Teresa Stefenelli wird noch bis Ende August in Cotonou (Benin) als Freiwillige in einem Don-Bosco-Projekt mitwirken. Die junge Frau aus dem Bistum Passau hat ihr bequemes Leben in Deutschland gegen viele neue Erfahrungen in einer anderen Welt ausgetauscht. Eines ist jetzt schon klar: Sie wird aus den Monaten in der Fremde unheimlich viel fürs Leben mitnehmen.
Für Teresa Stefenelli war bereits nach dem Abitur klar, dass sie ein Jahr im Ausland verbringen wolle. Auf die Idee eines Freiwilligendienstes im Rahmen von „Weltwärts“ hatte sie ihre Mutter gebracht. Eine Bekannte schlug ihr als Entsendeorganisation die Salesianer Don Boscos vor. Teresa hatte den Wunsch geäußert, in einem französischsprachigen afrikanischen Land zu arbeiten, und sie war glücklich, dass sich dieser Wunsch erfüllte. „Französisch hatte mich seit der 8. Klasse fasziniert“, erzählt sie, „und Afrika schien mir als ein Kontinent, über den wir relativ wenig wissen und der hauptsächlich durch Spendenaufrufe oder Schlagzeilen bekannt ist. Ich war mir sicher, dass es noch viel mehr zu entdecken gab.“
Seit dem 13. September 2023 ist Teresa in Cotonou und wird dort bis Ende August 2024 bleiben. Sie lebt auf dem Don-Bosco-Gelände der Schwestern in Cotonou mit anderen Freiwilligen, Schwestern und Präaspirantinnen (Schwesternanwärterinnen) zusammen. „Das Gelände ist sehr vielfältig“, berichtet Teresa, „es umfasst eine weiterführende Schule mit über 1000 Schülern, verschiedene Ausbildungsbereiche, die École Alternative und das Mädchenwohnheim Foyer Laura Vicuña. Zudem gibt es einen Garten mit Fischteich und Hühnerställen für die Foyermädels sowie Büros für verschiedene Dienste wie Rechtsberatung und psychologische Betreuung und das Schwesternhaus.“
Teresas Aufgaben variieren. „Ich arbeite in sechs verschiedenen Projekten“, erklärt sie, „darunter die Betreuung von Babys und Kleinkindern, Alphabetisierungskurse für Mädchen, Bastelaktivitäten und Freizeitgestaltung.“ Meist sei sie zwischen den Tatas (Erzieherinnen) und Fofos (Erziehern) und den Kindern zu finden. Ihr Tag sei dynamisch, da sie jeden Tag verschiedene Projekte betreue und die Projektkombinationen sich täglich unterschieden.
„Ein typischer Mittwoch beispielsweise beginnt um 8 Uhr mit der Betreuung der Babys und Kleinkinder im Foyer“, beschreibt Teresa. „Lieder singen, Windeln wechseln, füttern, spielen und kleine Spaziergänge auf dem Gelände machen – so füllt sich der Vormittag.“ Gegen 12 Uhr mache sie sich meist auf den Weg zum Mittagessen: „Das Mittagessen hole ich mir an einem der Essenstände auf dem Gelände (die haben für die Schüler dort offen) oder außerhalb. Meistens Reis mit Bohnen und einer bestimmten Soße: Atasi.“ Danach gehe es mit dem Zemsuche (Mororadtaxi) zur Baracke, um bei den Alphabetisierungskurs der Mädchen zu helfen, „gefolgt von Bastelaktivitäten, die ich bereits zuhause vorbereitet und nun mitgebracht habe. Oft sind es Girlanden, Spiele wie Himmel und Hölle oder Origami.“ Danach beginnt oft der „lockere Teil“: „Klatschspiele dürfen dabei nie fehlen, und so lerne ich solche den Mädchen genauso wie sie mir. Oft wird auch die Trommel ausgepackt und viel gesungen und getanzt. An anderen Tagen geht es etwas ruhiger zu und wir spielen Karten oder andere Spiele.“ Das dauere ca. bis 17 Uhr. „Dann setzen die Mädchen sich wieder die Körbe voller Ware auf den Kopf und gehen ihrer Arbeit, dem Verkaufen auf dem Markt, nach, während die Baracke von uns nochmal ordentlich durchgekehrt wird.“ Der Tag ende oft mit Einkäufen auf dem Markt, der Suche nach einem Zem, der sie zurück aufs Gelände bringt und Vorbereitungen für den nächsten Tag.
