Ein Charisma, das ist mehr als eine besondere Fähigkeit, mehr als ein Talent, auch mehr als eine persönliche Stärke. Denn ein Charisma ist etwas von Gott Gegebenes, etwas, das – wenn wir es nur wirksam werden lassen – unser Leben in allen Bereichen prägt; und gleichzeitig etwas, das unverzichtbar ist für eine Kirche im Aufbruch.
Im Bistum Passau werden bereits seit einiger Zeit auf verschiedenen Ebenen neue Aufbrüche gewagt, und so verwundert es wenig, dass Charismen in den Überlegungen derer, die für die Zukunft der Gemeinschaft der Gläubigen vor Ort Verantwortung tragen, eine ganz besondere Rolle spielen. Schon im vergangenen Jahr haben Priester, Diakone, Pastoral- und Gemeindereferentinnen und ‑referenten sich im Rahmen der Pastoraltagung mit der biblischen Grundlage der Charismen beschäftigt – heuer haben sie an die damals erarbeiteten Ergebnisse angeknüpft und ganz praktisch danach gefragt, wie eine konsequente Charismenorientierung sowohl das Selbstmanagement als auch die Zusammenarbeit vor Ort in den Pfarreien, Verwaltungseinheiten oder Verbänden positiv verändern könnte.
„Über Charismen“, so Bischof Oster, „kann man nicht nachdenken, ohne über den Heiligen Geist nachzudenken. Denn durch die Sakramente ist er in uns gegenwärtig.“ Doch nicht nur das: Der Heilige Geist sei nicht nur in uns, sondern wirke auch durch uns. Das gelte ganz besonders für jene, die sich ihm öffnen, mit ihm kooperieren, wie einst die Gottesmutter Maria in ihrem freien und doch gleichzeitig auch durch Gott gewirkten Ja.
Während ein Talent also etwas meine, das ganz in uns selbst verortet ist, sei ein Charisma etwas, in dem Menschliches und Göttliches zusammenfließen. „Ein Charisma“, so zeigte der Bischof, „erwächst aus der Anerkennung der Tatsache, dass Jesus der Herr meines Lebens ist, in all seinen Bereichen.“ Charismen könnten dabei durchaus an Stärken anknüpfen, genauso gut aber auch aus Schwächen erwachsen. Sie erweisen sich als Gaben, die uns nicht für uns selbst, zur Stärkung unseres Egos, gegeben sind, sondern um mitzuwirken am Aufbau der Gemeinschaft.
An diese Überlegung knüpften Prof. Helmut Roth und seine Frau Karin im zweiten Teil der Tagung an. Sie machten die Teilnehmer zunächst vertraut mit dem sogenannten DISG-Persönlichkeitsmodell, das einzelne Stärken – wie Empathie, Durchsetzungsfähigkeit, Loyalität und viele weitere Fähigkeiten – zu vier Persönlichkeitstypen ordnet. Im weiteren Verlauf zeigten sie auf, wie eine genaue Kenntnis des eigenen Typs das Selbstmanagement erleichtern und den Umgang untereinander verbessern kann, auch und gerade im pastoralen Wirken.
Eckdaten zur Pastoraltagung 2019:
Thema: „Charismenorientierung – Mitarbeiter im Fokus. Stärken, Fähigkeiten, Motivation“. Im Zentrum stand die Frage, wie die pastoralen Mitarbeiter des Bistums ihre Charismen erkennen und für den Aufbau der Gemeinschaft fruchtbar machen können.
Schwerpunkte: Was sind Charismen und wie unterscheiden sie sich von Talenten? Wie lässt sich mit Hilfe des DISG-Persönlichkeitsmodells eine charismenorientierte Teamentwicklung initiieren?
Teilnehmer: An drei Terminen trafen sich insgesamt rund 260 Priester, Diakone und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Pastoralen Dienst.
Ziele: Die wichtigsten Protagonisten der Pastoral miteinander ins Gespräch zu bringen und ihnen ein Instrument an die Hand zu geben, um eigene und fremde Charismen aufzuspüren, sie weiterzuentwickeln und im Arbeitsalltag wirksam werden zu lassen.