Geboren nur wenige Kilometer entfernt in Marktl am Inn war Joseph Ratzinger zeitlebens dem Gnadenort Altötting eng verbunden – und auch als Papst Benedikt XVI. blieb er ein Sohn der Heimat und inniger Verehrer Unserer Lieben Frau. Tief berührt haben viele Menschen vor Ort seiner gedacht.
Zu ihr ist er als Kind gepilgert wie auch als Erzbischof von München und Freising. Ihr hat er als Papst Benedikt XVI. seinen Bischofsring zu Füßen gelegt und sie 2008 mit der „Goldenen Rose“ bedacht: Unsere Liebe Frau von Altötting. Kaum ein Ort war Joseph Ratzinger wichtiger als das „Herz Bayerns“. Altötting war ihm Zeit seines langen Lebens Kraftquelle, Heimat des Herzens und Verbindung zu den eigenen Wurzeln. Über das Geschehen im Wallfahrtsort war Joseph Ratzinger auch im Vatikan durch die enge Verbindung mit Bischof Wilhelm Schraml †, Bürgermeister Herbert Hofauer und nicht zuletzt durch die Lektüre des Altöttinger Liebfrauenboten stets bestens informiert.
Gedenken an Papst Benedikt XVI. in Altötting – Impressionen
Bild 1: Gedenk-Gottesdienst in der Stiftspfarrkirche am Silvesterabend // Bilder 2 – 5: In stiller Verbundenheit: Stadtpfarrer Klaus Metzl und Bürgermeister Stephan Antwerpen und weitere Besucher tragen sich in das Kondolenzbuch für Benedikt XVI. ein, das kurzfristig in der Stiftspfarrkirche aufgelegt wurde. // Bilder 7 – 9: Abschied: Am Montag, 2. Januar hat Stadtpfarrer Klaus Metzl um 9 Uhr in der Gnadenkapelle ein Requiem für Papst Benedikt gefeiert. // Bild 10: Zeichen des Himmels: Nur wenige Minuten nach der Verkündung des Todes von Benedikt XVI. erstrahlte am Samstag, 31. Dezember über der Gnadenkapelle von Altötting ein großer Regenbogen am Himmel. Viele Menschen zeigten sich stark berührt von dieser Himmelserscheinung zum Todeszeitpunkt.
Fotos: Roswitha Dorfner
Altötting hat ihm viel gegeben und er hat viel zurückgegeben. Eine der ersten Auslandsreisen als Papst führte Benedikt XVI. im September 2006 unter anderem an die Stätten seiner Kindheit, nach Marktl und Altötting. Bereits im Juni zuvor war er zum Ehrenbürger der Wallfahrtsstadt ernannt worden. Die Spuren Benedikts sind und bleiben allgegenwärtig in Altötting: Die große Statue am Kongregationssaal gegenüber der Gnadenkapelle, die „Papst-Stelen“ mit Zitaten Benedikts von seinem Besuch im Ort, die Anbetungskapelle, die er als erster Beter eröffnete hatte … Vor allem aber wird er immer als großer Freund bayerischer Volksfrömmigkeit und bayerischen Brauchtums in Erinnerung bleiben. Er, der wie kaum ein anderer die katholischen Lehre intellektuell erfasst hat und zur Versöhnung mit der Vernunft bringen wollte, war doch stets getragen durch einen wahrhaft gotteskindlichen Glauben.
„Der Glaube ist einfach. Wir glauben an Gott – an Gott, den Ursprung und das Ziel menschlichen Lebens. An den Gott, der sich auf uns Menschen einlässt, der unsere Herkunft und unsere Zukunft ist. So ist Glaube immer zugleich Hoffnung, Gewissheit, dass wir Zukunft haben und dass wir nicht ins Leere fallen. Und der Glaube ist Liebe, weil Gottes Liebe uns anstecken möchte.“ Das sagte Benedikt XVI. in seiner vielleicht schönsten Predigt 2006 in Regensburg.
Und mit nur fünf einfachen Worten hatte er den Glauben in seiner ganzen „Einfachheit“ mit dem Motto seines Deutschlandbesuchs auf den Punkt gebracht: „Wer glaubt, ist nie allein.“
So mischte sich in die erste Trauer große Dankbarkeit: Benedikt hat Altötting mit seinem Tod nicht alleingelassen, sondern einen Fürsprecher im Himmel geschenkt.
Wolfgang Terhörst
Redaktionsleiter
„Bei der Gnadenmutter zu Hause“
Stadtpfarrer Klaus Metzl zum Tod Benedikt XVI. im Wortlaut:
„Mit kaum einem anderen Ort in seiner bayerischen Heimat war Papst Benedikt so emotional verbunden wie mit Altötting. Er selber sagte einmal: Die gemeinsamen Wallfahrten mit meinen Eltern und Geschwistern an den Gnadenort gehören zu meinen frühesten und schönsten Erinnerungen. Der stärkste Eindruck war natürlich die Gnadenkapelle, ihr geheimnisvolles Dunkel, die kostbar gekleidete schwarze Madonna. Dieser Madonna hat er bei seiner Pastoralreise durch Bayern am 11. September 2006 seinen Bischofsring zu Füßen gelegt, den Ring, dem ihm seine Geschwister Maria und Georg zu seiner Bischofsweihe am 28. Mai 1977 geschenkt hatten, und den er fast 28 Jahre lang getragen hatte, bis er ihn mit dem Fischerring des Petrus-Amtes tauschte. Diese bescheidene und stille Geste des Papstes sagt mir, dass er sich und seinen Dienst als Bischof und Papst ganz bewusst dem besonderen Schutz der Gnadenmutter von Altötting anvertraut hatte.
Hier bei der Gnadenmutter von Altötting wusste er sich zu Hause. Hier war er in Frieden. Und so bin ich mir sicher, dass ihn die Muttergottes, Unsere Liebe Frau von Altötting, nun bei der Hand nimmt und ihn zu Jesus ihrem Sohn geleiten wird, dem Licht und dem Leben entgegen, dem er als einfacher Arbeiter im Weinberg des Herrn nachgefolgt und bis zuletzt treu gedient hat.“