Jeder von uns hat ein Rendezvous mit ihm, wann und wo entscheidet er. Doch jetzt kann man ihn leibhaftig treffen, vorab, in Altötting. Vor dem Portal der Stiftspfarrkirche St. Philippus und Jakobus sitzt er im Schatten. Er macht dort gerne Pause, zusammen mit seinem Gehilfen. Denn er, der berühmte Sensenmann aus Altötting, steht kurz vor dem Burnout. Warum dem so ist, und wieso dann auch noch Feldmarschall Johann Tserclaes Tilly höchstpersönlich seine Gruft verlässt, das und noch einiges mehr erfahren Besucher der Wallfahrtsstadt bei der höchst vergnüglichen Theaterstadtführung, die am Samstag, den 22. Juli, um 14 Uhr ihre Premiere feiern wird.
500 Jahre Stadt- und Wallfahrtsgeschichte werden lebendig, und zwar quicklebendig. An fünf Stationen, rund um und auf dem Kapellplatz, stellen 16 Akteure der Alt-Neuöttinger Theateramateure, kurz ANTHA, in kleinen szenischen Bildern markante Momente Altöttings vor. Natürlich immer mit einem kleinen Augenzwinkern. Entwickelt und eingerichtet wurden die Episoden von der ANTHA, die Idee dazu kam ursprünglich aus einem P‑Seminar des Altöttinger König-Karlmann-Gymnasiums. Altötting feiert heuer 125 Jahre Stadterhebung und außerdem 1275 Jahre seiner ersten urkundlichen Erwähnung.
Los geht’s vor dem Rathaus. Dort warten drei Stadtführer auf ihre Gäste, alles wie gehabt. Doch dieses Mal dürfen Guides und Gruppe auf ihrer Runde durch die Innenstadt mit einigen unerwarteten Begegnungen rechnen. Sie treffen unter anderem auf Wallfahrer, die in den Bauernkriegen arge Pein an Körper und Geist erlitten haben. In ihrer Not und unter vielen Entbehrungen sind sie zur Muttergottes nach Altötting gepilgert. Mitten in der Stiftspfarrkirche können sie erleben, wie der Alltag der Putzfrauen dort verläuft – bis eine der Stadtlegenden Altöttings plötzlich Realität zu werden scheint. Vor dem Marienbrunnen werden sie Augen- und Ohrenzeugen eines Gesprächs zweier Marktfrauen. Die Jüngere von ihnen ist mit einem französischen Soldaten verbandelt, der in Neuötting Quartier bezogen hat – es ist die Zeit, als Napoleons Truppen durch die Gegend marodierten und der Kaiser der Franzosen die Wallfahrtsstadt besuchte. Zuletzt wird die Gruppe Halt vor der Pforte des Bruder-Konrad-Klosters machen, es ist dies die fünfte und letzte Station auf der Zeitreise durch die Geschichte Altöttings. Zwei Bettlerinnen und ein hochschwangeres Mädchen aus Weng, der Heimat des Heiligen Bruder Konrad im Rottal, erzählen von ihrem Leid. Sie hoffen auf einen Rat des Kapuzinerbruders, der ihnen wieder Zuversicht und eine Perspektive geben soll. Der Mann in der braunen Kutte erscheint.
Text und Fotos: Maximiliane Heigl-Saalfrank
Neue Theaterstadtführung in Altötting – Termine
„Lebendige Geschichte“ heißt die neue Stadtführung, die am Samstag, 22. Juli 2023, und am Sonntag, 23. Juli 2023, jeweils um 14 und 15 Uhr, bei großem Zuspruch, der unbedingt zu wünschen ist, auch noch einmal um 16 Uhr veranstaltet wird. Zwei Termine für Mitte September sind bereits in Vorbereitung. In kleinen Theaterszenen werden fünf Jahrhunderte einer an Geschichte und Geschichten reichen Wallfahrts- und Stadtgeschichte lebendig. Die Schauspieltruppe, gekleidet in Originalkostümen aus den jeweiligen Zeitepochen, nimmt die Gäste mit – auf einer besonderen Zeitreise durch Altötting. Die Stadtführung ist barrierefrei und kinderwagengeeignet. Die Tickets kosten 15 €/Person, ermäßigt 12 € (Schüler, Studenten, Ehrenamtskarte, Schwerbehinderung). Aus organisatorischen Gründen wird um eine ausschließliche Anmeldung unter www.altoetting.de/themenfuehrungen gebeten.