Bistum

Abschied und Neubeginn

Redaktion am 01.03.2022

2022 02 28 pb alb st stephan martin dengler Foto: Wolfgang Krinninger
Regens Martin Dengler im leeren Speisesaal des Priesterseminars.

Dieses Jahr findet das letzte Propädeutikum in Passau statt. Künftig werden die Seminaristen diesen Abschnitt in Regensburg absolvieren. Bleibt die Frage: Was wird aus dem Priesterseminar St. Stephan? Erste Überlegungen hat Generalvikar Josef Ederer im Bistumsrat vorgestellt.

Seit 1828 bil­det St. Ste­phan am Pas­sau­er Dom­platz das Herz­stück der Pries­ter­aus­bil­dung für das Bis­tum Pas­sau. Einen gro­ßen Ein­schnitt gab es zu Beginn des Jah­res 2007 mit dem Beschluss, die Theo­lo­gi­sche Fakul­tät der Uni­ver­si­tät Pas­sau man­gels Stu­den­ten ruhen zu las­sen. Seit­dem leben und stu­die­ren die Pas­sau­er Pries­ter­amts­kan­di­da­ten in Regens­burg. Das Pries­ter­se­mi­nar St. Ste­phan bekam den Zuschlag für das Pro­pä­deu­ti­kum. Am 22. Sep­tem­ber 2008 zogen zum ers­ten Mal 26 Semi­na­ris­ten aus den vier süd­baye­ri­schen Diö­ze­sen Pas­sau, Regens­burg, Mün­chen-Frei­sing und Augs­burg im Pries­ter­se­mi­nar in Pas­sau ein. Sie wer­den dort inten­siv auf das Theo­lo­gie­stu­di­um vor­be­rei­tet. Auch eine fünf­wö­chi­ge Bibel­schu­le in Isra­el umfasst die­se Aus­bil­dung. Doch damit ist es nun in Pas­sau vorbei. 

Das ist kei­ne Ent­wick­lung von heu­te auf mor­gen“, erklärt Regens Mar­tin Deng­ler. Nach­dem Mün­chen aus dem gemein­sa­men Beschluss aus­ge­stie­gen war und sei­ne Pro­pä­deu­ti­ker aus Pas­sau abge­zo­gen hat­te, sank die Zahl der Semi­na­ris­ten stark. Von anfangs rund 25 jun­gen Män­nern auf rund 10 und nun im letz­ten Jahr­gang auf 4. Hier drückt sich frei­lich auch aus, dass immer weni­ger Män­ner Pries­ter wer­den wol­len. Letzt­lich erfolg­los blie­ben auch Gesprä­che über eine ver­stärk­te Koope­ra­ti­on bei der Pries­ter­aus­bil­dung mit dem Bis­tum Linz. 

Für Mar­tin Deng­ler ist des­halb der Fort­be­stand des Pas­sau­er Pries­ter­se­mi­nars in Regens­burg fol­ge­rich­tig. Und auch Genera­vi­kar Josef Ede­rer ist über­zeugt: Regens­burg liegt als Stand­ort für die kom­plet­te Pries­ter­aus­bil­dung nahe, da es dort bereits ein gemein­sa­mes neu­es Modell für die Stu­di­en­pha­se gibt und sich die Part­ner­schaft bewährt hat.“ Auf natio­na­ler Ebe­ne wer­de zudem aus­ge­lo­tet, ob die Bis­tü­mer die Pries­ter­aus­bil­dung lokal kon­zen­trie­ren könn­ten: Im Gespräch sind Bam­berg und Frei­burg als Pro­pä­deu­ti­kums-Semi­na­re und Mainz, Mün­chen und Müns­ter als Studienorte.

2022 02 28 pb alb st stephan Foto: Wolfgang Krinninger
Blick auf das Priesterseminar St. Stephan.

