Über 20 Berufsgruppen haben sich den Apostel Petrus als Schutzpatron ausgesucht, zum Beispiel die Glaser. Das ist der Grund, warum für den Dokumentarfilm „Glas im Wandel der Zeit“ jetzt in der Wallfahrtskirche Grongörgen ein Kamerateam vorbeigeschaut hat.
Glück und Glas, wie leicht bricht das. Vor diesem Hintergrund grenzt es an ein Wunder, dass die spätgotischen Fensterscheiben in der Wallfahrtskirche Grongörgen im malerischen niederbayerischen Hügelland nördlich von Bad Griesbach all die Jahrhunderte heil geblieben sind. Keine Naturgewalten, keine verirrte Bleikugel aus kriegerischen Auseinandersetzungen konnten ihnen was anhaben. Lang ist die Liste der Antworten, was an dieser irdischen Residenz Gottes so einmalig ist. Natürlich ist da die Tatsache zu benennen, dass hier im oberen Wolfachtal die einzige dem heiligen Gregor geweihte Kirche in Deutschland steht. Und dann die um 1470/80 eingesetzten Fensterscheiben! Dazu der Passauer Kreisheimatpfleger Dr. Wilfried Hartleb: „Biblische Gestalten und Heilige werden lebendig, vom durchscheinenden Licht in Szene gesetzt. Heilige werden zu leuchtenden Vorbildern des Glaubens.“
Genau so ein Motiv haben die Macher des Dokumentarfilmes „Glas im Wandel der Zeit“ gesucht – und sind in Grongörgen fündig geworden. Auftraggeber des Films, der Mitte September in Kinos und ins Fernsehen kommt, ist die „Gesellschaft für grenzenlose Kultur und Geschichte für Bayern, Böhmen und Österreich“. Deren Geschäftsführer Heinrich Vierlinger (Freyung): „Seit Jahrhunderten wird Glas auch in den weiten Wäldern des Bayerischen Waldes und Böhmerwaldes hergestellt. Es hat diese Regionen geprägt, genauso wie der Wald, in dem alles anfing und manches endete.“ Regisseur Günther Rauch (Aldersbach): „Glas ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Heuer wurde ihm eine besondere Ehre zuteil: Die Vereinten Nationen haben das Jahr 2022 zum ‚Internationalen Jahr des Glases‘ erklärt.“
Die Gotik gilt als erste große Blütezeit der Glasmalerei. Die Farbenpracht erzeugt eine mystische bis feierliche Stimmung. Von dieser Stimmung in der Landkirche Grongörgens ließen sich schon die Filmemacher vom „Sternsteinhof“ (1976) mit Volksschauspieler Gustl Bayrhammer und „Der Boandlkramer und die ewige Liebe“ (2019) mit Regisseur Joseph Vilsmaier anstecken. Für den Glasfilm hat Kameramann Josef Sinzinger den „gläsernen“ Petrus (Namensfest des Heiligen am 29. Juni) im Auge: Untersetzte Gestalt, Rundkopf mit kurzem, gekräuseltem Bart, Glatze mit Lockenkranz und Stirnlocke; er trägt die übliche Aposteltracht mit langer, gegürteter Tunika und rotem Mantel. Unverwechselbar sein Attribut: der Schlüssel des Himmelreiches.
Noch einmal Heimatpfleger Hartleb: „Licht fassten die Menschen des Mittelalters als eine Erscheinungsform Gottes auf, so dass ihnen die leuchtenden Bilder der farbigen Scheiben als Abbilder der Worte des Herrn erschienen. Gott ist das Licht der Welt. Erst das Licht gibt dem Kirchengebäude die Schönheit und Würde. Und es sind die Glasfenster, die das göttliche Licht ins Innere lassen.“
Grongörgens Glasfenster sollen aus einer Landshuter Werkstatt kommen – der meisterhafte Könner ist nicht bekannt. Wohl aber der Name des Baumeisters. Eine Inschrift teilt dem Leser mit, dass „Meister Thamann aus Braunau am Bartholomäustag (24. August) 1460 angefangen hat, Chor, Kirche und Turm zu erbauen, und dass er das Werk am Martinstag (11. November) 1472 vollendet hat“. Ob er den Spruch „Glück und Glas, wie leicht bricht das“ kannte? Im Kircheninneren neben der Sakristeitür hat sich der Meister verewigt: er wählte Stein, nicht Glas…