Wallfahrt

Ein Bayer geht nach Rom

Redaktion am 25.07.2023

2023 07 24 pb alb rom pilgerzentrum Foto: Christian Böck
Anlaufstelle für deutsche Rompilger – das Pilgerzentrum in Rom. Künftig wird es der Niederbayer Christian Böck leiten. Leicht zu finden ist das Pilgerzentrum: Gegenüber befindet sich die Engelsburg.

Ob Karten für Generalaudienzen, Messen mit dem Papst auf dem Petersplatz oder die Organisation einer Rom-Reise: Das deutschsprachige Pilgerzentrum in der Ewigen Stadt hilft. Jetzt kommt ein neuer Direktor: Christian Böck, bisher Pfarrer in Fürstenzell.

25-jäh­ri­ges Pries­ter­ju­bi­lä­um fei­ern Sie die­ses Jahr – und jetzt dach­ten Sie, da mach ich noch­mal was ganz Neues…Wie ist das gekom­men?
Chris­ti­an Böck: Ganz kon­kret war, dass ich eben jetzt schon eini­ge Jah­re in Fürs­ten­zell im Pfarr­ver­band gear­bei­tet habe als Pfar­rer und irgend­wo steht dann nach eini­gen Jah­ren doch mal ein Wech­sel an. Und vor drei Jah­ren hat der Herr Gene­ral­vi­kar ein Schrei­ben an alle Pries­ter gerich­tet: Wenn Sie sich ver­än­dern möch­ten die nächs­ten Jah­re, dann bit­te mel­den!“ Da bin ich ins Nach­den­ken gekom­men, was ich eigent­lich noch machen will und es war immer so ein biss­chen die Sehn­sucht in mir, mal was ganz Ande­res zu machen, etwas, das ich in mei­ner Jugend schon erlebt habe und was ich als sehr sinn­voll und schön emp­fun­den habe. Dann hab ich ein­fach beim Aus­lands­se­kre­ta­ri­at der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz in Bonn nach­ge­fragt, ob die irgend eine Ver­wen­dung hät­ten für mich. 

Es gab ja dann auch ein Gespräch mit Bischof Ste­fan Oster, der hat Sie bestärkt?
Chris­ti­an Böck: Zunächst ein­mal war lan­ge kei­ne Reak­ti­on von der Diö­ze­se Pas­sau auf mein Ansin­nen zu hören. Dann habe ich beim Gene­ral­vi­kar nach­ge­fragt – und der war nicht sehr begeis­tert von mei­nem Vor­ha­ben. Nach­dem ich aber näher erklärt habe, was mich an die­ser Auf­ga­be in der Ewi­gen Stadt so begeis­tert, war Bischof Ste­fan der­je­ni­ge, der gesagt hat: Ja, das hört sich gut an, das ist sehr sinn­voll, was Sie da den­ken. Gera­de auch mit Men­schen zusam­men zu sein, die unter­wegs sind in Rom, um die hei­li­gen Stät­ten zu erschlie­ßen.“ Bischof Ste­fan gab dann letzt­end­lich grü­nes Licht.

2023 07 24 pb alb rom pfarrer boeck Foto: Pfarrvikar Joseph Amalraj
Pfarrer Christian Böck in der Pfarrkirche von Fürstenzell. Jetzt geht der Seelsorger nach Rom, um dort als Direktor das deutschsprachige Pilgerzentrum zu leiten.

14 Jah­re waren Sie jetzt in Fürs­ten­zell, auch eine lan­ge Zeit. Wor­auf bli­cken Sie gern zurück, wenn Sie die Zeit im Bis­tum Pas­sau Revue pas­sie­ren las­sen?
Chris­ti­an Böck: Ich bli­cke auf alle mei­ne Stel­len, die ich bis­her hat­te – von Eichen­dorf über Frey­ung, Büchl­berg, Denk­hof und Fürs­ten­zell – immer mit gro­ßer Freu­de und Zufrie­den­heit zurück. Und ich den­ke mir: Ja, du hast es eigent­lich rich­tig gemacht, die­ser Beruf füllt dich aus. Über­all hat­te ich Orte, an denen ich wirk­lich ger­ne war und wo mich Men­schen unter­stützt haben und ich sie hof­fent­lich auch in ihrem reli­giö­sen Leben.

