Eigentlich ist das Landesamt für Denkmalpflege sehr restriktiv, wenn es um die Renovierung historisch wertvoller Gebäude geht. Daher war die Antwort von Diplomrestauratorin Angelika Porst nach möglichen Farben für die Gnadenkapelle umso überraschender: „Sie haben Gestaltungsfreiheit“, zitierte Wallfahrtsrektor Prälat Klaus Metzl die Fachfrau vom Landesamt bei einer Begehung der Baustelle mit dem Kapell-Stiftungsrat und Bauleiter Wolfgang Wenger am 2. Juni. Der Grund: die Kapelle habe im Laufe ihrer Geschichte „so gut wie jede Farbe schon einmal gehabt“.
Die Diplomrestauratorin hatte im Mauerwerk Farbreste freigelegt und Muster abgenommen und dabei viele verschiedene Farbtöne entdeckt. Darüber hinaus konnte sie ihre Ergebnisse anhand von Votivbildern belegen; diese zeigten wie die Kapelle zum jeweiligen Zeitpunkt tatsächlich ausgesehen hatte. Im Klassizismus etwa war sie ganz in Weiß gestrichen, die Farbmuster zeigen u.a. aber auch gelbe und rote Ockertöne.
Bei so vielen Möglichkeiten sei die Entscheidung natürlich umso schwieriger, konstatierte Metzl. Fest steht bislang nur eines: so wie die Kapelle seit den 1980er-Jahren gestrichen war – in einem matt wirkenden Ockerton – kann sie nicht bleiben. Metzl verwies auf Porst, die diese Farbe als „viel zu blass; ohne Aussage und Charakter“ bewertete – keine gute Lösung für ein Heiligtum, das als Mittelpunkt des Kapellplatzes ein „Hingucker“ sein sollte.
Eine Frage der Farbe. Prälat Klaus Metzl begutachtet im Mauerwerk freigelegte Farben, in denen die Kapelle früher gestrichen war.
Fotos: Roswitha Dorfner
Ziel ist es nun, für die Kapelle eine Farbe zu finden, die das Auge sucht, aber gleichzeitig nicht zu grell ist. Außerdem eine Farbe, die „Aussage und Charakter“ hat. Grundsätzlich gibt es laut Metzl hierfür zwei Möglichkeiten: ein „kräftiger Akzent“, der den Betrachter konfrontiert – oder eine harmonische Lösung mit einem „heimeligen“ Ton, der gut in das Gesamtambiente eingebunden ist. Im ersten Fall könnte die Kapelle ganz in Weiß gestrichen werden – dies würde zwar ungewöhnlich, aber vielleicht auch etwas kalt wirken. Im zweiten Fall käme ein gelber Ockerton in Frage, der Wärme ausstrahlt, allerdings nicht zu blass sein darf. Auch ein rötlicher Ocker-Ton ist weiter im Gespräch; dieser würde ins Auge springen und auch gut zum grünen Dach passen.
Eine Entscheidung wird am 20. Juli fallen. Danach müssen nämlich, um im Zeitplan zu bleiben, die Malerarbeiten beginnen. Und der Zeitplan für die Renovierung ist Prälat Metzl wichtig. „Wir sind ganz klar im Zeitplan“, stellte er eingangs der Begehung fest und äußerte sich darüber „froh und dankbar“. Die Rückführung des Gnadenbildes zur feierlichen Wiedereröffnung der Gnadenkapelle ist für Oktober dieses Jahres geplant.
Michael Glaß
Readkteur