„Für mich zu kämpfen ist sehr anstrengend. Ich nehme das Leben leider nicht mehr so wahr, wie ich es gerne machen würde. Ich sehe die ganze Schönheit, kann sie aber nicht mehr genießen, weil ich mein Leben nicht mehr umsetzen kann“, sagt Bianka, die schwer krebskrank das diesjährige Weihnachtsfest wohl nicht mehr erleben wird. Die 47-Jährige aus München war zum Ausstellungsauftakt „Der Tod und die Schönheit“ ins Haus der Begegnung Heilig Geist ins Dekanat Altötting gekommen, um „ihren“ Film, gedreht vom Nachwuchsfilmer Emre Celep, zu sehen. „Mama kämpft“ zeigt die alleinerziehende Mutter mit 13-jährigem Sohn und zwei erwachsenen Töchtern in schonungsloser Ehrlichkeit. Ein Film, der berührt und die etwa 80 Besucher nicht ohne Emotionen zurückließ.
Doch anders als Pfarrer Michael Witti aus Feichten oder Brigitte Neckermann-Lipp (Referentin im Haus Heilig Geist) wollte sie nicht im vorbereiteten Sarg „Probe liegen“. Die beiden „Testlieger“ berichteten, dass es grundsätzlich eigentlich bequem sei – nur die Saugunterlage aus Stroh hätte etwas dicker ausfallen dürfen. Doch im Tod sei das wohl nachrangig, befanden sie.
Ein schwarzer Sarg, präsent in der Eingangshalle, flankiert von schön dekorierten Urnen: Keine Ausstellung, die man gewöhnlich besuchen würde und doch wird hier aufgerüttelt und bewusstgemacht, dass man sich jederzeit mit seinem Lebensende befassen sollte. „Der Tod soll nicht weiter ein Tabu-Thema sein“, wünscht sich Organisator Stephan Maria Alof.
Ein Rundgang durch die verschiedenen Räume der Ausstellung gibt Einblick in die Gestaltung der „letzten Ruhe“: sei es der Sarg, die Urne oder seien es Möglichkeiten mit Blumen zu gestalten. Dass niemand vergessen ist, weder Kaiserin Elisabeth, noch Konrad Adenauer, Walter Sedlmayr oder der Lanz Leo, wird in einem weiteren Raum deutlich. Irmgard Jörg hat mehrere tausend Sterbebilder gesammelt und zeigt daraus eine kleine Auswahl.
Themenwoche Tod und Schönheit: Impressionen von der Eröffnung und der Ausstellung
Alof, der sich schon seit vielen Jahren mit dem Thema Leben und Tod auseinandersetzt, ist immer wieder der Frage nach Schönheit im Zusammenhang mit dem Tod nachgegangen. Der Tod brauche Zeit, Raum und Ästhetik. Bei aller Trauer und Mitgefühl für Sterbende und Hinterbliebene sei ein Bestatter aber keine „Spaßbremse“. Der Tod gehöre in den Alltag und ins Leben. „Wer gut gelebt hat, kann auch gut sterben“, so seine Überzeugung. Es brauche im Leben und Tod auch Rituale, egal welcher Konfession man angehöre. Alte Rituale wie die Aufbahrung werden wieder praktiziert. „Dabei ist fast alles wieder möglich“, informiert er. Selbst Humor habe Platz auf dem Friedhof, sagt er und verweist auf so manchen Spruch, den man auf den Grabsteinen lesen könne.
Auch die Musik gehört in dieses Programm. So war der Kammerchor MaxVokal in Feichten zu Gast und präsentierte Gabriel Faurés Requiem und Lucio Mosè Benaglias Stabat Mater in ganz besonders einfühlsamer Weise.
Text und Fotos: Tine Limmer