Bistum

Von der Donau an den Rhein

Redaktion am 19.08.2024

2024 08 19 pb alb theologe manuel schloegl2 Foto: Wolfgang Krinninger
Heimaturlaub: Der barocke Passauer Dom ist ein Teil dessen, was für Manuel Schlögl das Zuhause ausmacht.

Nach Stationen in Münster, Lantershofen und Wien ist der Passauer Theologe Manuel Schlögl (44) seit zwei Jahren Inhaber des Lehrstuhls für Dogmatik und ökumenischen Dialog an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT). Eine Zwischenbilanz.

Als gro­ßes Glücks­ge­fühl beschreibt Manu­el Schlögl den Moment, als im Dezem­ber 2021 ein Brief von Kar­di­nal Rai­ner Maria Woel­ki mit der Beru­fung an den Lehr­stuhl in Köln bei ihm ankam. Es war die Krö­nung eines stren­gen Aus­wahl­ver­fah­rens, in dem der Geist­li­che aus Pas­sau, der 2005 zum Pries­ter geweiht wor­den war, auf Herz und Nie­ren geprüft wurde. 

Nach inzwi­schen sie­ben Semes­tern ist er im Rhein­land ange­kom­men, er hat das Lebens­ge­fühl von Köln und das Arbei­ten an der KHKT ken­nen und schät­zen gelernt. Er ist dort Mit­glied im Senat und in ver­schie­de­nen Kom­mis­sio­nen. Als beson­ders berei­chernd emp­fin­det er das inter­na­tio­na­le und inter­kul­tu­rel­le Pro­fil der Hoch­schu­le mit vie­len Stu­die­ren­den aus Asi­en und Afrika.

Das Ver­ste­hen des eige­nen Glau­bens und der eige­nen Geschich­te sei essen­zi­ell an der jun­gen Hoch­schu­le. Wir wol­len eine neue Stand­fes­tig­keit gewin­nen und von da aus in den Dia­log mit der heu­ti­gen Zeit tre­ten“, erklärt Schlögl. Die Fra­ge nach der eige­nen Iden­ti­tät und der Rele­vanz des Glau­bens für das eige­ne Leben sei ein roter Faden. Die Stu­den­ten kom­men oft mit sehr exis­ten­zi­el­len Fra­gen, und dafür ist bei uns mehr Raum. Das hat auch damit zu tun, dass wir eine klei­ne­re Hoch­schu­le sind und auf die Bedürf­nis­se der ein­zel­nen Stu­den­ten bes­ser ein­ge­hen können.“

Kri­ti­ker wer­fen der Köl­ner Hoch­schu­le frei­lich auch vor, sie sei ein kon­ser­va­ti­ves Gegen­stück zu den staat­li­chen Hoch­schu­len. Sie steht des­halb seit ihrer Grün­dung unter Druck von ver­schie­de­nen Sei­ten. Die Vor­be­hal­te hat auch Schlögl zu spü­ren bekom­men. Doch sei­ner Ansicht nach bele­be auch im Hoch­schul­be­reich Kon­kur­renz das Geschäft. Es müs­sen nicht alle theo­lo­gi­schen Hoch­schu­len im deutsch­spra­chi­gen Raum das­sel­be tun und leh­ren“, sagt er. Er habe zudem erlebt, dass Vor­be­hal­te zer­streut wer­den, wenn sich Men­schen inten­si­ver mit der Hoch­schu­le beschäf­ti­gen. Sie erleb­ten dann ein offe­nes Kli­ma und inter­es­san­te Leu­te, die nicht kon­ser­va­tiv sei­en. Es geht dar­um, das Erbe zu bewah­ren, indem wir bewusst ins Gespräch kom­men und unse­re Stu­den­ten zu Gesprächs­fä­hig­keit aus­bil­den“, sagt Schlögl. Dabei wür­den die Stu­die­ren­den in sei­ner Hoch­schu­le das Spek­trum der jun­gen Leu­te abbil­den, die heu­te ver­su­chen, Christ zu sein und das zu ver­ste­hen“. Wobei Vor­le­sun­gen, Semi­na­re, Kur­se und Kol­lo­qui­en in Köln nur eine Sei­te von Schlögls Schaf­fen aus­ma­chen. Nach­dem die Theo­lo­gie Papst Bene­dikts XVI. seit vie­len Jah­ren sein For­schungs­schwer­punkt ist, wird er in ganz Euro­pa zu Vor­trä­gen ein­ge­la­den. So war er die­ses Jahr bereits in Rom, Buda­pest, Wien und zu einer Pries­ter­fort­bil­dung in Münster.

Gott gehört nicht der Kir­che, son­dern ist auch im All­tag, in ande­ren Reli­gio­nen zu finden.”

