Zum zweiten Mal hat eine Sternwallfahrt der Initiative „Deutschland betet Rosenkranz“ stattgefunden. Rund tausend Teilnehmer zählte die Veranstaltung am 7. Juli, deren Höhepunkt ein Pontifikalgottesdienst mit dem Münchner Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg war.
Einheit, Eintracht, Frieden“ war heuer das Motto der Tagesveranstaltung. Ein hoher Anspruch gerade in diesen Zeiten. Doch dass dieser nicht von heute auf morgen zu erreichen ist, das war auch den Predigern und Rednern dieses Tages bewusst: „Wir sind nicht politisch, wir sind Glaubende und wir versuchen zuallererst in der Kraft des Gebets Frieden zu finden“, leitete Kapuzinerpater Marinus Parzinger die Pontifikalmesse in der Basilika ein. Danach dankte der Hauptzelebrant, Weihbischof zu Stolberg, für das Gebet und dafür, dass die Beter ein „sichtbares Zeichen setzen, dass Gott in unserer Mitte ist“. In eine ähnliche Richtung argumentierte nachmittags auch Pater Johannes Rothärmel CP in seinem einstündigen Vortrag: „Der Weg zum Frieden kommt über das Gebet“, sagte er. Worte, die im Wesentlichen auch die Stoßrichtung der Initiative „Deutschland betet Rosenkranz“ wiedergaben, die davon überzeugt ist, dass eben gerade in diesen unruhigen Zeiten die Ruhe des Gebets Kraft schenken kann – jedem Einzelnen ebenso wie einer polarisierten Gesellschaft insgesamt.
Sternwallfahrt der Initiative „Deutschland betet Rosenkranz“ – Impressionen
Fotos: Roswitha Dorfner
Freilich sei die politische Situation sehr komplex und es gebe nicht die eine Ursache, an der man die vielfältigen Probleme unserer Zeit festmachen könne, stellte Weihbischof zu Stolberg in seiner Predigt fest. Überzeugt aber zeigte er sich, dass der Glaube „das Potenzial hat, Spannungen zu überwinden und Konflikte zu lösen“. Es sei ein grober Missbrauch, wenn die russisch-orthodoxe Kirche den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine auch mit dem christlichen Glauben rechtfertige, betonte er. Im Gegensatz dazu sei die Rückbesinnung auf die wahre Botschaft des Evangeliums und „die Gestaltung unserer Gemeinschaft aus dieser Botschaft heraus“ ein wesentlicher Beitrag, um Frieden zu schaffen. Als Christen sei es „unser Auftrag“ die Menschen daran zu erinnern, auf welcher Botschaft „unser Land und unsere Kultur aufgebaut ist“. Ausdrücklich warnte zu Stolberg vor Überheblichkeit und zitierte aus der zweiten Lesung: „Denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark“ (vgl 2 Kor 12, 7 – 10). Diese „bittere Erkenntnis“, dass auch die Kirche nur aus Menschen bestehe, die Fehler machen, sei die Voraussetzung dafür, mit eben jenen Fehlern auch offen umgehen zu können. Erst dadurch entstehe Glaubwürdigkeit für die christliche Botschaft. Und erst durch diese Ehrlichkeit und Offenheit habe die Kirche die Möglichkeit, sich auf den Kern ihres Glaubens, auf Jesus Christus, zu besinnen. Die Gottesmutter Maria stellte der Prediger als Vorbild heraus: Sie habe nicht sich selbst in den Vordergrund gestellt, sondern auf ihren Sohn verwiesen. Und eben diese Grundbotschaft Marias sei auch die Ziel-Richtung des Rosenkranz-Gebets. Dieses sei zuallererst ein Gebet, „das uns selbst verwandeln soll“. Erst dann könnten auch die Beter mithelfen, die Welt zu verwandeln. „Maria wird uns als Fürsprecherin und Begleiterin unterstützen“, erklärte der Weihbischof.
Zu einem regelmäßigen „Rosenkranz-TÜV“ riet bei seinem Vortrag am Nachmittag Pater Johannes seine Zuhörer. Denn das Gebete wirke nicht, wenn man es nur so nebenbei vor sich hinmurmele. Stattdessen komme es darauf an, „tief ins Geheimnis zu kommen – Leben wir und lieben wir dieses Gebet“, appellierte er. Dieses Gebet sei es wert, immer aufs Neue geübt und wiederholt zu werden, denn darin „sind alle Reichtümer, die die Seele atmen will“. Pater Johannes referierte ausführlich über die Zusammenhänge marianischer Frömmigkeit sowie über die Geheimnisse – und, ja auch: über die Macht des Rosenkranz-Gebets. Denn: „Solange wir den Rosenkranz in der Hand halten und so die Verbindung zum Himmel halten, ist Heilsgeschichte garantiert“, sagte er. Auf die Perspektive kommt es an: Friede sei nicht über Nacht zu erreichen und eine vollständige Einheit werde es in dieser Welt nicht geben – doch als Christen glaubten wir an ein Leben, das über diese Welt hinausgehe. Gerade aus dem Blickwinkel, nämlich dass wir von einem liebenden Gott begleitet werden, gebe es die Möglichkeit, auch in dieser Welt immer wieder „nach Einheit zu trachten“. Ausdrücklich warb Pater Johannes für Toleranz, dafür, die Verschiedenheit der Menschen auszuhalten und vor allem dafür, immer wieder das Gespräch zu suchen – gerade auch dann, wenn jemand eine andere Meinung habe. „Wir brauchen das klare Zeugnis der katholischen Kirche mit dem Glaubensschatz im Herzen, wir brauchen aber auch eine Welt, die sich auf den Diskurs, auf das Gespräch einlässt. Wir brauchen die Freiheit der Rede und ein tragfähiges Gehör.“ Pater Johannes sagte: „Lasst uns echt beten! Macht euch fest darin, dass der Herr alles wenden kann …“
Gebetet wurde dann auch an diesem Tag. Um 14 Uhr versammelten sich die Teilnehmer in der Basilika zu einem Rosenkranz und zu einer Eucharistischen Anbetung, die Pater Marinus mit Betrachtungen bereicherte. Auch nach dem Vortrag, den Pater Johannes zwischen 15 und 16 Uhr hielt, gab es die Möglichkeit zu einem halbstündigen Gebet. Danach fand eine Vesper statt und anschließend eine Rosenkranzprozession über den Kapellplatz. Immer mit dabei an diesem Gebetstag zu Ehren der Rosenkranzkönigin war eine Fatima-Madonna. Eine Marienweihe an der Gnadenkapelle beendete den Tag. Das Pontifikalamt am Vormittag hatten Kapellchor und ‑orchester mit Max Filkes Missa in G „In honorem Sancti Caroli Borromaei“ beeindruckend musikalisch gestaltet.
Das bundesweite Rosenkranzgebet geht weiter – Woche für Woche. Die Initiative in Altötting betreut Manfred Benkert, der sich mit der sehr guten Resonanz auf die Sternwallfahrt sehr zufrieden zeigte. Ein paar Beter mehr können freilich trotzdem nicht schaden …
Michael Glaß
Readkteur