Wenn die Pilgerleiter aus dem Umland zu Dutzenden nach Altötting kommen, dann ist wieder Zeit für Rückschau und Aussprache mit den Wallfahrtsverantwortlichen in Altötting. So trafen sich wie jedes Jahr zum Ende der aktuellen Saison auf Einladung von Wallfahrtsrektor Klaus Metzl heuer am 12. Oktober knapp 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Pilgerleitertagung im Begegnungszentrum St. Christophorus. Nach einer geistlichen Stärkung durch einen Gottesdienst in der Klosterkirche St. Konrad und einer leiblichen Kräftigung beim gemeinsamen Mittagessen begrüßte Prälat Metzl nochmals die Anwesenden und stellte den Tagungsverlauf sowie die Gäste auf dem Podium vor – darunter seine beiden Stellvertreter Kapuzinerpater Br. Marinus Parzinger und Paulinerpater Benjamin Bakowski.
Dann übergab er das Wort an Ersten Bürgermeister Stephan Antwerpen, der die Bedeutung der Wallfahrt für Altötting und die gute Zusammenarbeit mit den kirchlichen Verantwortlichen betonte. Für viele Wallfahrer erfreulich: Im kommenden Jahr werde ein oft monierter Missstand beseitigt und an der Busankunft Dultplatz eine neue Toilettenanlage gebaut, so Antwerpen.
Prälat Klaus Metzl erläuterte in seinem anschließenden Bericht, das Wallfahrtsmotto im kommenden Jahr – „Pilger der Hoffnung“ – greife das Leitmotiv des von Papst Franziskus ausgerufenen Heiligen Jahres 2025 in Rom auf. Es passe hervorragend zu einem Wallfahrtsort. Dass dieser Ort freilich im Wandel ist, zeigt eine Maßnahme, die er dann vorstellte: Beginnend mit Gnadenkapelle, Stiftspfarrkirche und St. Magdalena sollen sukzessive an den relevanten Orten im Gnadenort QR-Codes angebracht werden, mit denen Besucher Informationen in Form von Texten, Bildern und Filmen beispielsweise zur Geschichte oder zu einzelnen Objekten im Internet abrufen könnten. Das sei eine Reaktion auf die stark steigende Zahl von Individualpilgern.
Alltöttinger Pilgerleitertagung 2024 – Impressionen
Kurz ging Metzl dann auf die anstehenden Umbaumaßnahmen im Administrationsgebäude ein mit dem Ziel, am 16. April kommenden Jahres, dem Geburtstag Papst em. Benedikt XVI. die Neue Schatzkammer und das Wallfahrtsmuseum mit neuem Konzept wiederzueröffnen. Ein weiteres Gebäude beschäftigt die Verantwortlichen derzeit ebenfalls stark: die Wallfahrtsbasilika St. Anna. Diese gehört der Kapuzinerprovinz und steht auf dem Grund der Marianischen Männerkongregation (MC). 2028 läuft das Erbbaurecht aus und weder Orden noch MC sehen sich in der Lage, danach weiter für den Unterhalt des großen Gotteshauses aufzukommen. Gemeinsam mit der Diözese Passau habe man schließlich eine Lösung in Form einer gemeinnützigen Stiftung gefunden, erklärte der Wallfahrtsrektor. Privatpersonen könnten hier steuerlich von Zustiftungen profitieren. Aus den Zinserträgen des angedachten Stiftungsvermögens von zwei bis drei Millionen Euro solle dann die Basilika erhalten werden.
Insgesamt genieße Altötting eine hohe Attraktivität, bilanzierte Metzl. Er führte hier nicht nur die mehrtägigen Veranstaltungen wie den Adoratio-Kongress oder das Papst-Benedikt-Forum an, sondern auch die mittlerweile zehn Gottesdienstübertragungen pro Woche in Radio und Fernsehen, die sich großen Zuspruchs erfreuten. Zum Schluss verriet der Wallfahrtsrektor noch das Ziel der Altöttinger Pilgerfahrt 2025: Es geht nach Landshut, zum Gegenbesuch bei einer der ältesten Wallfahrten zum Gnadenort.
Als erster Gastredner erläuterte dann der neue Straubinger Pilgerleiter Jürgen Leiminger die aus seiner Sicht größten Herausforderungen einer Fußwallfahrt und vor allem, warum sie sich gegen eine Vereinsstruktur und für die Einbettung in Pfarrei- und Diözesanstrukturen entschieden hätten – ein Vortrag, dem seine Pilgerleiterkollegen mit großem Interesse folgten.
Noch mehr Aufmerksamkeit freilich erregten die Ausführungen von Hauptkommissar Jürgen Neumerkel zur Frage der Anmeldung einer Wallfahrt aus polizeilicher Sicht. Vor allem ausufernde Bürokratie und praxisferne Anweisungen etwa zu Straßensperrungen sorgten für einige Wortmeldungen. Mit Geduld und Humor konterte Neumerkel den Unmut – er sei schließlich nur Überbringer der Botschaft. Aber: Aus seiner Sicht ließen sich vor Ort immer pragmatische Lösungen finden.
War schon dieser Ausklang sehr versöhnlich, so sorgte die abschließende „Auszeit für die Seele“ in der Klosterkirche St. Magdalena für einen besinnlichen Abschluss. Instrumentalisten und Sänger unter der Leitung von Stiftskapellmeister Stephan Thinnes freuten sich ebenso über viele Besucher bei „Musik & Wort“, wie Bruder Marinus, der die ausgesucht schönen Musikstücke mit seinen ebenso tiefsinnigen wie anregenden Impulsen ergänzte.
Wolfgang Terhörst
Redaktionsleiter