25-jähriges Priesterjubiläum feiern Sie dieses Jahr – und jetzt dachten Sie, da mach ich nochmal was ganz Neues…Wie ist das gekommen?
Christian Böck: Ganz konkret war, dass ich eben jetzt schon einige Jahre in Fürstenzell im Pfarrverband gearbeitet habe als Pfarrer und irgendwo steht dann nach einigen Jahren doch mal ein Wechsel an. Und vor drei Jahren hat der Herr Generalvikar ein Schreiben an alle Priester gerichtet: „Wenn Sie sich verändern möchten die nächsten Jahre, dann bitte melden!“ Da bin ich ins Nachdenken gekommen, was ich eigentlich noch machen will und es war immer so ein bisschen die Sehnsucht in mir, mal was ganz Anderes zu machen, etwas, das ich in meiner Jugend schon erlebt habe und was ich als sehr sinnvoll und schön empfunden habe. Dann hab ich einfach beim Auslandssekretariat der Deutschen Bischofskonferenz in Bonn nachgefragt, ob die irgend eine Verwendung hätten für mich.
Es gab ja dann auch ein Gespräch mit Bischof Stefan Oster, der hat Sie bestärkt?
Christian Böck: Zunächst einmal war lange keine Reaktion von der Diözese Passau auf mein Ansinnen zu hören. Dann habe ich beim Generalvikar nachgefragt – und der war nicht sehr begeistert von meinem Vorhaben. Nachdem ich aber näher erklärt habe, was mich an dieser Aufgabe in der Ewigen Stadt so begeistert, war Bischof Stefan derjenige, der gesagt hat: „Ja, das hört sich gut an, das ist sehr sinnvoll, was Sie da denken. Gerade auch mit Menschen zusammen zu sein, die unterwegs sind in Rom, um die heiligen Stätten zu erschließen.“ Bischof Stefan gab dann letztendlich grünes Licht.
14 Jahre waren Sie jetzt in Fürstenzell, auch eine lange Zeit. Worauf blicken Sie gern zurück, wenn Sie die Zeit im Bistum Passau Revue passieren lassen?
Christian Böck: Ich blicke auf alle meine Stellen, die ich bisher hatte – von Eichendorf über Freyung, Büchlberg, Denkhof und Fürstenzell – immer mit großer Freude und Zufriedenheit zurück. Und ich denke mir: Ja, du hast es eigentlich richtig gemacht, dieser Beruf füllt dich aus. Überall hatte ich Orte, an denen ich wirklich gerne war und wo mich Menschen unterstützt haben und ich sie hoffentlich auch in ihrem religiösen Leben.
Aber die Vorfreude auf Rom überwiegt – oder wie geht es Ihnen jetzt?
Christian Böck: Es ist eher wirklich eine Aufregung, eine Umbruchssituation, wie ich sie in meinem Leben noch nie erlebt habe. Also in meinem Alter, ich bin 52 Jahre alt, da nochmal einen ganz neuen Aufbruch machen in ein neues Land, Italien, nach Rom, das ich zwar aus der Studienzeit schon kenne und aus vielen Aufenthalten, aber es ist doch eine andere Sache, wenn man dort lebt und arbeitet. Es ist schon ein Loslassen. Und ich merke: Loslassen ist oft wirklich sehr, sehr schwierig. Gewohntes, Schönes loslassen und die Arme ausbreiten für etwas Neues, Ungewohntes, mit Unsicherheiten Behaftetes ist nicht so einfach.
Rom ist Ihnen nicht fremd oder neu – Sie haben die Stadt ja schon vor geraumer Zeit kennen und lieben gelernt…Kann man das so sagen?
Christian Böck: Ja, das kann man auf alle Fälle so sagen, denn ich war als Student ein Jahr in Rom an der Päpstlichen Universität Gregoriana.Ich habe da wirklich eine Liebe gefasst zu Rom – und für mich selber, für mein Leben, für mein theologisches Denken, für meine Ausrichtung viel gelernt.
Was sind denn alles Ihre Aufgaben als Direktor des deutschsprachigen Pilgerzentrums in Rom?
Christian Böck: Die zentrale Aufgabe des Pilgerzentrums ist, Pilger deutscher Sprache zu empfangen in Rom, Hilfestellungen zu geben, vor allem auch die Eintrittskarten für die Papstaudienz zu besorgen, die man dort bestellen kann. Anlaufstelle sein für Probleme, auch Gottesdienste mit Pilgergruppen zu feiern, die eventuell ohne Priester kommen, besondere Messorte in Rom vorzubestellen und einfach schauen, dass die Menschen eine gute Begleitung haben auf ihrem Pilgerweg zu den Apostelgräbern.
