Wallfahrt

„Endlich wieder Wallfahrt!“

Redaktion am 03.05.2022

S04 einzug oster do Roswitha Dorfner
Mitreißender Auftakt (v.l.n.r.): Mit wehenden Fahnen zogen die Pilger der Passauer Jugendfußwallfahrt am Samstag, 30. April über den Altöttinger Kapellplatz vorbei an der eingerüsteten Gnadenkapelle begleitet von Diözesanbischof Stefan Oster hinab zur Begrüßung in der Basilika St. Anna – wo sie sich überwältigt von Anstrengung und Freude in den Armen lagen. Am Sonntag, 1. Mai besuchten zahlreiche Gläubige neben dem Festgottesdienst auch die Marienvesper mit Bischof Stefan Oster.

Mitreißende Freude strahlte tausendfach aus den Gesichtern der Pilger und Gläubigen am Festtag Patrona Bavariae in Altötting. Nach der Pandemie-Pause erlebte der Gnadenort ein starkes Zeugnis für die Lebendigkeit der Wallfahrt zur Mutter Gottes.

Alt­öt­ting. Unter dei­nen Schutz und Schirm flie­hen wir“, heißt es in einem der ältes­ten Mari­en­ge­be­te. Und wahr­lich: Pünkt­lich zum fei­er­li­chen Got­tes­dienst Patro­na Bava­riae“ am 1. Mai spann­te die Got­tes­mut­ter ihren Schirm auf, so dass Zele­bran­ten wie Gläu­bi­ge tro­cke­nen Fußes in die Alt­öt­tin­ger Basi­li­ka St. Anna gelan­gen konn­ten. Das Gna­den­bild selbst blieb frei­lich auf­grund der unsi­che­ren Wit­te­rungs­ver­hält­nis­se in sei­nem Aus­weich­quar­tier, der Stift­s­pfarr­kir­che St. Phil­ip­pus und Jako­bus. Das stand einer wür­di­gen Fei­er aller­dings nicht entgegen.

S04 bischof jung do Roswitha Dorfner
Patrona Bavariae: Mit Weihrauch „begrüßt“ der Würzburger Bischof Franz Jung eine Statue der Muttergottes am Beginn des Festgottesdienstes zum Wallfahrtsauftakt in der Basilika St. Anna. Traditionell steht der 1. Mai im Zeichen Mariens als Schutzfrau Bayerns.

Zur offi­zi­el­len Eröff­nung des Wall­fahrts­jah­res zele­brier­te Bischof Dr. Franz Jung aus Würz­burg vor zahl­rei­chen Hono­ra­tio­ren und Gläu­bi­gen einen von Solis­ten, Kapell­chor und Orches­ter musi­ka­lisch fest­lich gestal­te­ten Got­tes­dienst – live im Fern­se­hen über­tra­gen durch K‑TV. Der stell­ver­tre­ten­de Wall­fahrts­rek­tor, Kapu­zi­ner­bru­der Mari­nus Par­zin­ger begrüß­te ein­gangs die bei­den Bischö­fe Franz Jung und den Pas­sau­er Diö­ze­san­bi­schof Dr. Ste­fan Oster, Stadt­pfar­rer Dr. Klaus Metzl, die wei­te­re Geist­lich­keit, MdL Dr. Mar­tin Huber, Land­rat Erwin Schnei­der, Ers­ten Bür­ger­meis­ter Ste­phan Ant­wer­pen, Alt­bür­ger­meis­ter Her­bert Hof­au­er, die anwe­sen­den Stadt­rats­mit­glie­der, den Prä­fekt der Maria­ni­schen Män­ner­kon­gre­ga­ti­on Ste­fan Burg­hart sowie die zahl­rei­chen Ver­tre­ter der Ver­ei­ne und Ver­bän­de mit ihren Fahnenabordnungen.

In sei­ner Pre­digt nahm der Würz­bur­ger Bischof Franz Jung Bezug auf drei neue Anru­fun­gen Mari­ens, die Papst Fran­zis­kus kürz­lich in die Lau­re­ta­ni­sche Lita­nei ein­ge­fügt hat­te: die Got­tes­mut­ter Maria als Mut­ter der Barm­her­zig­keit, als Mut­ter der Hoff­nung sowie als Trös­te­rin der Migran­ten und Geflüch­te­ten. Vie­le frag­ten sich, ob sie ange­sichts des Bösen über­haupt Kin­der in die­se Welt set­zen soll­ten, so Bischof Franz. Doch genau in die­se ver­wun­de­te Welt habe Gott kom­men wol­len in Gestalt sei­nes Soh­nes Jesus – und Maria, die Mut­ter der Barm­her­zig­keit, habe Gott ihr Ja-Wort gege­ben. Die­ses Ja-Wort sei zugleich die Absa­ge an alle Form von Gewalt und Ter­ror. Mit Gott ver­traue sie auf die Kraft der Barm­her­zig­keit gera­de ange­sichts aller Kon­flik­te und Aus­ein­an­der­set­zun­gen in die­ser Welt. 