Manuel Schlögl, Inhaber des Lehrstuhls für Dogmatik und ökumenischen Dialog an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT)

Wie aber erlebt nun der Nie­der­bay­er aus dem klei­nen Bis­tum Pas­sau das Katho­lisch-Sein im Rhein­land, in einem der größ­ten und wich­tigs­ten Bis­tü­mer in Deutsch­land? Allein durch die Über­schau­bar­keit, die Nähe des Kle­rus zuein­an­der und gemein­sa­me Initia­ti­ven und Tref­fen sei in Pas­sau eine ande­re Behei­ma­tung als in Köln mög­lich. Doch auch die Rhein-Metro­po­le mit den vie­len hun­dert Pries­tern aus der Welt­kir­che, der inter­na­tio­na­len Ver­net­zung, den berühm­ten Basi­li­ken und den berühm­ten Pre­di­gern im Dom, habe ihren Reiz. Das Katho­lisch-Sein in Köln ist sehr bunt und welt­an­schau­lich viel­fäl­tig“, so Schlögl. Er habe inzwi­schen hier auch sei­ne per­sön­li­chen Kirch­or­te gefun­den. Neben der Pfar­rei in Lin­den­thal, wo die Hoch­schu­le behei­ma­tet ist, feie­re er in einem Klos­ter von Bene­dik­ti­ne­rin­nen regel­mä­ßig Got­tes­diens­te. Es gibt ein paar klei­ne Oasen, wo man sich ein­fach auch als Christ, als Pries­ter zu Hau­se fühlt.“ Zudem kom­me ihm die rhein­län­di­sche Gast­lich­keit ent­ge­gen. Da gibt es eine gewis­se Anschluss­mög­lich­keit“, sagt Schlögl und nennt als Bei­spie­le die Bier­gär­ten und das Zusam­men­sit­zen. Auch die Schön­heit der Land­schaft am Rhein und die Wäl­der um Köln habe er inzwi­schen für sich entdeckt.

Und doch bleibt Nie­der­bay­ern das Zuhau­se. Wenn ich recht lan­ge in Köln bin, mer­ke ich, wie ich mich inner­lich wie­der ein biss­chen nach Pas­sau seh­ne.“ Neben dem Dia­lekt feh­len ihm die unge­zwun­ge­nen, unge­plan­ten Tref­fen mit alten Bekann­ten in der Fuß­gän­ger­zo­ne und auch die baro­cken Kirchen. 

Sein gro­ßes Ziel ist es, glaub­wür­dig Christ und Pries­ter zu sein und sich gedank­lich mit immer neu­en The­men aus­ein­an­der­zu­set­zen. Ich bil­de ja die Gene­ra­ti­on von mor­gen aus. Ich möch­te die­sen jun­gen Men­schen etwas mit­ge­ben.“ Einer­seits soll­ten sie ihre per­sön­li­che Iden­ti­tät im Glau­ben fin­den, die Schön­heit und Stim­mig­keit des Chris­ten­tums ent­de­cken, ande­rer­seits möch­te er sie auch ermun­tern, ande­re Mei­nun­gen zu hören und zulas­sen zu kön­nen. Manu­el Schlögl ist zutiefst über­zeugt: Gott gehört nicht der Kir­che, son­dern ist auch im All­tag, in ande­ren Reli­gio­nen zu fin­den.“ Er sieht in den kon­ser­va­ti­ven Milieus die Gefahr, sich zu ver­schlie­ßen und die­se Viel­falt als etwas zu sehen, das Angst macht. 

Die Ant­wort auf die Trans­for­ma­ti­ons­pro­zes­se im Wes­ten sind für ihn aber nicht die gro­ßen Ver­än­de­run­gen, son­dern eine Poli­tik der klei­nen Anpas­sun­gen, dass man bestimm­te The­men mit rein­holt, die jetzt wich­tig sind: Das Men­schen­bild müs­se man neu ver­ste­hen und ver­mit­teln ler­nen; auch das The­ma Macht müs­se neu dis­ku­tiert wer­den. Wir müs­sen als Kir­che wie­der in einem Lern­pro­zess sein und fra­gen: Wie kön­nen wir mehr Men­schen an Ent­schei­dun­gen betei­li­gen, weil der Glau­be ver­schie­de­ne Gesich­ter hat? Das ist ein Reich­tum, nicht nur etwas, das in einer uni­for­men Wei­se zusam­men­ge­führt wer­den muss. Man darf die­se Viel­falt wahr­neh­men und aus­hal­ten. Ich glau­be, wir haben eine Chan­ce, dass Men­schen uns neu ent­de­cken, wenn sie bei uns Offen­heit, Wert­schät­zung, aber auch Über­zeu­gung spü­ren“, fasst Schlögl zusammen.

Wolfgang krinninger

Wolfgang Krinninger

Chefredakteur

Das ist die KHKT in Köln

Die Köl­ner Hoch­schu­le für Katho­li­sche Theo­lo­gie (KHKT) liegt in Köln-Lin­den­thal. An der staat­lich aner­kann­ten Hoch­schu­le mit Pro­mo­ti­ons­recht Theo­lo­gie stu­die­ren rund 100 jun­ge Men­schen aus rund 20 ver­schie­de­nen Natio­nen. Des­halb liegt ein Schwer­punkt der KHKT auf dem Aus­tausch mit ande­ren Reli­gio­nen und Kulturen.

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