Das glauben wir

Der Himmel ist da, wo sich Menschen auf Gott einlassen

Redaktion am 28.10.2024

2024 10 27 pb alb papst benedikt XVI betende haende Foto: Werner Friedenberger
Eine Beziehung mit Gott trägt über den Tod hinaus: Die betenden Hände von Papst Benedikt XVI., aufgenommen in der Anbetungskapelle Altötting.

Spurensuche: Was dachte Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI. über Tod, Auferstehung und ewiges Leben?

Escha­to­lo­gie – die Leh­re von den letz­ten Din­gen, von Tod und Auf­er­ste­hung, Unsterb­lich­keit der See­le, Him­mel, Fege­feu­er und Höl­le, und wie der Theo­lo­ge Pro­fes­sor Dr. Joseph Ratz­in­ger die­se Din­ge sieht. Ein nicht gera­de ein­fa­ches The­ma, das sich der Theo­lo­gi­sche Lei­ter des Geburts­hau­ses von Papst Bene­dikt XVI., Dr. Franz Harin­ger aus­ge­sucht hat zur letz­ten Mati­nee vor der Winterschließungszeit.

Wo kom­me ich her? Wo gehe ich hin? Wel­che Hoff­nung besteht aus der Sicht des Glau­bens? Die­sen Urfra­gen eines jeden Men­schen geht man im Geburts­haus von Anfang an auf den Grund und sucht nach Ant­wor­ten, vor allem in der Theo­lo­gie Joseph Ratz­in­gers. Wenn Men­schen fra­gen, was nach dem Tod kommt, tau­chen bei nicht weni­gen Bil­der aus dem Mit­tel­al­ter auf, wo man Him­mel, Fege­feu­er und Höl­le wirk­mäch­tig dar­ge­stellt hat, allen vor­an die Qua­len im Fege­feu­er und die ewi­ge Ver­damm­nis der Hölle.

Seit der Mit­te des letz­ten Jahr­hun­derts beschäf­tig­te sich Ratz­in­ger sehr inten­siv, wie er sel­ber sagt, mit die­sem The­ma und ver­fass­te am Ende sei­ner aka­de­mi­schen Lauf­bahn ein Lehr­buch über die Escha­to­lo­gie, das bis heu­te ein theo­lo­gi­scher Klas­si­ker ist. Es gelang Dr. Harin­ger, den Zuhö­rern die doch recht kom­pli­zier­te Mate­rie her­un­ter­zu­bre­chen auf eine ver­ständ­li­che Ebe­ne, in ver­ständ­li­cher Spra­che und durch pas­sen­de Bei­spie­le ergänzt.

Alle Men­schen wol­len eine Spur hin­ter­las­sen, die bleibt. Aber was bleibt? Das Geld nicht. Auch die Gebäu­de blei­ben nicht; eben­so wenig die Bücher. Nach einer gewis­sen, mehr oder weni­ger lan­gen Zeit ver­schwin­den alle die­se Din­ge. Das ein­zi­ge, was ewig bleibt, ist die mensch­li­che See­le, der von Gott für die Ewig­keit erschaf­fe­ne Mensch. Die Frucht, die bleibt, ist daher das, was wir in die mensch­li­chen See­len gesät haben – die Lie­be, die Erkennt­nis; die Ges­te, die das Herz zu berüh­ren ver­mag; das Wort, das die See­le der Freu­de des Herrn öff­net. Bre­chen wir also auf und bit­ten den Herrn, er möge uns hel­fen, Frucht zu brin­gen, eine Frucht, die bleibt. Nur so wird die Erde vom Tal der Trä­nen in einen Gar­ten Got­tes verwandelt.”

Papst Benedikt XVI., Hl. Messe vor dem Konklave am 18.4.2005

Wenn Ratz­in­ger vom Him­mel spricht, ist weder ein Ort gemeint, noch ein ein­zel­nes Ereig­nis. Him­mel ist da, wo Men­schen in Bezie­hung tre­ten mit einem per­so­na­len Gott, wo sie im Leben und im Ster­ben sich ganz ein­las­sen kön­nen auf ihn. Him­mel ist dort, wo wir mit Men­schen, denen wir ein Leben lang ver­bun­den sind und waren, über den Tod hin­aus in Bezie­hung blei­ben. Him­mel ist dem­nach die von Gott geschenk­te Gemein­schaft mit ihm und allen ande­ren Men­schen, die end­gül­ti­ge Gebor­gen­heit. Him­mel ist da, wo wir auch mit dem Kos­mos in guter Art und Wei­se in Ein­klang sind. 

Und weil das in den sel­tens­ten Fäl­len gelingt, braucht es eine Rei­ni­gung durch die Kraft des Herrn, ein Repa­rie­ren die­ser man­gel­haf­ten Bezie­hun­gen, einen Vor­gang, der das ver­schlos­se­ne Herz frei­brennt und umschmilzt. Die Bibel spricht sinn­bild­lich von Fege­feu­er, vom Pur­ga­to­ri­um, einem Rei­ni­gungs­ort, wenn man den Begriff rich­tig über­setzt. Mit Höl­le ist dem­nach die tota­le Bezie­hungs­lo­sig­keit gemeint, die bewuss­te Ent­fer­nung von Gott und den Men­schen, eine selbst­ge­wähl­te Ein­sam­keit und Ver­las­sen­heit, fern vom Mit­ein­an­der und fern vom Kos­mos. Eine fal­sche Bezie­hung zu Gott, zur Schöp­fung und zu den Men­schen kann die Höl­le sein.

Ich ste­he vor der letz­ten Weg­stre­cke mei­nes Lebens und weiß nicht, was mir ver­hängt sein wird. Aber ich weiß, dass das Licht Got­tes da ist, dass er auf­er­stan­den ist, dass sein Licht stär­ker ist als alles Dun­kel; dass Got­tes Güte stär­ker ist als alles Böse die­ser Welt. Und das lässt mich in Gewiss­heit weitergehen.”

Papst Benedikt XVI., Predigt zum 85. Geburtstag 2012

Ein wei­te­rer Gedan­ke im Vor­trag bezog sich auf die Bezie­hung der Leben­den zu den Toten und umge­kehrt. In der Theo­lo­gie Ratz­in­gers gilt es als selbst­ver­ständ­lich, dass man in Bezie­hung mit ihnen steht, dass die Leben­den für die Toten beten sol­len und dass umge­kehrt die, die bereits am Ziel sind, ein gutes Wort für uns Irdi­sche ein­le­gen. Das geht über die Schwel­le von dies­seits und jen­seits hin­aus, der Tod ist nicht die ent­schei­den­de Gren­ze“, sag­te Dr. Haringer.

Schließ­lich beleuch­te­te er noch das The­ma See­le und Leib: Was exis­tiert wei­ter? Ist der Mensch ganz weg oder kommt er als Gan­zes in den Him­mel? Nach der Leh­re Ratz­in­gers ist die See­le unsterb­lich – nicht aus eige­ner Kraft, son­dern weil der Schöp­fer mit jedem Men­schen einen Dia­log begin­nen möch­te, der auch im Tod nicht auf­hört. Die See­le, die so in den Him­mel gelangt, hofft zugleich dar­auf, einen ver­wan­del­ten Leib zu erhalten.

Als Zusam­men­fas­sung, gleich­sam als Quint­essenz füg­te der Papst­haus­lei­ter noch zwei denk­wür­di­ge Zita­te von Joseph Ratzinger/​Papst Bene­dikt XVI. an.

Text: Moni­ka Kleiner

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