Bistum

Singen vor Freude

Redaktion am 17.03.2021

S8 Goeth PB Foto: Werner Friedenberger
Martin Göth, hier vor dem Passauer Dom, will mit der Musikgruppe „Shalom“ den Menschen Lebensfreude schenken.

Fröhliches Dur, melancholisches Moll? Die Melodien des Lebens können so und so erzählt werden. Martin Göth hat mit „Shalom“ die Musik gewählt. Viel änderte sich in 40 Jahren, geblieben ist das „Singen vor Freude“.

PAS­SAU. Gut, dass sich Mar­tin Göth, heu­te Lei­ter von Shalom-Pas­sau, in sei­ner Zeit bei den Regens­bur­ger Dom­spat­zen nicht hat abschre­cken las­sen. Mit sei­ner 1975 gegrün­de­ten Band Tank“ rock­te er beim Som­mer­fest ab und gestal­te­te Inter­nats­got­tes­diens­te mit Rhyth­mi­schen Mes­sen“, was der dama­li­ge Dom­ka­pell­meis­ter Georg Ratz­in­ger mit den Wor­ten quit­tier­te: Oh mei, der Göth mit sei­ner Kaffeehausmusik.“ 

Der aus dem ober­baye­ri­schen Bran­nen­burg gebür­ti­ge Mar­tin Göth mach­te wei­ter – als Musi­ker, Kom­po­nist und Lie­der­ma­cher. Was ihm aber in den sieb­zi­ger Jah­ren nicht nur Bei­fall ein­brach­te. Man­che sahen in ihm einen Rebel­len“, zum Bei­spiel als er mit den Musik­sze­nen Ave Eva“ in Ober­bay­ern unter­wegs war. Bei der Auf­füh­rung demons­trier­ten 400 Leu­te gegen den Got­tes­läs­te­rer Göth“ mit einem Süh­ne­al­tar vor dem Auf­füh­rungs­ort. Und als er wäh­rend sei­nes Theo­lo­gie­stu­di­ums in Pas­sau mit der Klos­ter­ber­ger Band“ sein ers­tes Musi­cal Die Ent­schei­dung“ auf­führ­te, lieh er sich von einem Bestat­tungs­un­ter­neh­men als Requi­sit einen Sarg aus. Prompt kur­sier­te gleich dar­auf in der Pfar­rei Pas­sau-St. Peter das Gerücht, der Pfar­rer sei ver­stor­ben, der sich aber bes­ter Gesund­heit erfreute.

Wer bin ich? Was ist der Sinn des Lebens? Woher kom­me ich? Wohin gehe ich? Gibt es einen Gott? Wie ist die­ser Gott? Wel­che Reli­gi­on ist die Rich­ti­ge? Fra­gen über Fra­gen, die Mar­tin Göth schon früh beschäf­tig­ten. Auf­ge­wach­sen ist er in einem guten katho­li­schen Eltern­haus. Kein Wun­der, dass der Bub ger­ne Pfar­rer spiel­te“. Er hat­te einen klei­nen Kelch und eine beige Decke als Pries­ter­mess­ge­wand. Ihn inter­es­sier­ten die bibli­schen Geschich­ten, vor allem die Jesus-Geschich­ten. Spä­ter blie­ben lei­den­schaft­li­che Dis­kus­sio­nen mit den Eltern nicht aus. In der Rück­schau spricht Mar­tin Göth sei­ner­seits von einer radi­ka­len Ein­stel­lung, ich war bes­ser­wis­se­risch, beleh­rend, ein wenig fana­tisch unter­wegs. Ich glaub­te, das rich­ti­ge‘ Chris­ten­tum zu leben.“

Im März 1981 dann die Geburts­stun­de der Musik­grup­pe Shalom“. Mar­tin Göth: Man kann sagen, dass der Band­na­me Shalom‘ für uns nicht nur Frie­den, son­dern Pro­gramm war und ist.“ Denn: In die­sem Begriff steckt das von Jesus ange­kün­dig­te Leben in Fül­le.“ So spiel­te die Grup­pe in den ver­gan­ge­nen 40 Jah­ren vie­le Kon­zer­te für Frie­den und sozia­le Gerech­tig­keit, gegen Ras­sis­mus und Rech­te Gewalt und gegen Antisemitismus. 

Dass Musik auch in die Gesell­schaft hin­ein wirkt, steht für den Lie­der­ma­cher außer Fra­ge: Shalom war maß­geb­lich dar­an betei­ligt, dass das soge­nann­te Neue Geist­li­che Lied‘ in der Diö­ze­se Pas­sau trotz mas­si­ver Wider­stän­de Fuß fas­sen konn­te und heu­te eine nicht mehr weg­zu­den­ken­de Selbst­ver­ständ­lich­keit ist.“

Shalom“ besteht seit 1981 in wech­seln­den Beset­zun­gen, geblie­ben ist der Anspruch, den der Lei­ter so skiz­ziert: Mit unse­rer Musik, unse­ren Tex­ten und Auf­trit­ten wol­len wir Men­schen berüh­ren, zum Nach­den­ken anre­gen und Lebens­freu­de schen­ken.“ Und dann kommt ein Satz, der sich wie ein roter Faden durch den Weg der Pas­sau­er Musik­grup­pe zieht:

Uns ist die Ver­kün­di­gung durch unse­re Lie­der und Tex­te von einem lie­ben­den, güti­gen, barm­her­zi­gen Gott wich­tig, der für uns Men­schen das Heil will; der uns ein Leben in Fül­le schenkt, hier auf die­ser irdi­schen Welt, aber auch danach.”

