In Altötting ist oft vom „Pfingststurm“ die Rede. Gemeint ist dann allerdings kein vom Himmel brausender Heiliger Geist und auch kein Unwetter, sondern viele Tausende Wallfahrer, die in den kleinen Wallfahrtsort strömen; die das Gnadenbild besuchen, die die Kirchen füllen, die die Gastwirte beschäftigen (und die so manchen einheimischen Autofahrern eine kleine ungeplante Pause verschaffen). Nach zwei Jahren Corona-Flaute hat dieser „Sturm“ nun wieder an Kraft gewonnen: insgesamt 30 Wallfahrts-Gruppen waren offiziell angemeldet, es kamen noch etliche nicht-angemeldete hinzu. Am Pfingst-Wochenende ist der Kapellplatz belebt wie selten.
„Ist das ein Bild! So lange vermisst“, freute sich Pfarrer Hannes Lorenz, als er am Pfingstsamstag, 4. Juni in der Basilika die Regensburger Fußwallfahrer begrüßte. Eines, das es die letzten zwei Jahre in Altötting so nicht gegeben hatte und über das sich die Hauptpersonen, die Wallfahrer, sichtlich freuten.
Zwar war die größte zusammenhängende Fußwallfahrt Deutschlands auch während Corona nie ausgefallen, hatte aber nur mit ein paar wenigen „Stellvertretern“ stattgefunden. Jetzt endlich konnten sich wieder viele Menschen auf den über 111 Kilometer langen Weg nach Altötting machen. Knapp 2.000 Pilger waren es am Ende. Für Pilgerleiter Bernhard Meiler war die 193. Regensburger Diözesanfußwallfahrt „eine – für unsere Verhältnisse – kleine, aber feine Wallfahrt“. Sonst zählt sie ja rund 8.000 Teilnehmer. Aufgrund der geringen Vorlaufzeit seit Aufhebung der Corona-Beschränkungen heuer im März war mehr kaum möglich. Ein Übernachtungsquartier etwa musste sich jeder Teilnehmer selbst organisieren. Auch unterwegs dazuzustoßen war nicht wie sonst überall möglich, sondern offiziell nur in Dingolfing. Darüber hinaus waren einige wohl einfach vorsichtig und blieben lieber noch einmal mehr daheim. Nach der Pandemie muss sich alles erst einmal wieder finden, wie es der stellvertretende Wallfahrtsrektor, Br. Marinus Parzinger, sagte. Doch auch bei Meiler überwog die Freude: „Wir sind dankbar, dass wir nach zwei Jahren wieder aufbrechen durften.“
Impressionen von der Ankunft der Regensburger Fußwallfahrer in Altötting
Fotos: Roswitha Dorfner
Zuvor waren die Pilger betend und singend in die Basilika eingezogen, wo sie Br. Marinus Parzinger begrüßte: „Vergelt’s Gott für Euer Zeugnis und Euer gutes Beispiel!“ Mit schwenkenden Pilgertüchern empfingen die Wallfahrer die Gnadenbild-Kopie, die extra für sie in die Basilika getragen wurde. „Unter deinen Schutz und Schirm …“, lautete das Motto der diesjährigen Wallfahrt – entlehnt an eines der ältesten bekannten Mariengebete.
Unterhalb des Gnadenbildes wurde auch heuer wieder ein Rucksack mit vielen Gebetsanliegen der Regensburger platziert. „All diese Anliegen, die unser Herz bewegen, die uns Kopfzerbrechen bereiten, legen wir in unserem Anliegenrucksack ganz bewusst hier vorne im Altarraum hin zum Gnadenbild“, erklärte der Hauptzelebrant und Prediger, „Pilgerpfarrer“ Hannes Lorenz.
In seiner Predigt über das Evangelium zur „Hochzeit zu Kana“ (Joh 2,1−12) erklärte Pfarrer Lorenz: „Gut, dass es damals leere Krüge gab, denn leere Krüge kann man füllen. Das ist ein gutes Zeichen auch für unser Leben.“ Unsere Krüge seien „oft so voll, dass nichts mehr hinein passt, nicht mal ein Funke Hoffnung“. Dabei gebe es das Angebot, „uns von Gott beschenken zu lassen“. Dazu müssten wir ihm nur „unsere leeren Herzen hinhalten“. Pfarrer Lorenz betonte: „Gott gibt uns Kraft und Mut und Fähigkeiten, damit wir all unsere Anliegen selber angehen können – er füllt unsere Herzen mit der Kraft des Heiligen Geistes.“ An die Pilger gewandt sagte er: „Nehmt die Freude und die Kraft von dieser Wallfahrt mit nach Hause und schenkt sie weiter!“ Außerdem betonte er: „Nicht vergessen: Maria gab den Anstoß zum Wunder von Kana. Unter ihrem Schutz und Schirm sind wir unterwegs; mit ihr beten wir um die Kraft des Heiligen Geistes, damit die Zuversicht und die Freude nicht ausgehen und damit unser Leben gelingt.“
Bischof Rudolf Voderholzer konnte heuer aufgrund einer „noch nicht lange zurückliegenden Corona-Erkrankung nicht, wie ursprünglich fest vorgehabt, mitgehen“, wie das Bistum Regensburg mitteilte. Er hatte den Pilgern aber in Regensburg den Segen auf den Weg nach Altötting gegeben. Auch gab er ihnen Anliegen mit: „die Sorgen um den Frieden in der Ukraine, um die Menschen, die ihre Heimat verlassen, um die Folgen des Krieges, den Hunger in Afrika, die Sorge um die Erneuerung der Kirche und um die Stärkung des Glaubens“.
Michael Glaß
Readkteur