Gerade hat Andreas Gruber mit sanften Fingerstrichen die letzte Folie Blattgold auf den Tabernakel gelegt. Auch die Ähren, die sich um den schlichten Volksaltar ranken, lässt er in goldenem Glanz erstrahlen. Mit diesen Arbeiten hat der Kirchenmaler aus Aigen am Inn sein Werk vollendet: Die Innensanierung der St.-Johann-Kirche.
Nicht nur er selbst ist mit dem Ergebnis hochzufrieden. „Was für eine Harmonie! Alle Farbtöne finden sich immer wieder!“, schwärmt Stadtpfarrer Ludwig Limbrunner.
Über ein Jahr lang war die beliebte Hochzeitskirche Baustelle. 40 Jahre liegt die letzte Sanierung zurück. Nicht nur vier bis fünf Kirchenmaler waren dort im Durchschnitt im Einsatz. Auch Vereinsmitglieder des EC St. Johann, die verlässlichen Kümmerer dieses Kleinods, haben mitgeholfen. Sie bauten die Kirchenbänke aus und ein und unterstützen die Firma, die die schadhaften Bodenplatten erneuert hat. Vor allem am Eingang und im Mittelgang hatte Salzfraß diesem Jura-Belag zugesetzt. Mittlerweile ist alles ausgebessert, und nicht einmal bei genauestemHinschauen ist zu erkennen, welche Platten alt und welche neu sind.
Zwei Veränderungen dagegen fallen schon auf den ersten Blick ins Auge: Die „Stichkappen“, also die dreieckigen Ornamente im Deckengewölbe, sehen ganz anders aus als früher. Mit Blüten und Sternen in einem hellen Ockerton, die sich Reihe um Reihe wiederholen, hat Gruber in klassischer Brokatmalerei die Ornamente neu gestaltet. „Das passt super hierher“, findet der Kirchenmaler. Auch die Pilaster, die sich an den Seitenwänden hochziehen, haben die Kunstmaler verändert. Sie sind jetzt dezent marmoriert und nicht mehr komplett grau. Harmonisch fügen sie sich in die weiß gekalkten Wände ein, die die Kirchenmaler zuvor mit Wasser und Schwämmen gereinigt hatten. Etwas stockend verlief der Renovierungsstart, weil die Gerüstbauer erst mit mehrwöchiger Verspätung angerückt waren. Als erstes sind dann die Auszüge, also die obersten Teile des Hauptaltars und der zwei Seitenaltäre abgebaut worden. Diese nahm Gruber ebenso in seine Werkstatt mit wie die Figuren und (Kreuzweg-)Bilder. Dort hat er sie gereinigt, ausgebessert und konserviert. Böse Überraschungen hat er dabei nicht erlebt, so dass sowohl der Zeit- als auch der Kostenplan gehalten werden können. Von den 120.000 Euro übernimmt die Diözese 50.000 Euro. Der Bischof habe die Renovierung uneingeschränkt unterstützt, so Stadtpfarrer Limbrunner. Denn die Tatsache, dass mit dem EC St. Johann ein weltlicher Verein so dauerhaft für eine Kirche kämpft, beeindruckt auch Bischof Oster.
Auch die über 300 Jahre alte Orgel wurde gereinigt und generalüberholt. Orgelbauer Armin Vogl hat alle knapp 400 Pfeifen – die meisten aus Metall, die anderen aus Holz – ausgebaut und zum Putzen in seine Werkstatt nach Osterhofen mitgenommen, damit sich der Dreck nicht in der frisch renovierten Kirche verteilt. Nur ein bisschen Schimmel hatte die Orgel angesetzt. Auch das Gehäuse, die Mechanik und die Windladen reinigte der Orgelbauer. Danach waren nicht mehr seine geschickten Hände gefragt, sondern seine Ohren: Auch das Intonieren gehört zu seinem Auftrag. Die Antwort auf die Frage, was danach noch fehlt, kommt wie aus der Pistole geschossen vom Stadtpfarrer: Die Kirchenbesucher, „für sie haben wir‘s gemacht“.
Text und Fotos: Ingrid Frisch