Es ist mehr als nur ein Umweltprojekt. Das sagt schon der Titel „Seine Schöpfung! Deine Zukunft!“. Ökologie ist zwar eine der drei Säulen des langfristig angelegten Projekts der sogenannten Ökosozial-spirituellen Transformation (kurz ÖSST), doch sind die zwei weiteren Säulen – soziale Gerechtigkeit und Spiritualität – mindestens genauso wichtig, wie Christine Krammer vom Referat Weltkirche erklärt. Gemeinsam mit dem Umweltreferat betreut sie das Projekt im Bistum Passau federführend. Ziel sei es, den christlichen Schöpfungsgedanken konkret in die Praxis umzusetzen.
„Das Projekt bezieht sich auf die beiden Papst-Enzykliken Laudato si und Fratelli tutti. Ziel ist es, zu schauen, wie die Inhalte dieser beiden Enzykliken im Bistum Passau schon umgesetzt sind und in Zukunft noch gefördert werden können“, so Krammer. Das könne nur gelingen, wenn man alle drei Dimensionen – Ökologie, soziale Gerechtigkeit und Schöpfungsspiritualität – in die jeweiligen Aktionen miteinbezieht, so Krammer. „Wenn wir von Laudato si reden, müssen wir – auch was Projekte angeht – immer in diesem Dreiklang denken.“ Soziale Gerechtigkeit und Ökologie seien die Zukunftsthemen der Kirche; das mache auch Papst Franziskus immer wieder deutlich. Christ-Sein und Katholisch-Sein seien ohne soziale Gerechtigkeit, Engagement für die Umwelt und Schöpfungsspiritualität nicht möglich.
„Ökologie, soziale Gerechtigkeit und Schöpfungsspiritualität: Wenn wir von Laudato si reden, müssen wir – auch was Projekte angeht – immer in diesem Dreiklang denken.”
So entstand vor zwei Jahren die Idee zu einer Kooperation bei diesem Ökosozial-spirituellen Transformationsprozess zwischen dem Bistum und der Universität Passau, die das Projekt wissenschaftlich begleitet. Eine erste Phase sei mit der Bestimmung des Ist-Zustands bereits abgeschlossen, erklärt Christine Krammer. Auf sie folge jetzt die Praxisphase mit drei Pilot-Projektpartnern, dem Pfarrverband Tiefenbach, der Pfarrei St. Peter (Passau) und dem Landvolk-Verband (KLB) des Bistums Passau. „Mit diesen drei Projektgruppen schauen wir jetzt gemeinsam darauf, wie sich das Thema in der Praxis nochmals vertiefen und ausbauen lässt.“ Abgeschlossen werde die Kooperation zu diesem Projekt mit einer wissenschaftlichen Auswertung, voraussichtlich bis Ende 2025. „Diese Auswertung, aber auch Best-Practice-Beispiele aus der Praxis der Pfarrei- oder Verbandsebene sollen dann auf eine Internet-Plattform eingestellt werden, auf die alle Pfarreien im Bistum Zugriff haben, um sich informieren und anregen lassen zu können für die eigene Arbeit in den Pfarreien“, so Christine Krammer. „Selbstverständlich steht den Pfarreien hier der Service der Weltkirche und des Umweltreferats vollumfänglich zur Verfügung.“ Eine möglichst flächendeckende und breite Beteiligung der Pfarreien und Verbände im Bistum Passau sei Ziel und Vision des langfristig angelegten Projekts.
Der Pfarrverband Tiefenbach engagiert sich mit Erfolg schon seit Jahren für die Umwelt und die Bewahrung der Schöpfung. Beispiele hierfür sind die alljährliche Flusssegnung an der Ilz, die Radl-Sternwallfahrt mit anschließender Dankandacht zu Erntedank 2023 und die schon seit vielen Jahren bewährten monatlichen Öko-Tipps im Pfarrbrief. Das Jahr 2019 wurde gar zum „Jahr der Schöpfung“ ausgerufen, welches mit zahlreichen Aktionen sehr gut angenommen wurde, erzählt Pfarrer Markus Krell. „Genau das hat mich ermutigt, da weiterzuarbeiten und mehr zu diesem Thema zu machen“, meint er zu seiner Motivation, sich am Projekt „Seine Schöpfung! Deine Zukunft!“ als Pilot-Pfarrverband zu beteiligen. Ideen habe er schon. So könnte das für viele interessante Thema Wasser ein Schwerpunkt werden, so Krell. „Eine Möglichkeit wäre hier beispielsweise, an einer Schule einen künstlerisch gestalteten Trinkwasserbrunnen zu installieren“, wobei er offen für Ideen und Aktionen sei, so der Pfarrer.
Der Startschuss für das Projekt wird im Pfarrverband am 8. September mit einem Gottesdienst in Kirchberg vorm Wald mit anschließendem Herbstmarkt gegeben, bei dem regionale Artikel verkauft werden. „Zudem wird es eine Infoveranstaltung Laudato si und eine Ideenschmiede zum Projekt geben“, freut sich Johann Bildl, Pfarrgemeinderatsvorsitzender in Kirchberg vorm Wald. Mit Blick auf die Zukunft betont Ursula Kronawitter, Pfarrgemeinderatsvorsitzende in Ruderting, es sei wichtig, auch Partner wie Gemeinden, Kindergärten, Schulen, Vereine und Verbände ins Boot zu holen. Nur gemeinsam könne Ökologie und soziale Gerechtigkeit langfristig im Pfarrverband kultiviert und verankert werden. „Wir wollen das im gesamten Pfarrverband verbreiten und Ideen sammeln, von denen sich dann andere Pfarreien inspirieren lassen können – und hoffentlich nachahmen.“
Stefanie Hintermayr
TV- / Online-Redakteurin