Intensiv leben, Schöpfung erfahren, die eigene Tiefe entdecken. Dazu muss niemand in die Ferne schweifen, das geht auch auf einem Pilgerweg vor der eigenen Haustür. Und am Ende des Weges ist der Wanderer ein anderer als am Anfang. Mit einem breiten Lächeln im Gesicht sitze ich im Auto. Darin drückt sich die tiefe Freude über das Erlebte aus. Und noch Tage später hält dieses gute Gefühl an. Was habe ich gemacht? Eigentlich nichts Außergewöhnliches. Ich war unterwegs und habe dabei einen neuen Blick auf mich, meinen Glauben und meine Umwelt bekommen.
Begleitet von Diözesanpilgerleiterin Irene Huber und der Pilgerwegbegleiterin Simone Krampfl habe ich mich zusammen mit 17 anderen Pilgernden entlang der Via Nova auf den Weg gemacht. Drei Etappen von Haarbach bis Ering am Inn. Für mich als Bad Griesbacherin eine Heimattour auf gut bekannten Pfaden, auf denen ich oft schon zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs war – und die ich doch neu entdeckt habe.
Tief und grau hingen die Wolken, als sich die Pilgergruppe nach einer kleinen Begrüßungsrunde in Haarbach auf den Weg machte. In der Wallfahrtskirche Grongörgen lud Simone Krampfl uns ein, im „Unterwegs sein“ uns einen Stein zu suchen und diesen mitzunehmen. Dieser Stein soll symbolisch für unsere Last oder für die Last eines anderen stehen. Wie fühlt sich der Stein in meiner Hand an? Ist er gerundet, abgestoßen, soll er ein Baustein sein, soll er etwas ins Rollen bringen, gibt er auch Wärme weiter?“ Mit Fragen wie diesen machen wir uns auf den Weg.
„In der Wallfahrtskirche Grongörgen lud Simone Krampfl uns ein, im „Unterwegs sein“ uns einen Stein zu suchen und diesen mitzunehmen. Dieser Stein soll symbolisch für unsere Last oder für die Last eines anderen stehen. Wie fühlt sich der Stein in meiner Hand an? Ist er gerundet, abgestoßen, soll er ein Baustein sein, soll er etwas ins Rollen bringen, gibt er auch Wärme weiter?“ Mit Fragen wie diesen machen wir uns auf den Weg.”
In der Taufkirche des Heiligen Bruder Konrad in St. Wolfgang/Buchet legen einige ihre Sorgensteine wieder ab, damit sie wieder „befreit“ und „leichter“ weitergehen können. „Auch die Taufe soll so eine Befreiung darstellen“, so Irene Huber. Das Wasser wasche symbolhaft alles Dunkle und Schwere ab. „Wenn man sich geliebt weiß, geht es sich leichter.“ Mit diesen Worten setzt unsere Pilgergruppe ihren Weg fort.
Die Stube des Geburtshauses von Bruder Konrad ist unser nächster Halt. Die besondere Atmosphäre dieses Raumes überträgt sich auf uns und wir sitzen andächtig im Halbkreis. Wir fragen uns, was hat Bruder Konrad eigentlich Besonderes getan, dass er Heiliger wurde. „Er hat geduldig und achtsam gelebt, das ist sehr viel; er war scheinbar nur ein kleines Licht, das aber viel Erhellendes in die Welt gebracht hat“, erfahren wir. Wir alle erhalten ein kleines Bruder-Konrad-Lichtlein und jeder trägt für sich in sich den Gedanken: Wo will ich Licht sein? Für wen bin ich Licht? Am Ende der 18 Kilometer langen Etappe in Bad Griesbach geht es uns allen ähnlich: Wir fühlen uns leicht, geborgen und angenommen.
Und dieses intensive Erleben setzt sich an den zwei folgenden Tagen fort. Auf dem Emmausweg fragen wir uns schweigend: Wie gehen wir mit unseren Krisen um? Die Impulse an den sieben Wegstationen zur Stephanskapelle unterstützen uns dabei, innezuhalten, Zusammenhänge zu erkennen, Hilfen anzunehmen und letztlich zu spüren: Gott ist immer da. In Asbach steht das Miteinander im Mittelpunkt, das Erleben der Gemeinschaft. In Kößlarn erfahren wir viel über das Wesen des Pilgerns. Und oft ist es einfach die Kraft der Stille, die wir als Wohltat erfahren – etwa auf dem Weg nach Münchham und in der Pfarrkirche dort am dritten Tag.
An dem riesigen Felsbrocken am Ortsrand von Halmstein ist es Adalbert Stifters „Sanftes Gesetz“, das uns bewegt: „Die großen Taten der Menschen sind nicht die, welche lärmen. Das Große geschieht so schlicht wie das Rieseln des Wassers, das Fließen der Luft, das Wachsen des Getreides.“
„Wie unterwegs sein?“ Diese Frage stellt Irene Huber in St. Anna bei Ering am Inn, in dem Wallfahrtskirchlein, in dem Bruder Konrad oft betete und in dem sein Entschluss endgültig reifte, ins Kloster einzutreten. Suchen und vertrauen, vom Kreuz lernen, Liebe ohne Ende – an der Weisheit Bruder Konrads lässt uns die Pilgerwegbegleiterin hier teilhaben.
Unser weiterer Weg führt uns entlang des Kreuzweges nach Ering am Inn. Ein letzter Stopp am Lebensbaum. Hier lasse auch ich meinen Stein zurück. Voller Dankbarkeit für den gemeinsamen Weg und mit dem Wissen, dass unser kleines Bruder-Konrad-Licht noch lange weiterstrahlt.
Monika Wagmann
Diözesansekretärin KAB Altötting
Nächstes Jahr geht es von Burghausen nach Perwang am Grabensee. Ein Jahr später von da nach St. Wolfgang am Wolfgangsee. Quereinsteiger jederzeit willkommen. Nähere Infos: +49 851 393 1432 oder ‑1433 oder pilgerbuero@bistum-passau.de