![2025 02 10 pb alb tobias haberl](https://bistumpassau.imgix.net/images/Bistumsblatt/2025-02-10-pb-alb-tobias-haberl.jpg?auto=compress%2Cformat&crop=focalpoint&fit=crop&fp-x=0.501&fp-y=0.2934&h=1000&q=82&w=1600 1600w, https://bistumpassau.imgix.net/images/Bistumsblatt/2025-02-10-pb-alb-tobias-haberl.jpg?auto=compress%2Cformat&crop=focalpoint&fit=crop&fp-x=0.501&fp-y=0.2934&h=750&q=82&w=1200 1200w, https://bistumpassau.imgix.net/images/Bistumsblatt/2025-02-10-pb-alb-tobias-haberl.jpg?auto=compress%2Cformat&crop=focalpoint&fit=crop&fp-x=0.501&fp-y=0.2934&h=500&q=82&w=800 800w, https://bistumpassau.imgix.net/images/Bistumsblatt/2025-02-10-pb-alb-tobias-haberl.jpg?auto=compress%2Cformat&crop=focalpoint&fit=crop&fp-x=0.501&fp-y=0.2934&h=250&q=82&w=400 400w, https://bistumpassau.imgix.net/images/Bistumsblatt/2025-02-10-pb-alb-tobias-haberl.jpg?auto=compress%2Cformat&crop=focalpoint&fit=crop&fp-x=0.501&fp-y=0.2934&h=125&q=82&w=200 200w, https://bistumpassau.imgix.net/images/Bistumsblatt/2025-02-10-pb-alb-tobias-haberl.jpg?auto=compress%2Cformat&crop=focalpoint&fit=crop&fp-x=0.501&fp-y=0.2934&h=63&q=82&w=100 100w)
Wie führt man als Christ ein gottgefälliges Leben in einer Welt, in der der eigene Glaube zunehmend zur Randerscheinung wird? Dieser Frage widmet sich Tobias Haberls neues Buch „Unter Heiden“. Im Bildungshaus Spectrum Kirche präsentierte er es einer interessierten Zuhörerschaft.
Ausgangspunkt für das Buch sei ein gleichnamiger Aufsatz gewesen, den er am 30. März 2023 im Magazin der Süddeutschen Zeitung veröffentlichte. In den darauffolgenden Tagen habe er Hunderte von Leserzuschriften per Mail erhalten – einige kritisch, viele jedoch mit Dankbarkeit und Zustimmung. Priester hätten angefragt, ob sie Passagen daraus für ihre Sonntagspredigten übernehmen dürften, und sogar eine Muslima habe ihm für eine positive Bemerkung über den Islam ihre Anerkennung ausgesprochen. Es habe zwar einige Zeit in Anspruch genommen, doch jede einzelne Zuschrift habe er beantworten wollen – besonders die kritischen. Denn nur durch eine echte Auseinandersetzung könne ein Dialog über Kirche und Glauben entstehen.
Zu Beginn seiner Lesung stellte Haberl fest, dass der Gesellschaft „etwas Grundlegendes, Entscheidendes, das sich nicht verordnen, bestellen oder verkaufen lässt“ fehle. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen viele Menschen durch Krisen wie Inflation, soziale Spannungen, Klimawandel oder Kriege verunsichert seien, werde das Bedürfnis nach Orientierung immer größer. Doch langsam setze sich die Erkenntnis durch, dass dieses Verlangen nicht durch technologischen Fortschritt oder die grenzenlose Selbstentfaltung des Einzelnen gestillt werden könne: „Die große Freiheit stellt sich nicht ein. Stattdessen neue Zwänge, neue Ängste, neue Süchte.“ Dies sei auch der entscheidende Unterschied zwischen gläubigen und nichtgläubigen Menschen: Während Letztere „Ablenkung statt Trost, kurzfristige Befriedigung statt dauerhafter Erlösung“ suchten, könne der Glaube eine Quelle für Beständigkeit und innere Ruhe sein.
„Denn von einer Sache bin ich überzeugt, dass mein Glaube Erfahrungen bereithält, die uns als Gesellschaft schmerzlich fehlen und die uns dabei helfen können, die Herausforderungen der Zukunft, wenn schon nicht zu meistern, dann doch beherzt anzugehen.”
Gleichwohl wolle sein Buch keine reine Gesellschaftskritik sein. Vielmehr verstehe er es als eine Liebeserklärung an den Glauben und dessen trostspendende Kraft. Zudem sei es der Versuch, deutlich zu machen, wie sehr die Gesellschaft von Kirche und Glauben profitieren könne: „Denn von einer Sache bin ich überzeugt, dass mein Glaube Erfahrungen bereithält, die uns als Gesellschaft schmerzlich fehlen und die uns dabei helfen können, die Herausforderungen der Zukunft, wenn schon nicht zu meistern, dann doch beherzt anzugehen.“ Eine Wiederentdeckung von Werten wie Demut und Ehrfurcht, aber auch eine Rückkehr zu den Rhythmen und Riten des kirchlichen Lebens könnten wohltuend sein. Haberl stellte die Frage, wie eine Gesellschaft aussähe, in der Gott keine Rolle mehr spiele – ob sie wirklich gerechter, schöner oder besser wäre.
Warum er sich eine solche Welt nicht vorstellen könne, erklärte er mit einem Rückblick auf seine Kindheit und Jugend im Bayerischen Wald der 1980er- und 1990er-Jahre. Damals sei es selbstverständlich gewesen, Teil der Kirche zu sein. Die kirchlichen Feste und Bräuche hätten dem Leben Struktur und Halt gegeben. Besonders habe ihn geprägt, dass der Jahreskreis auch Raum für Stille und Innerlichkeit ließ – etwa beim gemeinsamen Besuch des Friedhofs an Allerheiligen.
Interview mit Tobias Haberl zum Anhören
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Mit anschaulichen Beschreibungen ließ er das Gefühl von Gemeinschaft lebendig werden, das er bei der sonntäglichen Messe und dem anschließenden Beisammensein im Wirtshaus empfunden habe.
Gott sei in seinem Leben stets präsent gewesen, ohne dass ihm der Glaube jemals aufgedrängt worden wäre. Sein Vater, ein Landarzt, habe ihn oft zu Gottesdiensten im Altenheim mitgenommen. „Gott war nicht das Zentrum meines Lebens. Aber ich fand immer ein unsichtbares Gelände, ein väterlicher Freund, von dem ich mich beschützt fühlte, immer gütig und verzeihend, nie zornig oder strafend.“
Schon als Jugendlicher habe er Jesus nicht als Dogmatiker, sondern als „sympathischen Sonderling“ gesehen – als einen, „der die Vorschriften seines Glaubens nicht allzu ernst nahm und nicht aufhörte, den Menschen von Gott zu erzählen, selbst da nicht, als es um sein Leben ging.“ Dennoch müsse der Glaube seine Eigenständigkeit bewahren und dürfe nicht leichtfertig dem Zeitgeist angepasst werden. Denn gerade in seiner Andersartigkeit liege seine eigentliche Stärke.
Text und Foto: Ferdinand Roth