Die Wahrheit in Liebe verkünden (Eph 4,15) – der Leitspruch des verstorbenen Regensburger Bischofs Manfred Müller spornt auch Peter Bosanyi für sein Leben als Geistlicher an, wie er im Gespräch vor seiner Weihe zum Diakon am 5. Dezember 2020 erklärte. Allerdings muss er sich noch ein Jahr gedulden, bis er seine Aufgaben tatsächlich auch als Priester wahrnehmen kann. Die am 26. Juni geplante Weihe des 27-Jährigen aus Vornbach am Inn ist um ein Jahr verschoben worden, wie Regens Martin Dengler auf Nachfrage des Passauer Bistumsblattes bestätigte. Schuld daran sind die vielen durch die Corona-Pandemie notwendig gewordenen Einschränkungen im öffentlichen Leben, die natürlich auch Schule und Pfarrei betreffen.
„Seit Dezember hat es keinen normalen Religionsunterricht mehr gegeben“, erklärt der Regens. Und auch in der Pastoral vor Ort sei vieles ganz anders als sonst. Und das in den Monaten, die wesentlich für die praktische Ausbildung eines angehenden Priesters seien. „Der Schwerpunkt der pastoralen Ausbildung liegt zwischen der Diakonweihe und Ostern“, erklärt Dengler. Doch im Lockdown war an eine normale Ausbildung nicht zu denken, auch wenn sich der Grafenauer Stadtpfarrer Kajetan Steinbeißer, in dessen Team Bosanyi im Einsatz ist, sehr engagiere. Aus diesem Grund fiel schließlich in enger Abstimmung mit Bischof Stefan Oster die Entscheidung, die Weihe auf das kommende Jahr zu verlegen. „Wir stehen in der Verantwortung, dass unsere Priester auch auf den Alltag in den Pfarreien wirklich gut vorbereitet sind“, fasst Dengler zusammen.
„Ich habe gelernt, Dinge, die ich selber nicht ändern kann, hinzunehmen“, sagt Peter Bosanyi und bringt damit auch zum Ausdruck, dass er nicht begeistert war über die Verschiebung der Weihe. Allerdings habe sich diese Entscheidung schon abgezeichnet und er könne auch nachvollziehen, dass es für die Verantwortlichen aus dem Bistum darauf ankomme, dass er perfekt vorbereitet seine Kaplanstelle antrete. Genau dafür wolle er dieses zusätzliche Jahr nun nutzen.
Dass er seine Priesterweihe 2022 vielleicht auch größer feiern kann als er es heuer gekonnt hätte, weil sich dann der Klammergriff der Corona-Pandemie etwas gelöst haben wird, ist für Peter Bosanyi kein Argument des Trostes: Die letzten Monate hätten gezeigt, wie schlecht es vielen Menschen geht, wie viele sich um ihre Existenz sorgen müssen. Da sei ein großes Fest nicht zeitgemäß. Lieber spende er das gesparte Geld für einen guten Zweck. So habe er es auch bei der Diakonweihe gemacht.
Auch Ständiger Diakon wird erst im Jahr 2022 geweiht
Ähnlich wie Priesteramtskandidat Peter Bosanyi ergeht es Andreas Ragaller: Auch seine Weihe zum Ständigen Diakon, die im Oktober geplant gewesen wäre, wird um ein Jahr verschoben. Und auch der Grund ist derselbe: Die praktische Ausbildung ist in Zeiten der Pandemie zu kurz gekommen, wie Dr. Anton Cuffari, der Bischöfliche Beauftragte für den Ständigen Diakonat, erklärt. Ragaller, Vater von vier Kindern und im Hauptberuf Sachverständiger beim TÜV, wird deshalb ein Jahr länger im Pfarrverband Simbach am Inn bei Pfarrer Joachim Steinfeld Erfahrungen sammeln.
Wolfgang Krinninger
Chefredakteur