Teil drei unserer Sommer-Serie: Ob man nur einen oder auch mehrere Tage verweilen möchte – ein Besuch im Kloster Plankstetten, wo ein großes Bewusstsein für die Verantwortung der Schöpfung gegenüber den Alltag prägt, lohnt auf jeden Fall.
Treffender hätte die 13-köpfige Mönchsgemeinschaft das Leitmotiv für ihre Benediktinerabtei Plankstetten nicht wählen können: „Leben aus dem Ursprung“. Lauscht man den mit wohldosiertem Humor unterlegten Ausführungen von Frater Andreas Schmidt OSB während der sonntäglichen Kirchen- und Klosterführung, so wird deutlich, dass die Schöpfungsverantwortung hier über allem steht – sowohl was das vielfältige Bildungsangebot anbelangt als auch das mittelständische Wirtschaftsunternehmen mit 120 Mitarbeitern in 15 Betrieben. „Bei uns ist sogar die Luft Bio“, schwärmt der Geschäftsführer und Zellerar dieses lohnenden Ausflugszieles.
Nicht die kleinste Spur von Weltfremdheit, wie sie ein klischee-behafteter Besucher in einem Kloster vielleicht erwartet, ist in Plankstetten zu spüren. Im Gegenteil: Frater Andreas, ein gebürtiger Berchinger, wirkt und gibt sich weltoffen. Kein Wunder, ist er doch gelernter Bankkaufmann. „Ich darf mich um das nicht vorhandene Geld kümmern“, scherzt der Benediktiner in der für diesen Orden typischen schwarzen Kutte samt Kapuze. „Mit unserer Hände Arbeit“, so der Manager der Klosterbetriebe Plankstetten GmbH, „wird der Betrieb gesichert und der Unterhalt der 1129 von den Grafen von Hirschberg gegründeten Abtei erwirtschaftet.“ Deren einstiges Schloss – heute Bildungshaus des Bistums Eichstätt – thront noch heute geradezu majestätisch über der nahen Stadt Beilngries im romantisch anmutenden Altmühltal.
„Wo Geschichte lebendig wird und “Bio” mehr als nur ein Label ist”
Nur wenige Kilometer von dem Ort entfernt, an dem die drei Regierungsbezirke Niederbayern, Oberpfalz und Oberbayern zusammenstoßen, sticht die romanische Basilika am Westhang des Sulztales mit ihren beiden mächtigen Türmen ins Auge. Deren Portal führt, vorbei an einem Tier mit Menschengesicht, einem über den Zutritt wachenden Dämon, gefühlt in einen Keller – das 20 Stufen tiefer liegende, später barockisierte Kirchenschiff – hinab, denn die gesamte Anlage der Abtei erstreckt sich über acht Stockwerke. Das Herz des Klosters weist alle wichtigen Baustile auf, auch Elemente der Gotik in der Apsis, die 1928 nach der Verlängerung um einen Neubau mit Platz für das Chorgestühl der Mönche unter der Bauleitung eines Nürnberger Architekten originalgetreu, mit penibel genau durchnummerierten Mauersteinen, wiederaufgebaut worden ist.
Selbst die Neuzeit ist präsent – in Form des modernen Volksaltars und des Ambos aus dem 20. Jahrhundert. Das absolute Schmuckstück allerdings ist die handgeschnitzte und blattvergoldete Holzkanzel, eine großzügige Gabe der Benediktinerabtei Lambach in Oberösterreich, die vor rund 300 Jahren im Zuge einer Modernisierung aus der dortigen Kirche entfernt und mit Pferdefuhrwerken nach Plankstetten gebracht worden ist. Heute hätten die Mönche aus der Alpenrepublik dieses Kleinod sehr gern wieder zurück, wie Frater Andreas die Teilnehmer der Führung wissen lässt. „G’schenkt ist g’schenkt“, winkt er mit verschmitztem Lächeln energisch ab. Gottlob ist der reichverzierte Predigtstuhl auch nach der Säkularisation an seinem Platz geblieben, während sonst viele Schätze, darunter der gesamte Bestand der Bibliothek, verloren gingen.
Erst 1904 ist die Wiedergründung von Plankstetten von der Abtei Scheyern aus erfolgt, auch bekannt für ihr schmackhaftes Klosterbier. Wie sollte es da anders sein, als dass neben einem Pater für die Seelsorge auch ein Frater dorthin entsandt wurde, der die Braukunst beherrschte und somit die Grundlage für den wirtschaftlichen Aufschwung schuf. Im 20. Jahrhundert lag der Schwerpunkt auf der Bildungsarbeit. Mehrere Jahrzehnte lang existierte hinter den Klostermauern eine Landwirtschaftsschule, über 30 Jahre wurde eine Knabenrealschule mit Internat geführt. Ein Meilenstein in der Historie der Klosterkirche war 1992 der Beginn der Ausgestaltung der Krypta im ostkirchlichen Stil gewesen. Während dieser 15 Jahre dauernden Phase setzten ehrenamtliche Handwerkskräfte ein besonders Zeichen der Ökumene. Die Unterkirche ist seither regelmäßig Schauplatz für Gottesdienste nach byzantinischem Ritus, die mitunter drei Stunden dauern können.
