
„Von wegen Down!“, heißt eine eine Selbsthilfegruppe für Eltern von Kindern mit Down-Syndrom. Wie zutreffend dieser Name ist, zeigte ein Besuch in der Maria-Ward-Grundschule Heiligenstatt im Landkreis Altötting.
Völlig unbefangen krabbelt die kleine Lena durch die Aula der Maria-Ward-Grundschule Heiligenstatt im Landkreis Altötting, beäugt neugierig die Erwachsenen, zieht sich am Hosenbein des Autors hoch und mischt sich unter die auf Turnmatten sitzenden Kinder. Halt gibt ihr die Nähe ihrer Mutter Alexandra und ihre große Schwester Mia – die Siebenjährige geht in die erste Klasse und hat immer ein wachsames Auge auf Lena. Nötig scheint das nicht unbedingt, weil das 13 Monate alte Mädchen sich bestens zurechtfindet und sich kaum aus der Ruhe bringen lässt. Wären da nicht das typische runde Gesicht und die leicht schräg nach oben gestellten Augen, fiele kaum auf, dass Lena mit Trisomie 21, dem sogenannten Down-Syndrom auf die Welt gekommen ist. Bei ihr handelt es sich um die seltene Mosaik-Trisomie 21 (nur ein bis zwei Prozent aller Betroffenen), bei der lediglich ein Teil der Körperzellen betroffen ist, was zu milderen Symptomen führen kann.
Unbeschwert: Lena (13 Monate) mit Mama Alexandra (1. Bild, r.) sowie Rosi Mittermeier (3. Bild). Für sie ist jeder Mensch einzigartig – in Heiligenstatt symbolisiert durch die zwei unterschiedlichen Socken der Kinder (2. Bild).
Fotos: Wolfgang Terhörst
Das nach dem britischen Arzt und Apotheker John Langdon Down (1828−1896) benannte Syndrom ist die wahrscheinlich bekannteste unbekannte körperlich-geistige Beeinträchtigung. Noch immer wissen viel zu viele viel zu wenig über Trisomie 21, die keine Krankheit ist und schon gar nicht ansteckend. Noch immer ist es nicht leicht für Eltern, ihren „Down-Kindern“ eine vorurteilsfreie Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen und für die Beeinträchtigten oft mühsam, ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Zu groß sind noch immer die Unsicherheiten im Umgang mit Trisomie 21 in der breiten Bevölkerung. Das zu ändern, hat sich Rosi Mittermeier aus Garching an der Alz zur Lebensaufgabe gemacht, nachdem ihre Tochter mit Trisomie 21 verstorben war. Sie gründete gemeinsam mit ihrem Mann 1996 „VON WEGEN DOWN!“, eine Selbsthilfegruppe für Eltern von Kindern mit Down-Syndrom, um betroffene Eltern zu stärken. Dazu tragen nach dem Motto „Gemeinsam sind wir stark!“ monatliche Treffen, Ausflüge und Feste bei.
Auf der anderen Seite suchen Mittermeier und ihre Mitstreiter immer wieder bewusst die Öffentlichkeit, um gesellschaftliche Barrieren abzubauen und Wissen zu vermitteln – beispielsweise mit Aktionen rund um den Welt-Down-Syndrom Tag am 21. März. Am Tag zuvor war sie in diesem Jahr gemeinsam mit Mama Alexandra und deren Tochter Lena zu Gast in der Grundschule Heiligenstatt. Nach einer Einführung durften die Schulkinder freimütig Fragen zu allem stellen, was sie über das Down-Syndrom wissen wollten – zunächst in der Aula und anschließend beim Besuch von Mama Alexandra mit Lena in den einzelnen Klassenräumen. Mit ihrer Selbsthilfegruppe trägt Rosi Mittermeier seit 29 Jahren dazu bei, dass Eltern die Kraft finden, ihren Down-Syndrom-Kindern einen guten Start ins Leben und später ein selbstwirksames Leben zu ermöglichen, voller Mut und Lebensfreude. Eben „Von wegen Down!“.

Wolfgang Terhörst
Redaktionsleiter