Bistum

Wahre Pilger der Hoffnung

Redaktion am 14.04.2025

2025 04 11 pb alb sorgenbrief pfr waldkirchen Foto: privat
22 Kinder waren aufgebrochen, um Sorgenbriefe zu tragen. Begleitet wurden sie von Monsignore Alfred Ebner (hinten, l.) sowie den ehrenamtlichen Pilgerbegleitern Sepp Ertl (hinten, 2.v.r.) und Susanne Höpfl (hinten, r.).

Eine einzigartige Aktion haben die Kommunionkinder der Pfarrei Waldkirchen auf die Beine gestellt: Sie sind zum Sorgenbriefe-Tragen aufgebrochen. Sie trugen die Sorgen derer, die selbst dazu nicht mehr in der Lage sind. Die Resonanz war überwältigend.

Jeder, der ger­ne pil­gern möch­te, aber das nicht kann, durf­te einen Sor­gen­brief schrei­ben. Die Kom­mu­ni­on­kin­der nah­men die­se Brie­fe dann mit zu einer Pil­ger­wan­de­rung und bete­ten für die Daheim­ge­blie­be­nen. Im Anschluss gab es einen Trost­brief zurück.

Die Akti­on, die ursprüng­lich Pil­ger­be­glei­ter Sepp Ertl aus Din­gol­fing für Erwach­se­ne ins Leben geru­fen hat und die nun von der hie­si­gen Pil­ger­be­glei­te­rin Susan­ne Höpfl für Kin­der umge­münzt wur­de, schlug schon im Vor­feld gro­ße Wel­len. Senio­ren schick­ten gan­ze Pake­te, die neben einem Sor­gen­brief auch Geschen­ke für die Kin­der ent­hiel­ten. Zahl­rei­che Eltern boten ihre Unter­stüt­zung an und Mon­si­gno­re Alfred Ebner warb in der Senio­ren­ein­rich­tung St. Gise­la, in der er selbst lebt, für das Vor­ha­ben. Letzt­end­lich hat­ten die Kom­mu­ni­on­kin­der über 30 Brie­fe zu tra­gen. Der am wei­tes­ten ent­fern­te Absen­der kommt aus Düren. Die Stadt liegt 680 Kilo­me­ter ent­fernt in Nordrhein-Westfalen.

Am Tag der Wan­de­rung tra­fen sich 22 Dritt­kläss­ler der Maria-Ward-Grund­schu­le Wald­kir­chen im Pfarr­heim. Hier erzähl­te ihnen Pil­ger­be­glei­te­rin Susan­ne Höpfl vom Ursprung und Sinn des Pil­gerns. Schnell wur­de klar, dass Pil­gern für vie­le Men­schen sehr wich­tig ist, man dafür aber gesund und fit sein muss. Wenn man alt ist, kann man nicht mehr pil­gern“, erklär­te ein Kind. Und wenn man krank ist oder sich den Fuß gebro­chen hat, auch nicht“, ergänz­te ein weiteres.

Bevor die Mäd­chen und Buben auf­bra­chen, schrie­ben sie vie­le Trost­brie­fe. Jeder Sor­gen­brief-Schrei­ber, der einen Absen­der abge­ge­ben hat, soll einen Trost­brief erhal­ten“, erklär­te Susan­ne Höpfl. Dabei wur­den die Kin­der rich­tig krea­tiv, von trös­ten­den Wor­ten über Wit­ze zur Auf­hei­te­rung bis hin zu bun­ten Zeich­nun­gen war alles dabei. Drei Mäd­chen zogen sich in der Zwi­schen­zeit zurück und schrie­ben Fürbitten.

Ich war abso­lut erstaunt, wie gut die Kin­der das The­ma auf­ge­grif­fen haben und wie wich­tig es ihnen war, zu hel­fen. Ich hab am Abend noch jeden Trost­brief gele­sen und hat­te teil­wei­se wirk­lich Gän­se­haut. Mei­nen größ­ten Respekt an die jun­gen Pil­ge­rin­nen und Pil­ger – sie sind wah­re Pil­ger der Hoffnung.”