Dabei habe Maria selbst oft genug vor ver­schlos­se­nen Türen gestan­den wie damals in Beth­le­hem, so der Pre­di­ger. Sie sei jah­re­lang auf der Flucht vor denen, die den Tod ihres Soh­nes wünsch­ten und habe doch gewusst, dass die­ser letzt­lich unaus­weich­lich sei. Bischof Franz: Maria, die Trös­te­rin der Geflüch­te­ten, ist die Mut­ter der lei­den­den Kir­che. Die lei­den­de Kir­che ist eine Kir­che, die sich anrüh­ren lässt von der Not der Men­schen. Es ist eine Kir­che, die die Türen nicht ver­schließt vor den Hil­fe­su­chen­den, son­dern öff­net. Es ist eine Kir­che, die Lie­be schenkt, um den Hass zu überwinden.“

Ich wün­sche eine gna­den­rei­che Wall­fahrt, gera­de in die­ser Zeit, in der so vie­le Men­schen Trost und Zuspruch bedürfen!”

Bischof Franz Jung

Im Anschluss an die Pre­digt beauf­trag­te Kon­ze­le­brant Bischof Ste­fan Oster anschlie­ßend Chris­tia­ne Kur­ci­us als neue Pil­ger­be­treue­rin und dank­te ihr herz­lich für den ehren­amt­li­chen Dienst an der Wall­fahrt. Bischof Franz Jung ver­ab­schie­de­te die Gläu­bi­gen nach Kom­mu­ni­on und Segen mit den Wor­ten: Ich wün­sche eine gna­den­rei­che Wall­fahrt, gera­de in die­ser Zeit, in der so vie­le Men­schen Trost und Zuspruch bedür­fen!“ Wie sehr die Pil­ger den Weg nach Alt­öt­ting zur Gna­den­mut­ter in den ver­gan­ge­nen bei­den Coro­na-Jah­ren“ ver­misst hat­ten, wur­de bereits am Abend zuvor beim Ein­zug der Pas­sau­er Jugend­fuß­wall­fahrt deut­lich. Von Regen durch­nässt zogen weit über 2000 jun­ge und jung geblie­be­ne Pil­ger trotz der Anstren­gun­gen laut rufend mit wehen­den Fah­nen über den Kapell­platz zur Basi­li­ka St. Anna, wo Bischof Ste­fan Oster mit ihnen Got­tes­dienst fei­er­te. Am frü­hen Mor­gen des Vor­ta­ges hat­ten sie sich unter dem Mot­to Steh auf und geh!“ auf den Weg nach Alt­öt­ting gemacht – erklär­ter­ma­ßen auch, um ein Zei­chen gegen den Krieg in der Ukrai­ne zu set­zen. Glück­lich, vol­ler Dank­bar­keit und Hoff­nung lagen sie sich nun in den Armen. Bischof Ste­fan und Bür­ger­meis­ter Ant­wer­pen waren übri­gens am Sams­tag die letz­te Etap­pe der Pas­sau­er Jugend­fuß­wall­fahrt von Stamm­ham bei Marktl bis Alt­öt­ting über 20 Kilo­me­ter mitgepilgert.

Die Freu­de der Men­schen über den Neu­start der Wall­fahrt zeig­te sich auch bei der gut besuch­ten Ves­per am Nach­mit­tag des 1. Mai, in der Bischof Ste­fan Oster den Gläu­bi­gen das wich­tigs­te Gebet nahe­brach­te, das je ein Mensch in einem Wort gespro­chen habe: fiat. Fiat – mir gesche­he (nach dei­nem Wort)! Das habe Maria auf die Offen­ba­rung des Engels geant­wor­tet, sie wer­de den Got­tes­sohn gebä­ren. Die Hal­tung, die dahin­ter­ste­he, die­se Bereit­schaft, voll und ganz auf Gott zu ver­trau­en, sei von ent­schei­den­der Bedeu­tung für uns Chris­ten. Mit der Annah­me unse­res Schick­sals („Fiat – jetzt ist es so.“) wach­se die Kraft, im Ver­trau­en auf Gott damit umzu­ge­hen. Denn am Ende sei die Lie­be Got­tes immer grö­ßer als das Unheil, das uns widerfahre.

Den wür­di­gen Abschluss fand der Fest­tag Patro­na Bava­riae durch die ers­te Mai­an­dacht am Abend mit Stadt­pfar­rer Dr. Klaus Metzl sowie die anschlie­ßen­de Lich­ter­pro­zes­si­on und der Schluss­se­gen vor dem Gnadenbild.

Wolfgang Terhoerst

Wolfgang Terhörst

Redaktionsleiter

Roswitha Dorfner

Redaktionsassistentin, Fotografin

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