WARUM? Einmal mehr steht diese verzweifelte Frage ganz groß im Raum. Das grausame Geschehen im Heiligen Land, der absolut menschenverachtende Mord der Terrororganisation Hamas an hunderten Männern, Frauen und sogar Kindern in Israel lässt uns sprachlos zurück. Wir ahnen, daraus wird nur noch mehr Leid erwachsen – das wiederum zahlreiche der Schwächsten treffen wird.
Wen wundert es da, dass fast zwei Drittel aller Menschen in Europa sich durch die Ereignisse der Welt psychisch belastet fühlen. Corona-Pandemie, Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine oder die Klimakrise hätten die ohnehin schon instabile psychische Verfassung in Europa weiter erschüttert, lautet ein Ergebnis einer gerade erst veröffentlichten repräsentativen Umfrage der EU-Kommission.
Auch gläubige Menschen sind vor Resignation nicht gefeit. Warum? Das fragen auch sie: Warum, du guter und allmächtiger Gott, lässt du all dieses Elend, diese Qual in der Welt zu? Es ist eine Frage nach der „Gerechtigkeit Gottes“ (Theodizee), auf die es keine endgültige Antwort gibt. Und doch attestieren viele wissenschaftliche Untersuchungen, dass gläubige Menschen psychisch gefestigter sind.
Der scheinbare Widerspruch löst sich auf in der christlichen Hoffnung, dass unser endliches Leben mit seiner Schönheit – aber auch mit seinen Schrecken – im Unendlichen geborgen ist, sagt die Ordensschwester und Autorin Melanie Wolfers. Die Hoffnung auf Auferstehung biete zwar keinen Weg an, Not und Ausweglosigkeit, Leiden und Sterben theoretisch zu verstehen – sie könne aber einen Weg öffnen, diese zu bestehen. Und dieser Weg beginnt im Hier und Jetzt.
So wie auch unsere Autorin auf Seite 22 überzeugt ist, dass wir unsere Zukunft zu einem guten Teil selbst gestalten können (sie hat dazu sogar eine „Bedienungsanleitung“ verfasst), so haben wir Christen ein Werkzeug zur Verfügung, um trotz allem Hoffnung und Zuversicht im Leben wirksam werden zu lassen: die Nächstenliebe – in Form tatkräftiger Solidarität mit den Benachteiligten und Leidenden. Das sei der menschlichste Ausdruck des Glaubens, so Sr. Melanie.
Der Jesuitenpater Godehard Brüntrup bringt es im Interview mit „Kirche-und-Leben.de“, angesprochen auf das Grauen in Nahost, wie folgt auf den Punkt: „Der christliche Umgang mit dieser trostlosen Situation ist ebenso eindeutig wie schwer: mehr Glaube, mehr Hoffnung und mehr Liebe“.
Nehmen wir die biblischen Psalmisten beim Wort: „Mag ein Heer mich belagern: Mein Herz wird nicht verzagen. Mag Krieg gegen mich toben: Ich bleibe dennoch voll Zuversicht“ (Ps 27,3). • Denn du bist meine Hoffnung, Herr und Gott, meine Zuversicht von Jugend auf“ (Ps 71,5).
Wolfgang Terhörst
Redaktionsleiter