Hier in Altötting stehen die Türen offen“, rief der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke den Gläubigen als Ehrengast des festlichen Pontifikalamts zum Hochfest Patrona Bavariae in der Basilika St. Anna zu, mit dem traditionell auch das aktuelle Wallfahrtsjahr eröffnet wird. Hankes Ausruf stimmte wortwörtlich, denn während der gesamten Feier stand das Hauptportal der großen Wallfahrtskirche weit offen und ließ neben strahlendem Sonnenschein an diesem 1. Mai 2024 immer wieder auch Menschen ein, angelockt durch die festlichen Klänge aus dem Inneren. Dem Eichstätter Bischof zur Seite standen am Altar Stadtpfarrer Klaus Metzl sowie weitere Konzelebranten, Diakone und Messdiener. Zahlreiche Gläubige genossen zusammen mit den Festgästen aus Politik, Gesellschaft, Vereinen und Verbänden die Krönungsmesse von Mozart, großartig dargeboten von Solisten sowie Kapellchor und Orchester unter der Leitung von Stiftskapellmeister Stefan Thinnes.
Bischof Hanke freilich meinte seine Aufforderung zu Beginn auch und vor allem im übertragenen Sinne: „Kommen Sie zur Muttergottes. Der Weg zu Maria ist kein Umweg – er führt zu Christus.“ Wie lange dieser Weg in der Heilsgeschichte schon vorgezeichnet war, führte Hanke später in seiner Predigt aus, deren Leitmotiv die „Mutter“ war. Mütter opferten oft viel Lebenskraft, um ihre Kinder großzuziehen. Da täten Anerkennung und Liebe gut, meinte der Bischof auch mit Verweis auf den in Kürze anstehenden „sogenannten Muttertag“. Dann eine überraschende Frage: „Hat Jesus seine Mutter geliebt?“ Freilich! – würde wohl jeder spontan ausrufen. Doch warum rede Jesus seine Mutter dann zwei Mal vermeintlich schroff mit „Frau“ an, so der Festprediger. Einmal bei der Hochzeit von Kana: „Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ (Joh 2,3−4) und dann gar unter dem Kreuz: „Als Jesus die Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zur Mutter: Frau, siehe, dein Sohn!“ (Joh 19,26)
Dennoch dürften wir fest davon ausgehen, dass Jesus seine Mutter sehr geliebt und geschätzt hat, bekräftigte Bischof Hanke. Denn mit der Anrede „Frau“ erhebe er Maria in eine wichtige Stellung der Heilsgeschichte. Jesus greife dafür auf den Bericht im Paradies zurück, in dem die Schlange als Symbol für den Teufel vom Baum herab Eva zum Bösen verführte. Demgegenüber sei Jesus der „neue Adam“, der vom Baum des Kreuzes herab Erlösung und ewiges Leben bringe. Seine Mutter habe er mit der Anrede „Frau“ gewissermaßen als „neue Eva“ eingesetzt. In und mit Maria, so der Eichstätter Bischof, beginne die Kirche, die Frucht des Kreuzbaumes an die Menschen zu verteilen. Maria trage somit zum Erlösungswerk Christi bei. Mit ihrem Kleid schütze sie uns, die wir durch den Sündenfall einst nackt und wehrlos geworden waren, wie eine Mutter ihre Kinder schütze. Maria richte nicht, sondern leide mit allen, vermittele zwischen Himmel und Erde. Vor allem aber breite sie ihren Schutzmantel aus über uns, über Kirche und Land. Bischof Hanke weiter: „Deswegen sind wir heute nach Altötting gepilgert, um uns unter den Schutzmantel Mariens zu stellen“. Der Teufel aber vertrage keine Liebe – und deshalb werde er nicht siegen.
Hochfest Patrona Bavariae in Altötting – Impressionen
Im Anschluss an die Eucharistie konnte dann Stadtpfarrer Klaus Metzl in Stellvertretung von Diözesanbischof Stefan Oster vier Frauen und zwei Männer neu in die Schar der Pilgerbetreuerinnen und Pilgerbetreuer aufnehmen, aus deren Reihen auch die Fürbitten vorgetragen wurden. Metzl betonte die Bedeutung der an ihren marianisch-blauen Jacken erkennbaren Freiwilligen für die Willkommenskultur am Gnadenort, bevor er schließlich nach einem großen Dank an alle am Gottesdienst Beteiligten zum Schlusssegen an Bischof Gregor Maria Hanke übergab.
Die Gestaltung des Nachmittags am Hochfest Patrona Bavariae lag dann ganz in den Händen von Stadtpfarrer und Wallfahrtsrektor Klaus Metzl: Zunächst leitete er die festliche Vesper um 15 Uhr in der Stiftspfarrkirche, musikalisch wie stets gekonnt gestaltet durch die Schola Autingensis. Den stimmungsvollen Abschluss des Festtages bildete dann die erste Maiandacht um 19 Uhr in der Stiftspfarrkiche mit anschließender Lichterprozession um die Gnadenkapelle.
Wolfgang Terhörst
Redaktionsleiter
„Nichts entgegenzusetzen“ – Bischof Hanke beim Eintrag ins Goldene Buch
Von seiner humorvollen Seite zeigte sich Ehrengast Bischof Gregor Maria Hanke bei der Einladung zum Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Altötting am Mittag des 1. Mai. Erster Bürgermeister Stephan Antwerpen bezeichnete sich während seiner Begrüßung der geladenen Gäste als Sachwalter im Haus der Muttergottes – gemeinsam mit Administrator Klaus Metzl natürlich. Er sei allerdings näher dran, frotzelte Antwerpen mit Verweis auf die räumliche Nähe des Rathauses zur Gnadenkapelle. Bischof Hanke konterte souverän: „Die Stadt hat’s auch nötiger.“ Möge die Nähe des Rathauses zum Haus der Muttergottes für einen Gebetsfunkenflug sorgen, der den Ratsherren bei schwierigen Entscheidungen helfe. Launig auch die Erklärung für sein spätes Eintreffen im Rathaus. Er habe erst noch die Fußwallfahrer aus Gangkofen begrüßen und ihnen zugerufen: „Auf euch wartet die Muttergottes – und ein kühles Bier!“ Jedenfalls fühle er sich in Altötting seit Kindertagen wohl, so der Eichstätter Bischof und gab neidlos zu: „Altötting ist das geistige Herz Bayerns. Da haben wir nichts entgegenzusetzen.“
Wolfgang Terhörst