Die Pastoralen Räume sind eine Antwort auf den Priester- und Personalmangel in der Kirche von Passau. Sie sollen künftig helfen, die Pfarrverbände und Pfarreien besser zu vernetzen und die Kräfte zu bündeln. „Wir wollen unterschiedliche Erfahrungsräume von Gebet und liturgischem Feiern eröffnen, in denen Menschen die Gegenwart Gottes feiern und ihm die Ehre geben können“, heißt es dazu in einem Strategiepapier. Man hat dabei die Vielfalt der Menschen ebenso im Blick wie die unterschiedlichen Generationen.
„Wie eine große Pfarrei“, so die Kurzformel von Dompropst Dr. Michael Bär, umspannt ein Pastoraler Raum mehrere Pfarreien und deren Orte, an denen konkret und auf verschiedene Weise Seelsorge geleistet wird – z. B. in der Jugend‑, Sakramenten- und Trauerpastoral. Im gleichen Atemzug betont Bär freilich auch, dass keine lebensfähige Pfarrei aufgelöst wird. Bereits bestehende und bewährte Strukturen spielen im gesamten Entwicklungsprozess der Pastoralen Räume eine wesentliche Rolle. Jugendbüros, Bildungshäuser mit ihren Netzwerken, Verbände, geistliche Gemeinschaften und dergleichen sind als wertvolle Kooperationspartner an der Gestaltung der Pastoralen Räume maßgeblich beteiligt – etwa in der Firmvorbereitung. Im Bistum Passau sind 18 solcher Pastoraler Räume geplant.
Eine Vorreiterrolle in diesem Prozess hat das Dekanat Passau, das mit seinen sieben Pfarrverbänden deckungsgleich ist mit dem Pastoralen Raum und damit beste Startbedingungen vorweist. Gemeinsam hat eine Steuerungsgruppe in den vergangenen zweieinhalb Jahren ein Pastorales Konzept für diesen Raum entwickelt. „Spezifika erhalten, Gemeinsames wagen“, lautet der Titel des Konzepts, das ausdrücklich einen dynamischen Charakter haben soll, damit es weiterentwickelt werden kann. In der Hauptsache geht es darum, auszuloten, welche Bereiche besser gemeinsam bewältigt werden können. Dazu gehören koordinierte Gottesdienste genauso wie etwa Besuchsdienste, Caritas, Notfallseelsorge, Ausflüge, Firmvorbereitung oder die Kirchenmusik. „Konkret geht es darum, auszuloten, was ein Pfarrverband in der Seelsorge nicht mehr alleine schafft und was man miteinander besser bewältigen kann“, erklärt Dr. Bär. Die Zusammenarbeit hat den Dompropst durchaus ermutigt. Man habe in vielen Bereichen gemerkt, dass es „grünt und blüht“.
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Ein Thema bei dieser Reform ist freilich auch das Kirchen- und Dienstrecht. So fällt wohl künftig die Dienst- und Fachaufsicht in die Zuständigkeit des jeweiligen Dekans. Kirchenrechtlich kein ganz einfacher Schritt. Aus diesem Grund wird das Dekanestatut derzeit von Generalvikar Josef Ederer überarbeitet. Das neue Regelwerk war bereits zur ersten Lesung im Bistumsrat und soll jetzt auch anderen Gremien vorgestellt werden.
Ganz wichtig für die Akzeptanz der neuen pastoralen Einheiten ist, dass sich die Menschen mitgenommen fühlen. Davon ist auch Dr. Bär überzeugt. Man habe das Thema mehrfach auf Dies und bei Dekanatstagen besprochen und werde dies auch weiter tun: „Es wissen alle Bescheid.“ Und die Passauer wollen auch andere an ihren Erfahrungen teilhaben lassen. So haben sie im Konzept beispielsweise sechs Tipps für eine gelingende Zusammenarbeit benannt. Dabei wird aufgeführt, was alles wichtig ist, damit die Zusammenarbeit gelingt und ein Bewusstsein für die neue Einheit geschaffen wird. Wichtige Punkte sind hier u. a.: Ehrenamtliche mitnehmen auf dem Weg, Geduld haben, über den Tellerrand hinausschauen, sich was Neues trauen, die Balance halten zwischen Pfarrei (Heimat) und Pastoralem Raum (Bereicherung).
Mittlerweile ist Passau auch nicht mehr allein unterwegs. Laut Dr. Bär tut sich auch in Freyung und in Neuötting schon einiges auf dem Weg zur größeren Einheit. Und Bär macht auch deutlich, dass das Konzept aus Passau „keine Blaupause ist, die für alle gelten muss“. Allerdings bleiben die Passauer Entwicklungen nicht unbemerkt. So gebe es etwa aus dem Bistum Regensburg schon Anfragen, wie denn die Umsetzung laufe.
Wolfgang Krinninger
Chefredakteur