Aber die Vor­freu­de auf Rom über­wiegt – oder wie geht es Ihnen jetzt?
Chris­ti­an Böck: Es ist eher wirk­lich eine Auf­re­gung, eine Umbruchs­si­tua­ti­on, wie ich sie in mei­nem Leben noch nie erlebt habe. Also in mei­nem Alter, ich bin 52 Jah­re alt, da noch­mal einen ganz neu­en Auf­bruch machen in ein neu­es Land, Ita­li­en, nach Rom, das ich zwar aus der Stu­di­en­zeit schon ken­ne und aus vie­len Auf­ent­hal­ten, aber es ist doch eine ande­re Sache, wenn man dort lebt und arbei­tet. Es ist schon ein Los­las­sen. Und ich mer­ke: Los­las­sen ist oft wirk­lich sehr, sehr schwie­rig. Gewohn­tes, Schö­nes los­las­sen und die Arme aus­brei­ten für etwas Neu­es, Unge­wohn­tes, mit Unsi­cher­hei­ten Behaf­te­tes ist nicht so einfach. 

Rom ist Ihnen nicht fremd oder neu – Sie haben die Stadt ja schon vor gerau­mer Zeit ken­nen und lie­ben gelernt…Kann man das so sagen?
Chris­ti­an Böck: Ja, das kann man auf alle Fäl­le so sagen, denn ich war als Stu­dent ein Jahr in Rom an der Päpst­li­chen Uni­ver­si­tät Gregoriana.Ich habe da wirk­lich eine Lie­be gefasst zu Rom – und für mich sel­ber, für mein Leben, für mein theo­lo­gi­sches Den­ken, für mei­ne Aus­rich­tung viel gelernt.

Was sind denn alles Ihre Auf­ga­ben als Direk­tor des deutsch­spra­chi­gen Pil­ger­zen­trums in Rom?
Chris­ti­an Böck: Die zen­tra­le Auf­ga­be des Pil­ger­zen­trums ist, Pil­ger deut­scher Spra­che zu emp­fan­gen in Rom, Hil­fe­stel­lun­gen zu geben, vor allem auch die Ein­tritts­kar­ten für die Papst­au­di­enz zu besor­gen, die man dort bestel­len kann. Anlauf­stel­le sein für Pro­ble­me, auch Got­tes­diens­te mit Pil­ger­grup­pen zu fei­ern, die even­tu­ell ohne Pries­ter kom­men, beson­de­re Mess­or­te in Rom vor­zu­be­stel­len und ein­fach schau­en, dass die Men­schen eine gute Beglei­tung haben auf ihrem Pil­ger­weg zu den Apostelgräbern.

Ich freue mich über jeden, der vor­bei­schaut. Was­ser gibt’s und einen Kaf­fee natür­lich auch.”

Pfarrer Christian Böck

Waren Sie schon vor Ort – und wann geht es rich­tig los?
Chris­ti­an Böck: Ja, ich bin jetzt beim Umzie­hen und im Orga­ni­sie­ren. Ich sel­ber wer­de run­ter­flie­gen nach Mariä Him­mel­fahrt. Am 1. Sep­tem­ber ist dann die Amts­über­nah­me und am 12. Sep­tem­ber gibt’s eine offi­zi­el­le mit Weih­bi­schof Mathi­as König (Pader­born), Beauf­trag­ter der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz für die deutsch­spra­chi­ge Auslandsseelsorge.

Rom – die Hei­li­ge Stadt, Zen­trum des christ­li­chen Glau­bens. Das ist dann auch was Beson­de­res, hier sei­nen Dienst tun zu kön­nen, oder?
Chris­ti­an Böck: Ich den­ke schon, dass das was Beson­de­res ist. Es ist sicher eine Her­aus­for­de­rung, in einer Mil­lio­nen­stadt zu leben, die für mein Dafür­hal­ten genau­so säku­lar ist wie jede ande­re Groß­stadt in Euro­pa. Beson­ders an Rom ist, dass der Papst im Vati­kan dort lebt und es in der Stadt beson­de­re Stät­ten der Chris­ten­heit gibt wie die Grä­ber der Apos­tel Petrus und Pau­lus. Eben­so wer­den wich­ti­ge Ent­schei­dun­gen für die Welt­kir­che von Rom aus gefasst. Aber natür­lich auch das Flair, der ita­lie­ni­sche Lebens­stil, beson­ders auch der römi­sche – fas­zi­niert vie­le Men­schen und lässt sie immer wie­der nach Rom kommen.