Die Stu­den­ten aus dem Bis­tum Pas­sau wer­den auch in Regens­burg einen Ansprech­part­ner aus Pas­sau haben: Der bis­he­ri­ge Sub­re­gens Chris­toph Leucht­ner, übri­gens selbst Absol­vent des ers­ten Pro­pä­deu­ti­ker-Jahr­gangs in Pas­sau, wird Nach­fol­ger von Mar­tin Deng­ler und damit der ers­te Pas­sau­er Regens in Regens­burg. Das neue Aus­bil­dungs­mo­dell tra­ge dazu bei, dass der Bezug zum Hei­mat­bis­tum erhal­ten und sogar inten­si­viert wer­de. Vor allem auf die Pra­xis­ver­tie­fung in der Stu­di­en­pha­se setzt Regens Deng­ler gro­ße Hoff­nun­gen: Die Stu­den­ten wer­den in jedem Stu­di­en­jahr zwei mal je vier Wochen in einem Aus­bil­dungs­pfarr­ver­band die Pra­xis vor Ort ken­nen­ler­nen. Der Bezug zum Hei­mat­bis­tum und zu den Teams vor Ort wird damit stär­ker als je zuvor“, ist Mar­tin Deng­ler über­zeugt. Das gleicht in jedem Fall den Weg­fall von Pas­sau als Stu­di­en­ort aus.“

Praxis in Pfarreien stärkt Bezug zum Heimatbistum

In Pas­sau wird indes nach Mög­lich­kei­ten gesucht, das Semi­nar­ge­bäu­de wei­ter­hin inten­siv und leben­dig als geist­li­ches Haus zu nut­zen. In der bis­he­ri­gen Funk­ti­on kann das Haus jedoch nicht fort­ge­führt wer­den. Bis­her wur­den noch kei­ne kon­kre­ten Ent­schei­dun­gen getrof­fen. Es gibt Inter­es­se eines kar­me­li­ti­schen Säku­lar­in­sti­tuts (Not­re-Dame de Vie), dort einen Kar­mel in der Welt“ zu grün­den: Drei bis vier Frau­en wür­den mit der Ver­pflich­tung, täg­lich zwei Stun­den stil­les Gebet zu hal­ten und ansons­ten nor­ma­ler Arbeit nach­zu­ge­hen, ein­zie­hen. Eine wei­te­re Idee ist, die Räu­me des Neu­baus als Wohn­heim für geist­lich inter­es­sier­te Stu­den­tin­nen und Stu­den­ten bzw. Aus­zu­bil­den­de ein­zu­rich­ten. Das Katho­li­sche Wohn­bau­werk rech­net die­se Opti­on bereits durch. Gege­be­nen­falls könn­te auch ein Pries­ter im Haus eine Woh­nung bezie­hen, um dort neben­amt­lich ein geis­ti­ges Ange­bot bereit­zu­stel­len. Zuletzt wur­de auch von Sei­ten der Cari­tas Inter­es­se ange­mel­det, im Semi­nar­ge­bäu­de Räu­me für ihre Bil­dungs­ar­beit zu nut­zen. Eine Arbeits­ge­mein­schaft soll nun sämt­li­che Optio­nen ausloten.

Bischof Ste­fan Oster ist es sehr wich­tig, dass das Haus auch einen geist­li­chen und kirch­li­chen Cha­rak­ter behält. Doch er macht kei­nen Hehl dar­aus, dass ihn die Ent­wick­lung schmerzt: Ein Pries­ter­se­mi­nar zu haben, das de fac­to kei­ne Pries­ter­amts­kan­di­da­ten mehr beher­bergt, ist tat­säch­lich bit­ter. Aber es hat sich seit Jah­ren abge­zeich­net.“ Aller­dings sei es nir­gend­wo in Deutsch­land gelun­gen, den dra­ma­ti­schen Rück­gang der Zah­len bei den Semi­na­ris­ten zu stop­pen. Natür­lich hof­fen und beten wir für eine Kehrt­wen­de. Aber das wird wohl noch eini­ge Zeit dauern.“

Beson­ders wich­tig: Es wird kei­ne Kün­di­gun­gen geben. Gesprä­che über eine ander­wei­ti­ge Beschäf­ti­gung der Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter lau­fen der­zeit. Als Haus­na­me soll bis auf Wei­te­res Pries­ter­se­mi­nar St. Ste­phan bei­be­hal­ten werden.

Text: Wolf­gang Krinninger

Einen his­to­ri­schen Rück­blick zur über tau­send­jäh­ri­gen Geschich­te und Tra­di­ti­on der Pries­ter­aus­bil­dung im Bis­tum Pas­sau lesen Sie in unse­rer Printzeitung.

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