Normalerweise fährt Erika Haider aus Hirten in den frühen Morgenstunden mit ihrem Lastenfahrrad den Alt-Neuöttinger Anzeiger aus. An diesem Samstag schwang sich der Disney-Fan, bekleidet mit einem Donald Duck-T-Shirt, dann nochmals auf ihren fahrbaren Untersatz. Viele andere Fahrradfreunde aus der näheren Umgebung in Ober- und Niederbayern taten es ihr gleich, „um im Marienheiligtum zur Mitte zu kommen“, wie es in der Ankündigung hieß – etwa 200 Teilnehmer zählte die erste Fahrrad-Sternwallfahrt nach Altötting. Ein Erfolg auch angesichts der sommerlich-heißen Temperaturen.
Egal, ob die Radler mit Sport‑, City- oder E‑Bike in die Pedale traten – Hauptsache mit Spaß an der Sache. Die Idee zu dieser Premiere-Veranstaltung sei schon seit längerem gewachsen, erklärte der stellvertretende Wallfahrtsrektor und Guardian der Altöttinger Kapuziner, Br. Marinus Parzinger. Bei einer abschließenden Segensfeier am späten Nachmittag – mit musikalischer Gestaltung durch ein Ensemble der Altöttinger Mädchenkantorei unter Leitung von Herbert Hager, mit einer Geschichte zum Nachdenken und mit einer Segnung der RadlerInnen und Fahrräder – konnten sich die Teilnehmer auf das Wesentliche im Leben besinnen.
Als Verkehrsteilnehmer seien die FahrradfahrerInnen verpflichtet, Verantwortung zu übernehmen und aufeinander Rücksicht zu nehmen, stellte Br. Marinus fest. Er nahm sich Benediktiner-Mönch David Steindl-Rast zum Vorbild, der die Notwendigkeit zur Lebensausrichtung wie folgt beschreibt: Stopp – look – go! Also: Innehalten, zur Ruhe kommen; sich umschauen, was im Leben so los ist und dementsprechend handeln.
Das Motto „zur Mitte kommen“ lade ein, die Gemeinschaft in der Gruppe und mit Jesus zu suchen. Man könne erfahren, dass es schön ist, zu leben, gemeinsam anzukommen und geliebt zu werden – von der Muttergottes und ihrem göttlichen Sohn.
Br. Marinus erzählte zum Motto eine Geschichte über Mönche, die ihren Abt fragten, wie trotz der Verschiedenheit der Ordensbrüder eine Gemeinschaft erwachsen könne. Der Abt antwortete demnach mit einem Bild: Wie Speichen eines Rads sollten sich alle auf die Nabe zubewegen und sich so Christus und untereinander nähern.
Text und Fotos: Roswitha Dorfner