Wenn man die Gartenanlage des Altöttinger Kollegiatstiftes zum hl. Rupertus in der Altöttinger Konventstraße gleich hinter der St. Anna-Basilika – bekanntlich ein Wohnort für Ruhestandsgeistliche – betritt, fällt der Blick sogleich auf die überlebensgroße, prächtige Darstellung des hl. Rupertus mit einer Abbildung des Altöttinger Gnadenbildes in Armen. Dieser ursprüngliche Standort auf einem erhöhten und überdachten Podest ist seit dem 15. Januar verwaist, denn die etwa 2,50 Meter große, aus Lindenholz geschnitzte, farblich gefasste Rupertus-Skulptur bedarf einer dringenden Restaurierung. Die Figur aus neugotischer Zeit (1878) gehörte ehemals zur Ausstattung der Altöttinger Stiftspfarrkirche – Pendant ist eine Figur des hl. Benno, die sich im Zwischengang vom Romanischen Portal zur Stiftspfarrkirche befindet.
Seit 1996 wurde der „Unterstand der Rupertusfigur“ zwar durch angebrachte Glaswände witterungsbedingt geschützt, jedoch die Westseite blieb offen, wohl, damit die prächtige Rupertus-Darstellung zur vollen Geltung kommt. Das bringt natürlich auch enorme Nachteile, was die farbliche Fassung der Rupertusfigur betrifft: Sonneneinstrahlung, Regen, Schnee haben ihre Spuren hinterlassen, die Farbe an der aus mehreren Bestandteilen zusammengefügten Massivholzfigur ist dadurch teilweise aufgeblättert. So beauftragten die Stiftsverantwortlichen die Restaurations- und Kirchenmaler-Fachfirma Riedel aus Marktl, sowohl die Rupertusfigur als auch notwendig gewordene Renovierungs- und Ausbesserungsarbeiten in der Hauskapelle vorzunehmen. Für die Kosten muss alleine das Rupertusstift aufkommen.
„Er bekommt eine Schönheitskur“, erklärt Kirchenmalermeister Adam Riedel schmunzelnd, als er zusammen mit seinem Gesellen Werner Günther am 15. Januar die etwa 100 Kilogramm schwere Rupertus-Figur vom erhöhten und mit Buchs umkränzten Denkmalspodest hievte, Stück für Stück – eine schweißtreibende Schwerstarbeit.
Sorgsam und sicher wurde dann die Skulptur in den bereitstehenden, gut ausgepolsterten und mit Schutzfolien ausgelegten Lieferwagen gebracht und für die anstehenden Restaurierungsarbeiten nach Marktl transportiert.
Nach Aufzeichnungen von Stiftsdekan Wolfgang Renoldner wurde die Rupertusfigur schon mehrmals restauriert, u.a. 1986 von der Altöttinger Restauratorin Irmgard Schlee. Im Jahr 2007 beauftragte man den Restaurator und Kirchenmaler Friedrich Riedel, dem die farbliche Fassung nach originalem Befund mit lichtechten und witterungsbeständigen Künstleracrylfarben gelungen war. Zwischenzeitlich ist die Figur wiederum „farblich runderneuert worden“ (die Kosten wurden von Stiftskanonikus Johann Pfaffinger übernommen). Zu dieser Restaurierung sei nicht die Firma Riedel beauftragt worden, wie der Fachmann aus Marktl bedauerte, denn die farbliche Fassung entspreche nicht dem Original.
Nun ist es die Aufgabe von Restaurator Adam Riedel, den hl. Rupertus in seiner, wenn möglich, Original-Farbenpracht wiedererstrahlen zu lassen. Dabei werden die unterschiedlich stark oder weniger stark aufgeblätterten Farbstellen – Weißpigment hält besser als Rotpigment, erklärte der Fachmann – vorsichtig entfernt und mit entsprechenden Ölfarben erneuert. Man darf gespannt sein, wenn die Rupertusfigur „nach der Schönheitskur“ in die leere Nische im Gartenunterstand des Rupertusstiftes zurückkehrt und nach gelungener Restaurierung nicht nur die Mitglieder des Kollegiatstiftes erfreut.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner
Heiliger Rupert
Der hl. Rupert (*um 660 in Worms, † vermutlich 718 ebenda) ist der Landespatron von Salzburg und gemeinsam mit dem hl. Virgil der Schutzpatron der Erzdiözese Salzburg einschließlich des heute zum München-Freising gehörenden Rupertiwinkels. Zum „Apostel der Baiern“ und neben der Gottesmutter zweiten Landespatron Bayerns wurde der hl. Rupert durch die Missionierung des Herzogtums Baiern und die Taufe des Baiernherzogs Theodo in Regensburg.