Susanne Höpfl

Anschlie­ßend erhiel­ten die jun­gen Pil­ger und Pil­ge­rin­nen von Sepp Ertl, der eigens aus Din­gol­fing ange­reist war, einen Pil­ger­an­hän­ger und Pfar­rer Micha­el Nirschl seg­ne­te die Kin­der. Dann ging es auch schon den stei­len Berg in den Karo­li hin­auf. Ein Bub über­nahm Höpf­ls Pil­ger­stab und führ­te die Grup­pe an, wäh­rend ein Mäd­chen mit dem Pil­ger­stab von Sepp Ertl das Schluss­licht bil­de­te und auf­pass­te, dass alle Kin­der bei­sam­men blie­ben. Die Kin­der haben auf­ge­passt, dass nie­mand zurück­bleibt. Und nicht ein ein­zi­ges Kind hat gejam­mert, obwohl es wirk­lich nur berg­auf ging – und das im Nie­sel­re­gen“, blickt Su-
san­ne Höpfl begeis­tert zurück.

Am Karo­li begrüß­te Mon­si­gno­re Alfred Ebner die Grup­pe mit Glo­cken­ge­läut in der Kapel­le. Nach einer inter­es­san­ten Füh­rung durch das klei­ne Kirch­lein hör­ten die Kids zunächst die selbst­ge­schrie­be­nen Für­bit­ten, bevor Pfar­rer Ebner ein paar Zei­len der Sor­gen­brie­fe vor­las, um ganz kon­kret für die Anlie­gen der Senio­ren aus St. Gise­la zu beten. Eini­ge Bewoh­ner hat­ten dies erlaubt. Die Bit­te einer Frau, sie möge end­lich ein­schla­fen, beweg­te die Grup­pe sehr. Wäh­rend die Eltern Trä­nen ver­drück­ten, erzähl­te ein muti­ges Mäd­chen von ihrem Opa, der gera­de im Ster­ben lag. Pfar­rer Ebner fand die rich­ti­gen Wor­te: Man kann nicht ein­fach nur bit­ten, dass alles wie­der gut wird. Denn es kommt die Zeit im Leben, da wird es nicht mehr gut, da wird man nicht mehr gesund und fröh­lich. Doch gera­de dann ist der Herr­gott für uns da und gibt uns sei­ne Kraft. Dann ist es gut, wenn man ver­trau­en kann“, erklär­te er. Und, Kin­der, glaubt mir, der Herr ist immer da. Zu ihm dürft ihr jeder­zeit beten, egal wo, wann und war­um – er hört euch zu.“

Susan­ne Höpfl beton­te, dass es sich neben dem Beten auch immer lohnt, sich Hil­fe zu suchen, wenn man trau­rig ist. Denn gemein­sam geht eben vie­les leich­ter. Und so stimm­ten die Kin­der zusam­men das Lied Hand in Hand“ an, bevor sie sich auf den Weg in die Senio­ren­ein­rich­tung St. Gise­la mach­ten. Hier gestal­te­te Mon­si­gno­re Alfred Ebner eine ergrei­fen­de Andacht, der aus­nahms­los alle Kin­der ruhig zuhör­ten. Abschlie­ßend leg­te der Pfar­rer die Sor­gen­brie­fe in den Taber­na­kel. Jetzt sind die Anlie­gen der Men­schen ganz nah bei Gott. Hier las­sen wir sie lie­gen und beten für all die Sor­gen der Brie­fe­schrei­ber“, sag­te er. Zu guter Letzt seg­ne­te er die Trost­brie­fe, die in den nächs­ten Tagen ver­sen­det wurden.

Ich war abso­lut erstaunt, wie gut die Kin­der das The­ma auf­ge­grif­fen haben und wie wich­tig es ihnen war, zu hel­fen. Ich hab am Abend noch jeden Trost­brief gele­sen und hat­te teil­wei­se wirk­lich Gän­se­haut. Mei­nen größ­ten Respekt an die jun­gen Pil­ge­rin­nen und Pil­ger – sie sind wah­re Pil­ger der Hoff­nung“, fasst Susan­ne Höpfl zusammen.

Text: red 

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