Aldersbach. Leitender Baudirektor Norbert Sterl, Leiter des Fachbereichs Hochbau am Staatlichen Bauamt Passau, das im Rahmen der staatlichen Baupflicht für die Planung und Durchführung der Gesamt-restaurierung sorgt, hat bei einem Rundgang MdL Walter Taubeneder und Landrat Raimund Kneidinger über die Fortschritte der Arbeiten informiert.
In 20 Metern Höhe im Chor der Asamkirche wurden in den vergangenen Monaten in aufwendiger Arbeit Stuck und Fresken restauriert. „Der Erhaltungszustand der Fresken war nicht schlecht, aber die Oberflächen waren stark verschmutzt“, berichtete Kirchenmalerin Anne Voll. Mit einer Trockenreinigung mittels Staubmagnet, Haarpinsel und Trockenreinigungsschwamm sowie einer partiellen bestandspflegenden Feuchtreinigung mit Freilegungspinsel und Warmwasser ließ sich ein sehr gutes Restaurierungsergebnis erzielen. Norbert Sterl ist mit dieser Restaurierungsmethode hochzufrieden, weil damit eine substanzschonende, im besten Sinne konservierende Oberflächenbehandlung erreicht und durch den Verzicht auf eine zeitaufwändige Entfernung späterer Übermalungen zugleich auch hinsichtlich Kosten und Bauzeit eine wirtschaftliche Lösung gefunden wurde.
„Der Erhaltungszustand der Fresken war nicht schlecht, aber die Oberflächen waren stark verschmutzt.”
Große Sorgfalt erforderte die Retusche der Farbfassung an den Architekturmalereien. „Bei der Restaurierung soll der ursprüngliche gealterte Zustand der Malerei erhalten bleiben“, erklärte Anne Voll. Schließlich soll nichts Neues entstehen und spätere Retuschen für die Fachleute ablesbar bleiben.
„An 380 Stellen im Deckengemälde waren Restaurierungsmaßnahmen erforderlich“, ergänzte Hans Siegmüller, „das nimmt viel Zeit in Anspruch“. Aufgrund der räumlichen Enge kann nur wenig Personal gleichzeitig eingesetzt werden. Bei Winterkälte können die Arbeiten gar nicht ausgeführt werden, weil dann die Putze nicht halten. Die gute Nachricht jedoch ist: Die Arbeiten sind sowohl im Zeit- als auch im Kostenplan.
„An 380 Stellen im Deckengemälde waren Restaurierungsmaßnahmen erforderlich”
Rund 15,5 Millionen Euro kostet die gesamte Innensanierung der Asamkirche, aktuell sind bereits Planungs- und Bauleistungen in Höhe von 5,2 Millionen Euro vergeben. Darunter fallen auch Holzschutzmaßnahmen an Gestühl, Kanzel, Treppen und Altären, die Leitungsinstallationen für Raumtemperierung und Fußbodenheizung in Nebenräumen, die Entsalzung der Sockelzone sowie das Raumgerüst. Um die Ausstattung der Kirche geschützt unterzubringen, wurden Depotboxen errichtet: Auf rund 180 Quadratmetern sind auf zwei Ebenen die Gemälde, Plastiken und Beichtstühle sicher untergebracht.
Aktuell wurde mit der Restaurierung der Gemälde sowie der Architektur des Hochaltars begonnen. Noch in diesem Jahr wird außerdem mit der Verglasung der Kirchenfenster an der Südseite der Kirche begonnen: Diese erhalten eine neue Verglasung mit UV-Schutz. Kirchenmalerarbeiten an Stuck und Fresken des Langhauses finden ab Sommer 2021 bis Mitte 2023 statt, außerdem werden das Kirchenschiff, die Empore an der Westwand sowie die Raumschale der Seitenkapellen und die Brokatflächen gereinigt und konserviert. Die Restaurierung der historischen Sakristeischränke soll bis Mai 2022 abgeschlossen sein, außerdem wird der Sockelputz erneuert. Die Loreto-Kapelle soll künftig als Werktagskapelle genutzt werden und erhält dafür unter anderem eine Raumtemperierung, im Zwischenbau entsteht ein Beichtzimmer. Saniert werden des Weiteren die Bernhardskapelle, der Chorumgang mit Taufkapelle, die Sakristei sowie die Gruft unter der Loreto-Kapelle. Auch der Brandschutz wird verbessert und der Kirchenraum sowie die Loreto-Kapelle werden barrierefrei zugänglich gemacht. Die Seitenaltäre und das Chorgestühl werden restauriert, ebenso die gesamte Holz-Ausstattung der Kirche. Rund sechs Jahre dauert die Sanierung. Die Kosten teilen sich Kirche (60 Prozent) und Staat (40 Prozent).
„Es ist beeindruckend zu sehen, was hier geleistet wird, um dieses Schmuckstück zu restaurieren“, stellte MdL Walter Taubeneder fest. Die Asamkirche in Aldersbach stelle weit über den Landkreis Passau hinaus eine Besonderheit dar, für ihre Restaurierung seien die Steuergelder sehr gut angelegt.
Von einem der „bedeutendsten Bauwerke unserer Heimat“ sprach Landrat Raimund Kneidinger. Bürgermeister Harald Mayrhofer sprach für die Aldersbacher, als er sich wünschte, dass die Asamkirche möglichst bald wieder freigegeben werde: „Wenn man sieht, wie viele und welch aufwändige Arbeiten erforderlich sind, versteht man, dass dies einfach Zeit braucht.“
Für die Aldersbacher hat Norbert Sterl eine gute Nachricht: „Zum Tag des offenen Denkmals im September wollen wir Führungen ermöglichen und auch virtuell werden wir einen Einblick ins Innere der Kirche geben.“
Text: Sabine Süß