2023 07 24 pb alb rom engelsburg Foto: Christian Böck
Leicht zu finden ist das Pilgerzentrum: Gegenüber befindet sich die Engelsburg.

Wer ist denn aber ihr Chef vor Ort, wenn der Trä­ger die Bischofs­kon­fe­renz ist …?
Chris­ti­an Böck: Die Deut­sche Bischofs­kon­fe­renz ist der Auf­trag­ge­ber und der Trä­ger, wobei man wis­sen muss, dass das Pil­ger­zen­trum eine Rechts­form vor dem ita­lie­ni­schen Gesetz braucht. Und das ist eine Stif­tung; Vor­sit­zen­de die­ser Stif­tung und damit auch mei­ne Che­fin ist Dr. Bea­te Gil­les, Gene­ral­se­kre­tä­rin der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz. Ich habe also das ers­te mal in mei­nem Leben eine Che­fin, ganz was Neues.

Auf was freu­en Sie sich beson­ders – was wer­den Sie beson­ders ver­mis­sen?
Chris­ti­an Böck: Ich freue mich sehr stark auf die neue Her­aus­for­de­rung. 25 Jah­re lang war ich in der Pfarr­seel­sor­ge und jetzt mal eine ganz ande­re Auf­ga­be, ganz ande­re Men­schen tref­fen, ganz ande­re Pro­blem­stel­lun­gen haben. Und das ist etwas, das pri­ckelt in mir, dass ich so etwas ein­fach mal anpa­cken darf. Dar­um bin ich auch Bischof Ste­fan so dank­bar, dass er mir das ermög­licht hat. Zunächst bin ich jetzt für fünf Jah­re frei­ge­stellt für den Dienst in Rom, dann keh­re ich wohl wie­der zurück, um eine neue Auf­ga­be in der Diö­ze­se zu über­neh­men. Schwer wird mir fal­len, dass ich lie­be Men­schen zurück­las­sen muss, mei­ne Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen, einen tol­len und schö­nen Freun­des­kreis, den ich habe, lie­be Men­schen, die Gesprä­che mit ihnen, das Zusam­men­sein, das wird hart.

Und der Gedan­ke, dass ich da ein­sam und allei­ne in einer römi­schen Woh­nung sit­ze und kaum jeman­den per­sön­lich ken­ne, das bohrt ein biss­chen. Ich bin mir jedoch sicher, mich schnell ein­zu­ge­wöh­nen. Dar­auf freue ich mich natür­lich schon. Aber zunächst ein­mal habe ich ein gro­ßes Loch vor mir, was die mensch­li­chen Bezie­hun­gen betrifft.

Wir sind am Ende ange­langt. Ihnen alles Gute und dan­ke für das Gespräch! Und wenn es mög­lich ist, dann sehen wir uns in Rom. Wenn ich dort bin, schaue ich auf jeden Fall vor­bei …
Chris­ti­an Böck: Sehr gut, ich freue mich auf Sie und auf ganz, ganz vie­le Men­schen, die kom­men und uns besu­chen. Viel­leicht kann ich noch sagen, wo das Deut­sche Pil­ger­zen­trum über­haupt ist in Rom. Es liegt in der Via del Ban­co Spi­ri­to San­to 56,00186 Roma) Leicht zu fin­den! Gegen­über von der Engels­burg, die Gas­se wei­ter­ge­hen, recht­erhand, da ist das Büro der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz, man sieht auch schon die deut­sche Beschrif­tung am Schau­fens­ter. Ich freue mich über jeden, der vor­bei­schaut. Was­ser gibt’s und einen Kaf­fee natür­lich auch. 

Thomas Koenig

Thomas König

Fachadministrator Medienportal Bistum Passau

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