„Ich freue mich über jeden, der vorbeischaut. Wasser gibt’s und einen Kaffee natürlich auch.”
Waren Sie schon vor Ort – und wann geht es richtig los?
Christian Böck: Ja, ich bin jetzt beim Umziehen und im Organisieren. Ich selber werde runterfliegen nach Mariä Himmelfahrt. Am 1. September ist dann die Amtsübernahme und am 12. September gibt’s eine offizielle mit Weihbischof Mathias König (Paderborn), Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die deutschsprachige Auslandsseelsorge.
Rom – die Heilige Stadt, Zentrum des christlichen Glaubens. Das ist dann auch was Besonderes, hier seinen Dienst tun zu können, oder?
Christian Böck: Ich denke schon, dass das was Besonderes ist. Es ist sicher eine Herausforderung, in einer Millionenstadt zu leben, die für mein Dafürhalten genauso säkular ist wie jede andere Großstadt in Europa. Besonders an Rom ist, dass der Papst im Vatikan dort lebt und es in der Stadt besondere Stätten der Christenheit gibt wie die Gräber der Apostel Petrus und Paulus. Ebenso werden wichtige Entscheidungen für die Weltkirche von Rom aus gefasst. Aber natürlich auch das Flair, der italienische Lebensstil, besonders auch der römische – fasziniert viele Menschen und lässt sie immer wieder nach Rom kommen.
Wer ist denn aber ihr Chef vor Ort, wenn der Träger die Bischofskonferenz ist …?
Christian Böck: Die Deutsche Bischofskonferenz ist der Auftraggeber und der Träger, wobei man wissen muss, dass das Pilgerzentrum eine Rechtsform vor dem italienischen Gesetz braucht. Und das ist eine Stiftung; Vorsitzende dieser Stiftung und damit auch meine Chefin ist Dr. Beate Gilles, Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz. Ich habe also das erste mal in meinem Leben eine Chefin, ganz was Neues.
Auf was freuen Sie sich besonders – was werden Sie besonders vermissen?
Christian Böck: Ich freue mich sehr stark auf die neue Herausforderung. 25 Jahre lang war ich in der Pfarrseelsorge und jetzt mal eine ganz andere Aufgabe, ganz andere Menschen treffen, ganz andere Problemstellungen haben. Und das ist etwas, das prickelt in mir, dass ich so etwas einfach mal anpacken darf. Darum bin ich auch Bischof Stefan so dankbar, dass er mir das ermöglicht hat. Zunächst bin ich jetzt für fünf Jahre freigestellt für den Dienst in Rom, dann kehre ich wohl wieder zurück, um eine neue Aufgabe in der Diözese zu übernehmen. Schwer wird mir fallen, dass ich liebe Menschen zurücklassen muss, meine Familienangehörigen, einen tollen und schönen Freundeskreis, den ich habe, liebe Menschen, die Gespräche mit ihnen, das Zusammensein, das wird hart.
Und der Gedanke, dass ich da einsam und alleine in einer römischen Wohnung sitze und kaum jemanden persönlich kenne, das bohrt ein bisschen. Ich bin mir jedoch sicher, mich schnell einzugewöhnen. Darauf freue ich mich natürlich schon. Aber zunächst einmal habe ich ein großes Loch vor mir, was die menschlichen Beziehungen betrifft.
Wir sind am Ende angelangt. Ihnen alles Gute und danke für das Gespräch! Und wenn es möglich ist, dann sehen wir uns in Rom. Wenn ich dort bin, schaue ich auf jeden Fall vorbei …
Christian Böck: Sehr gut, ich freue mich auf Sie und auf ganz, ganz viele Menschen, die kommen und uns besuchen. Vielleicht kann ich noch sagen, wo das Deutsche Pilgerzentrum überhaupt ist in Rom. Es liegt in der Via del Banco Spirito Santo 56,00186 Roma) Leicht zu finden! Gegenüber von der Engelsburg, die Gasse weitergehen, rechterhand, da ist das Büro der Deutschen Bischofskonferenz, man sieht auch schon die deutsche Beschriftung am Schaufenster. Ich freue mich über jeden, der vorbeischaut. Wasser gibt’s und einen Kaffee natürlich auch.
Thomas König
Fachadministrator Medienportal Bistum Passau