pen auf­ge­baut. Seit mei­ner Kind­heit beglei­tet mich das. Wir hat­ten eine ganz gro­ße Krip­pe zuhau­se, die schon über 100 Jah­re alt war. Und eines der fas­zi­nie­rends­ten Din­ge war, im Advent das Krip­perl aufzubauen.“

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Papierkrippen: Benno Hofbrückl sammelt nicht nur, sondern fertigt inzwischen auch selber kleine Kunstwerke an.

Die­sen Brauch setzt Hof­brückl mit sei­nen Enkel­kin­dern fort. Von daher war und ist die Krip­pe ein Teil der Vor­be­rei­tun­gen auf Weih­nach­ten. Und das ist auch bei uns in der Fami­lie so, dass die Krip­pe der Mit­tel­punkt von Weih­nach­ten ist.“

Hof­brückl nutzt die Krip­pen, um neu zum Nach­den­ken über Weih­nach­ten anzu­re­gen. Im ver­gan­ge­nen Jahr lieh er eini­ge sei­ner Papier­krip­pen einer Reli­gi­ons­leh­re­rin der Mit­tel­schu­le. Gemein­sam habe man die Krip­pen auf­ge­baut – und dabei sei­en vie­le Gesprä­che über Weih­nach­ten ent­stan­den. Das ist dem Samm­ler ein wich­ti­ges Anlie­gen: Eigent­lich möch­te man genau das errei­chen: Die spie­le­ri­sche Wie­der­be­schäf­ti­gung mit dem The­ma Chris­ti Geburt.“

Auch in die­sem Jahr stellt Ben­no Hof­brückl vie­le sei­ner Krip­pen aus. Seit 25. Novem­ber kön­nen sie im Kul­tur­haus Spi­tal in Hen­gers­berg sams­tags, sonn­tags und an Fei­er­ta­gen von 14 bis 17 Uhr besich­tigt werden.

Schmidt Susanne

Susanne Schmidt

Bischöfliche Pressesprecherin

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