Das glauben wir

Liebeserklärung an den Glauben

Redaktion am 10.02.2025

2025 02 10 pb alb tobias haberl Foto: Ferdinand Roth
Auf seiner Lesereise machte Tobias Haberl auch in Passau Station. Im Haus Spectrum Kirche stellte er sein Buch „Unter Heiden“ vor.

Wie führt man als Christ ein gottgefälliges Leben in einer Welt, in der der eigene Glaube zunehmend zur Randerscheinung wird? Dieser Frage widmet sich Tobias Haberls neues Buch „Unter Heiden“. Im Bildungshaus Spectrum Kirche präsentierte er es einer interessierten Zuhörerschaft.

Aus­gangs­punkt für das Buch sei ein gleich­na­mi­ger Auf­satz gewe­sen, den er am 30. März 2023 im Maga­zin der Süd­deut­schen Zei­tung ver­öf­fent­lich­te. In den dar­auf­fol­gen­den Tagen habe er Hun­der­te von Leser­zu­schrif­ten per Mail erhal­ten – eini­ge kri­tisch, vie­le jedoch mit Dank­bar­keit und Zustim­mung. Pries­ter hät­ten ange­fragt, ob sie Pas­sa­gen dar­aus für ihre Sonn­tags­pre­dig­ten über­neh­men dürf­ten, und sogar eine Mus­li­ma habe ihm für eine posi­ti­ve Bemer­kung über den Islam ihre Aner­ken­nung aus­ge­spro­chen. Es habe zwar eini­ge Zeit in Anspruch genom­men, doch jede ein­zel­ne Zuschrift habe er beant­wor­ten wol­len – beson­ders die kri­ti­schen. Denn nur durch eine ech­te Aus­ein­an­der­set­zung kön­ne ein Dia­log über Kir­che und Glau­ben entstehen.

Zu Beginn sei­ner Lesung stell­te Haberl fest, dass der Gesell­schaft etwas Grund­le­gen­des, Ent­schei­den­des, das sich nicht ver­ord­nen, bestel­len oder ver­kau­fen lässt“ feh­le. Gera­de in Zei­ten wie die­sen, in denen vie­le Men­schen durch Kri­sen wie Infla­ti­on, sozia­le Span­nun­gen, Kli­ma­wan­del oder Krie­ge ver­un­si­chert sei­en, wer­de das Bedürf­nis nach Ori­en­tie­rung immer grö­ßer. Doch lang­sam set­ze sich die Erkennt­nis durch, dass die­ses Ver­lan­gen nicht durch tech­no­lo­gi­schen Fort­schritt oder die gren­zen­lo­se Selbst­ent­fal­tung des Ein­zel­nen gestillt wer­den kön­ne: Die gro­ße Frei­heit stellt sich nicht ein. Statt­des­sen neue Zwän­ge, neue Ängs­te, neue Süch­te.“ Dies sei auch der ent­schei­den­de Unter­schied zwi­schen gläu­bi­gen und nicht­gläu­bi­gen Men­schen: Wäh­rend Letz­te­re Ablen­kung statt Trost, kurz­fris­ti­ge Befrie­di­gung statt dau­er­haf­ter Erlö­sung“ such­ten, kön­ne der Glau­be eine Quel­le für Bestän­dig­keit und inne­re Ruhe sein.

Denn von einer Sache bin ich über­zeugt, dass mein Glau­be Erfah­run­gen bereit­hält, die uns als Gesell­schaft schmerz­lich feh­len und die uns dabei hel­fen kön­nen, die Her­aus­for­de­run­gen der Zukunft, wenn schon nicht zu meis­tern, dann doch beherzt anzugehen.”

Tobias Haberl, Journalist und Autor

Gleich­wohl wol­le sein Buch kei­ne rei­ne Gesell­schafts­kri­tik sein. Viel­mehr ver­ste­he er es als eine Lie­bes­er­klä­rung an den Glau­ben und des­sen trost­spen­den­de Kraft. Zudem sei es der Ver­such, deut­lich zu machen, wie sehr die Gesell­schaft von Kir­che und Glau­ben pro­fi­tie­ren kön­ne: Denn von einer Sache bin ich über­zeugt, dass mein Glau­be Erfah­run­gen bereit­hält, die uns als Gesell­schaft schmerz­lich feh­len und die uns dabei hel­fen kön­nen, die Her­aus­for­de­run­gen der Zukunft, wenn schon nicht zu meis­tern, dann doch beherzt anzu­ge­hen.“ Eine Wie­der­ent­de­ckung von Wer­ten wie Demut und Ehr­furcht, aber auch eine Rück­kehr zu den Rhyth­men und Riten des kirch­li­chen Lebens könn­ten wohl­tu­end sein. Haberl stell­te die Fra­ge, wie eine Gesell­schaft aus­sä­he, in der Gott kei­ne Rol­le mehr spie­le – ob sie wirk­lich gerech­ter, schö­ner oder bes­ser wäre.

War­um er sich eine sol­che Welt nicht vor­stel­len kön­ne, erklär­te er mit einem Rück­blick auf sei­ne Kind­heit und Jugend im Baye­ri­schen Wald der 1980er- und 1990er-Jah­re. Damals sei es selbst­ver­ständ­lich gewe­sen, Teil der Kir­che zu sein. Die kirch­li­chen Fes­te und Bräu­che hät­ten dem Leben Struk­tur und Halt gege­ben. Beson­ders habe ihn geprägt, dass der Jah­res­kreis auch Raum für Stil­le und Inner­lich­keit ließ – etwa beim gemein­sa­men Besuch des Fried­hofs an Allerheiligen.

Interview mit Tobias Haberl zum Anhören

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Mit anschau­li­chen Beschrei­bun­gen ließ er das Gefühl von Gemein­schaft leben­dig wer­den, das er bei der sonn­täg­li­chen Mes­se und dem anschlie­ßen­den Bei­sam­men­sein im Wirts­haus emp­fun­den habe.

Gott sei in sei­nem Leben stets prä­sent gewe­sen, ohne dass ihm der Glau­be jemals auf­ge­drängt wor­den wäre. Sein Vater, ein Land­arzt, habe ihn oft zu Got­tes­diens­ten im Alten­heim mit­ge­nom­men. Gott war nicht das Zen­trum mei­nes Lebens. Aber ich fand immer ein unsicht­ba­res Gelän­de, ein väter­li­cher Freund, von dem ich mich beschützt fühl­te, immer gütig und ver­zei­hend, nie zor­nig oder strafend.“

Schon als Jugend­li­cher habe er Jesus nicht als Dog­ma­ti­ker, son­dern als sym­pa­thi­schen Son­der­ling“ gese­hen – als einen, der die Vor­schrif­ten sei­nes Glau­bens nicht all­zu ernst nahm und nicht auf­hör­te, den Men­schen von Gott zu erzäh­len, selbst da nicht, als es um sein Leben ging.“ Den­noch müs­se der Glau­be sei­ne Eigen­stän­dig­keit bewah­ren und dür­fe nicht leicht­fer­tig dem Zeit­geist ange­passt wer­den. Denn gera­de in sei­ner Anders­ar­tig­keit lie­ge sei­ne eigent­li­che Stärke.

Text und Foto: Fer­di­nand Roth

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