Martin Göth

1991 waren die Anfra­gen so groß, dass eine Ent­schei­dung getrof­fen wer­den muss­te: Gro­ße Musi­cals, Kon­zer­te und Lie­der­aben­de für Jugend­li­che und Erwach­se­ne oder Kin­der­mu­sik? Mar­tin Göth ent­schied sich für die Kin­der­mu­sik­schie­ne“. Ohne Umschwei­fe gibt er zu: Da ich kein guter Tex­ter bin, bin ich froh und dank­bar, dass ich Tex­ter gefun­den habe, die mit mir zusam­men­ar­bei­ten.“ Hier nennt er die Namen Hel­mut Degen­hart, Rolf Kren­zer und Paul Wei­nin­ger. Beim Kom­po­nie­ren ist das anders: Ich fin­de in einem Buch, Kalen­der, einer Zei­tung, auf einer Kar­te, in der Bibel, bei den her­kömm­li­chen Mess­tex­ten eine Stel­le, die mich anspricht. Eini­ge Male war sofort beim Lesen eine Melo­die im Kopf, die zu hun­dert Pro­zent zu dem vor­lie­gen­den Text passt. Es gibt aber auch Tage, da ver­las­se ich frus­triert und ohne Ergeb­nis das Kla­vier. Dann muss man Geduld haben, bis einen die Muse küsst.“

Für einen Ruhe­ständ­ler schaue er noch jung aus, sagen Leu­te, die Mar­tin Göth ken­nen. 37 Jah­re stand er im Dienst der Kir­che von Pas­sau als Pas­to­ral­re­fe­rent. Sta­tio­nen: Pas­sau-St. Anton, Jan­dels­brunn und Deka­nat­s­as­sis­tent im Stadt­de­ka­nat Pas­sau mit hal­ber Stel­le – und die ande­re hal­be Stel­le als Refe­rent für Reli­gi­ons- und Welt­an­schau­ungs­fra­gen der Diö­ze­se. Hier hat­te er mit dem inter­re­li­giö­sen Dia­log und etli­chen Sek­ten zu tun. 

Auch wenn er sich aktu­ell im vor­ge­zo­ge­nen Ruhe­stand befin­det: Reli­gi­on und Spi­ri­tua­li­tät gehö­ren zu sei­nem Lebens­kreis­lauf. Das schlägt sich auch in sei­nen Lie­dern und Auf­trit­ten nie­der: Es macht mir gro­ße Freu­de, zur Ehre Got­tes und zur Freu­de der Men­schen zu musi­zie­ren.“ Dabei trägt ihn ein Grund­ge­dan­ke: Gott um sei­ner selbst wil­len loben und lieben.“ 

Auf sei­nem Ster­be­bild, erzählt Mar­tin Göth im Gespräch mit dem Pas­sau­er Bis­tums­blatt und zitiert dabei Psalm 104,33, sol­le ein­mal ste­hen: Ich will dem Herrn sin­gen solan­ge ich lebe, ich will dem Herrn spie­len solan­ge ich bin.“

Zukunft in Corona-Zeiten

80 Kinderkonzerte und 30 Seminare ausgefallen

Eigent­lich woll­te Mar­tin Göth in der beruf­li­chen Frei­stel­lungs­pha­se musi­ka­lisch voll durch­star­ten“. Doch die Coro­na-Pan­de­mie mach­te ihm – wie vie­len – einen Strich durch die Rech­nung. Dadurch sind im ver­gan­ge­nen Jahr 80 Kin­der­kon­zer­te und über 30 Semi­na­re und Fort­bil­dun­gen aus­ge­fal­len.
Doch der Musi­ker, Kom­po­nist und Lie­der­ma­cher schaut nach vor­ne. Vie­les ist in Vorbereitung:

  • Zeit zum Ern­ten – Zeit zum Dan­ken“ – ein Mate­ri­al­buch zur herbst­li­chen Erntezeit.
  • Feli­zi­tas fei­ert Ern­te­dank“ – Ein Bilderbuch.
  • Viva Gio­van­ni – ein Fami­li­en­mu­si­cal“ – Materialbuch.
  • Samy, das schwar­ze Schaf – ein tie­ri­sches Weihnachtsspiel.“
  • Mit Jesus auf(er)stehen“ – Mate­ri­al­buch zur öster­li­chen Zeit (2022).

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