Der Ordensregel des Heiligen Benedikt von Nursia – „ora et labora“ (bete und arbeite) – folgend, herrscht neben den gemeinsamen Treffen zum Gebet, zwischen der Vigil um 5 Uhr und der Complet um 19 Uhr, reges geschäftiges Treiben in Plankstetten. Das Kloster verfügt über eine seit 25 Jahren ökologisch geführte und zertifizierte Landwirtschaft, eine Gärtnerei mit Laden, eine Klosterschenke mit Biergarten, eine Bäckerei, eine Metzgerei, eine Imkerei, eine Brennerei, eine Hausmeisterei, eine Schreinerei, ein Gäste- und Tagungshaus sowie über einen mobilen Verkauf auf verschiedenen Wochenmärkten, einen Missionsbasar und Hofladen, der Sonntags, am Tag des Herrn, geschlossen bleibt. Einige Räumlichkeiten stellen die Mönche auch für externe Veranstaltungen zur Verfügung. Um streifenfreien Durchblick durch die unzähligen Fenster kümmern sich im Übrigen die Mönche selbst, die – weitestgehend autark – dabei nach einer ausgeklügelten Putzdienst-Ordnung vorgehen.
Auch Fahrrad-Touristen sind in der Abtei willkommen, wie Frater Andreas hervorhebt. Um die Unterkünfte den zeitgemäßen Standards anzupassen, entsteht derzeit das neue Gästehaus „St. Wunibald“, das als größtes Holzstrohhaus Süddeutschlands konzipiert ist und für Furore in den Medien sorgt. Neben dem Kindergarten für die Pfarrei sollen bis in zwei Jahren 30 neue Zimmer für Besucher entstehen. Gedämmt wird der Bau mit Bio-Stroh aus der eigenen Landwirtschaft, das für den Zeitraum von hundert Jahren der Atmosphäre CO2 entzieht und beim späteren Abbruch ganz einfach auf den Feldern entsorgt werden kann.
„Wir haben Verantwortung für Grund und Boden, wie wir ihn bewirtschaften“, zitiert der Zellerar den zentralen Gedanken des früheren Plankstettener Abtes und heutigen Bischofs von Eichstätt, Gregor Maria Hanke OSB, der ohne diese praktizierte Nachhaltigkeit einen krassen Widerspruch zu den täglich gebeteten Lobpsalmen auf die Schöpfung gesehen hätte.
Auch unter Hankes Nachfolger, Abt Beda Maria Sonnenberg OSB, bleiben die Plankstettener Benediktiner nicht nur der Regel ihres Ordensgründers treu, sondern auch dem ökologischen Leitmotiv, worunter auch die vollumfängliche Energie-Autarkie fällt. Alle Betriebe arbeiten mit regenerativ erzeugtem Strom und eigens produzierter Wärme, sie halten sich streng an die Bioland-Richtlinien. „Bei uns gibt’s hundert Prozent Bio“, verspricht Frater Andreas, nach dessen Worten größter Wert auf Saisonalität und Regionalität gelegt wird. Wer sich einen der Leckerbissen auf der Speisekarte der Gastronomie gönnt, der schmeckt es.
Text und Fotos: Bernhard Brunner
Gut zu wissen ...
- ANREISE
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Mit dem Pkw fährt man von Passau aus am besten auf der Autobahn A 3 über Regensburg in Richtung Nürnberg bis zur Ausfahrt Parsberg und von dort über Seubersdorf in der Oberpfalz Richtung Berching (knapp zwei Stunden Fahrzeit). Eine landschaftlich reizvolle Alternativ-Route führt südlich an Regensburg vorbei über Bad Abbach und Kelheim durch das Altmühltal bis Beilngries und von dort nach Berching. Mit der Bahn geht es von Passau über Regensburg Richtung Nürnberg bis zur Bahnstation Neumarkt/Oberpfalz, dann mit dem Bahnbus Linie 515 Richtung Dietfurt, Haltestelle Plankstetten-Ost, und von dort in einem zehnminütigen Fußweg zum Kloster.
- BESUCHSINFO
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Unter dem Motto „Kloster erleben“ wird das ganze Jahr über eine Reihe von Veranstaltungen, Besinnungstagen, Kursen und Seminaren angeboten – aufgegliedert nach den Oberbegriffen „Spiritualität“, „Gesundheit & Lebensführung“ und „Kreativität“. Ein Tag im Kloster umfasst die Kirchenführung mit Besichtigung der byzantinisch ausgemalten Unterkirche. Auskunft und Anmeldung zu Führungen unter Tel. 08462/2060, Reservierung in der Klosterschenke unter Tel. 08462/206170. Für interessierte junge Männer wird auch „Kloster auf Zeit“ angeboten. Termin und Absprache mit P. Pius Wichert OSB unter pius.wichert@kloster-plankstetten.de per E-Mail.
- PREISE
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Die etwa einstündige Kirchen- und Klosterführung kostet 2 Euro pro Person. Die Klosterschenke bietet Gerichte der gutbürgerlichen Küche, z.B. das fränkische Nationalgericht „Schäuferle vom Klosterschwein in Dunkelbiersoße, dazu Kartoffelknödel“ für 13,90 Euro. Die Übernachtung mit Vollpension (vier Mahlzeiten) gibt es im Zweibettzimmer mit klösterlichem Charme samt Dusche/WC ab 65 Euro pro Person (Halbpension: ab 44 Euro). Als Kurzaufenthaltszuschlag bei einer Übernachtung fallen 5 Euro pro Person an.
- WEITERE ZIELE IN DER UMGEBUNG
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In der Nähe gibt es eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten, unter anderem Schloss Hirschberg oberhalb von Beilngries, die mittelalterliche Bischofs- und Universitätsstadt Eichstätt, Kelheim mit der Befreiungshalle und das weltberühmte Kloster Weltenburg...