Die Spannbreite der Temperaturen war enorm. 39 Grad ließen Turin erglühen, 10 Grad zeigte das Thermometer, als der Bus der Firma Fürst Reisen Hutthurm auf dem Heimweg den San Bernardino erklomm. Doch die Reisegruppe, von Fahrer Franz Jungwirth und der Bistumsblatt-Mitarbeiterin Anita Ganczer kompetent und fröhlich geführt, erwies sich als anpassungsfähig, so dass weder Hitze, Nässe oder Kälte ihr etwas anhaben konnten.
Schon bei der Anfahrt fand man ein schattiges Plätzchen am Südufer des Garda-Sees und Mutige wagten den glitschigen Weg ins kühlende Nass. Stundenlang widerstand der Chauffeur der prallen Sonne, die ihm direkt ins Gesicht brannte – ein Martyrium am Lenkrad. Die Klimaanlage des ausgezeichneten Hotels in Turin und das superbe Risotto nebst vino bianco machten die Schweißtücher alsbald vergessen.
Die Basilica Superga, eine monumentale marianische Votivkirche, die Herzog Viktor Amadeus II. aus Dank über den Sieg über die Franzosen Anfang des 18. Jahrhunderts hoch über Turin erbauen ließ, prägte das Goldene Jahrhundert der Herrschaft der Savoyer, die bis zur Königswürde aufstiegen. Turin wurde die erste Hauptstadt des Königreichs Italien im Jahr 1861.
Die elegante Barockstadt birgt in ihrer Renaissancekathedrale eine weltberühmte Reliquie, das Turiner Grabtuch. Erst im Heiligen Jahr 2025 wird es den Gläubigen wieder gezeigt. Wir beteten in der Seitenkapelle, in der es aufbewahrt wird.
Den freien Nachmittag nutzten die einen für einen Besuch des ägyptischen Museums, das nach dem in Kairo den zweiten Rang in der Welt einnimmt. Andere machten sich auf den Weg zum Heiligen Don Bosco, der sich im 19. Jahrhundert, in der Zeit der industriellen Revolution, um das Leib- und Seelenheil der Kinder und Jugendlichen angenommen hat. Die großartige Basilica Maria Ausiliatrice ließ er noch zu Lebzeiten erbauen und nach seinem Tod 1888 fand er in der Maria-Hilf-Kirche seine letzte Ruhestätte. Ins Gebet schloss die Gruppe vor allem Bischof Dr. Stefan Oster mit ein, der ja dem Orden der Salesianer Don Boscos angehört.
Ein Glaubenserlebnis der besonderen Art bot der Sacro Monte di Varallo auf dem Weg ins nördliche Piemont. In 40 Kapellen auf dem Heiligen Berg sind mit lebensgroßen Figuren biblische Szenen dargestellt. Die Ideengeber wollten den Gläubigen quasi eine Reise ins Heilige Land ermöglichen. Vor allem der Heilige Karl Borromäus aus Mailand unterstützte dieses Projekt.
Über einen Abstecher zum Orta-See gelangten wir an den Lago Maggiore und logierten herrschaftlich in einem veritablen Grandhotel in Baveno direkt am Seeufer. Dort bestiegen wir das Boot, das uns zu den Borromäischen Inseln brachte, die sich noch heute im Besitz der Mailänder Familie befinden. Die Isola Bella nennt sich zurecht die Schöne, denn Architektur, Einrichtung und Gartenkunst vereinen sich hier zu einem grandiosen, beispiellosen Ensemble. An der Fischerinsel legten wir an, um uns an einem feinen Fischgericht zu stärken.
In der Kirche der Heiligen Gervasius und Protasius zurück in Baveno feierten wir die Vorabendmesse mit. Es fehlten zwar Ministranten, aber ein sangesfreudiger Kantor und mehrere Lektor/innen unterstützten den Priester beim Gottesdienst.
Die Heimfahrt durch vier Länder, Italien, Schweiz, Österreich und Deutschland war von andauernden, heftigen Regengüssen und kühlen Temperaturen begleitet. Doch Petrus hatte ein Einsehen, so konnten die von der Fahrt begeisterten und bereicherten Mitreisenden in den Ausstiegsorten Marktl, Simbach am Inn, Tutting, Passau und Hutthurm regenfrei den Bus verlassen. Nicht wenige planen, auch bei einer der nächsten Leserreisen des Bistumsblattes wieder mit dabei zu sein.
Dr. Michael Bär
Dompropst, Dompfarrer