Impressionen
Ob in der Schule oder in der Küche oder unterwegs in der Stadt: Der Alltag in Benin unterscheidet sich fundamental vom gewohnten Leben in Niederbayern. Doch gerade das macht für Teresa Stefenelli die Zeit so aufregend. Mit ihrer Offenheit gelingt es ihr schnell, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Sie weiß freilich inzwischen auch, wie wichtig es ist, Grenzen zu ziehen.
Fotos: privat
„Was ich aus dieser Erfahrung mitnehme“, reflektiert Teresa, „ist die Fähigkeit, klar ‚Nein‘ zu sagen.“ Auch liegt die Herausforderung vor Ort oft darin, mit den Erwartungen der Menschen umzugehen. „Es gibt viele Anfragen nach meiner Nummer, Geld oder Geschenken von den Menschen in der Gemeinschaft“, erklärt Teresa. Doch auch wenn es teilweise herausfordernd sei, nehme sie etwas davon mit: „Ich habe gelernt, Grenzen zu setzen und klar meine Position zu kommunizieren, was manchmal auf Unverständnis oder Ablehnung stößt.“ Oft versuche sie jedoch gerade aus solchen Situationen mit Kindern Wege zu finden, nicht einfach immer nur „Nein“ zu sagen, sondern eine lustige Situation daraus entstehen zu lassen, die ihren Standpunkt trotzdem deutlich mache.
Vortrag, Blog und Spendentipp
Vortrag: Agnes Stefenelli besuchte über Ostern ihre Tochter Teresa in Benin. Über ihre Erfahrungen und die Situation vor Ort wird sie in einem Vortrag am 25. April um 19 Uhr im Pfarrsaal St. Peter in Passau berichten.
Spenden: Spenden für das Mädchenwohnheim Laura Vicuña können auf folgendes Spendenkonto überwiesen werden: Empfänger: Missionsprokur FMA, VWZ: Sr. Hanni Denifl Foyer Cotonou Benin; IBAN: DE12 3702 0500 0001 0739 00, BIC: BFSWDE33XXX
Online: Was sie alles erlebt und wie sie Land und Leute kennenlernt, schildert Teresa Stefenelli begleitend zu ihrem Aufenthalt auch auf ihrem Internet-Blog „Mittendrin in Benin“, der laufend fortgeschrieben wird:
Einen weiteren Aspekt nimmt Teresa nach eigener Aussage mit: offen auf Menschen zuzugehen. „Die intensive Zusammenarbeit und das Zusammenleben mit meiner Mitfreiwilligen Valerie hat mir viel über offene Kommunikation und zwischenmenschliche Beziehungen beigebracht. Auch mein Blick auf Themen wie Rassismus hat sich erweitert. Hier habe ich gesehen, wie das Leben anderswo auf unserer Welt stattfindet und funktioniert, oder eben auch nicht, und das sind interessante Erfahrungen.“ Ein Beispiel dafür ist die Kindererziehung: „Während sich in Deutschland das Leben der Menschen durch ein Kind oft sehr verändert, wirkt es hier, als wäre es keine allzu große Sache. Generell sieht man viel mehr Kinder überall, die Kinder sind früher selbstständiger und laufen oft einfach bei dem, was die Eltern machen, mit.“
Susanne Schmidt
Bischöfliche Pressesprecherin