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Der Weltladen des Altöttinger Missionskreises e.V. besteht seit mehr als 45 Jahren
Altötting ist herzig. So viel ist sicher, gilt doch die Wallfahrtsstadt als das Herz Bayerns und die Gnadenkapelle als ewige Heimstatt der einzigartigen Herzurnen. Und dann gibt es noch dieses überdimensional große rote Plastikherz in Sichtachse zur Stadtgalerie, gleich ums Eck des Kongregationssaals. Wind und Wetter trotzt es seit Jahren, leuchtend und herzerwärmend. Zum „Helfen durch Kaufen“ lädt es ein, in den Weltladen des Altöttinger Missionskreises, einer kleinen Wunderkammer voll mit wunderbaren Spezereien wie Met, Kaffee und Schokoladen aus fernen Ländern, mit ausgefallenem Kunsthandwerk, originellem Schmuck, mundgeblasenem Glas aus Mexiko, Plaids und Mützen aus warmer Alpakawolle und vielem mehr.
Steht man einmal im Laden, kann man sich wahrlich nicht mehr sattsehen an den Farben und Formen aus aller Welt. Und gefühlt braucht man mindestens eine Stunde, bis man alles entdeckt zu haben glaubt, in den Holzregalen, den Vitrinen, auf den Hockern, den Tischen und Tischchen, in den Schälchen, Körben und Ampeln. Von der Decke baumeln die entzückendsten Wesen aus Filz und Stoff, in Vasen stecken riesige, ungewöhnliche Blüten und Kugeln und an den Kleiderbügeln hängen Jacken, Hosen, Pullover und Kleider aus hochwertigen Materialien. Es glitzert, es blinkt, es duftet. Und das Beste daran ist, sich mitten in Altötting mit Menschen aus aller Welt „fairverbunden“ zu wissen. Denn wer genau hinsieht, kann sie auch entdecken, die Menschen hinter den Artefakten und Waren – an ihren Signaturen, die sie auf den Produkten hinterlassen haben, denn „jedes Teil im Laden hat seine Geschichte, auf die man sich einlassen muss“.
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„Eure Almosen könnt ihr behalten, wenn ihr gerechte Preise zahlt“ – so lautet das Motto der Weltladen-Bewegung. Das gilt auch in der Wallfahrtstadt seit 1979, als im sogenannten „Neuöttinger Brodhaus“ am Kapuzinerberg das erste Geschäft Altöttings mit fair gehandelten Waren aus aller Welt eröffnete.
Die Idee dazu hatte Anna Spielmann. Sie gehörte zum ersten Brasilienteam der Diözese Passau. Es brach im Februar 1969 auf, um dort langfristig kirchliche Verwaltungsstrukturen aufzubauen. Neun Jahre später kehrte die Altöttingerin nach Bayern zurück. Der damalige Weihbischof Franz Xaver Eder übertrug Anna Spielmann das neu geschaffene Referat für Mission, Entwicklung und Frieden des Bistums. Einen sogenannten „Dritte-Welt-Laden“, wie man Geschäfte Fairen Handels Ende der 1970er-Jahre noch bezeichnete, in ihrer Heimstadt Altötting zu gründen, war der ehemaligen Missionarin eine Herzensangelegenheit. Sie gewann Katholiken aus beiden Stadtpfarreien für ihre Idee, denen sie aus eigenem Erleben die Arbeitsbedingungen schilderte, unter denen in Brasilien und anderen Ländern Latein- und Mittelamerikas Waren für die erste Welt produziert wurden. In einem kleinen Koffer hatte sie bereits Waren aus Brasilien mitgenommen, die sie nicht nur in Altötting verkaufen wollte. Anna Spielmann hatte erkannt, dass die Zeit gekommen war, Produkte aus Entwicklungs- und Schwellenländern, auch in ihrer Heimatdiözese zu vertreiben. „Helfen durch Kaufen“ sollte das Motto ihrer Initiative sein.
„Fairändern wir die Welt, wie sie uns gefällt“ – Impressionen vom Weltladen Altötting
Fotos: Roswitha Dorfner
„Franz-Xaver Bruckmayer – seine Frau und seine Schwägerin engagierten und engagieren sich immer noch im Laden –, hat das Ganze dann geschäftsmäßig professionalisiert“, sagt Ulrike Prostmeier. Sie hat vor einigen Jahren die Leitung des Weltladens von Marianne Link übernommen, die seit der Vereinsgründung des „Altöttinger Missionskreises“ im Sommer 1990 – er ist der Träger des Ladens – sich über alle Maßen engagiert einbrachte. Das Ladengeschäft zog 1990 vom Stammhaus am Kapuzinerberg wieder in einen ehemaligen Brotladen, den die Kleinen Schwestern Jesu als Töpferei genutzt hatten. Hausherr und direkter Nachbar ist seither die Marianische Männerkongregation Altötting (MC), ohne deren selbstlose und großzügige Unterstützung wohl manches schwieriger hätte kommen können. Gerade während der Corona-Pandemie sei das Team an seine Grenzen des Machbaren gestoßen, von den finanziellen Schwierigkeiten ganz zu schweigen.
Das Warenangebot habe sich allerdings nach Corona sehr zum Positiven verändert, sagt Sabine Köppl-Gmach, während sie den Laden österlich dekoriert und Platz für die erwartete Warenlieferung schafft. In Design, Stil und Verarbeitung sei man in der ersten Welt angekommen, auch die Produktpalette ziele jetzt mehr auf die tatsächliche Nachfrage in Europa. „Jetzt ist unser Angebot endlich fair, funktional, nachhaltig und wirklich auch modern im Missionsladen. Da ertappen wir uns selbst manchmal, dass wir so zu unserem Weltladen sagen. Draußen hängt noch das alte, verwitterte Missionsladenschild. In Altötting heißt er einfach immer noch so“, schmunzelt die Altöttingerin.
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Sie ist eine der 35 Frauen „plus einen Mann“ im Team der Ehrenamtlichen – ein Kreis, der sich durchaus erweitern sollte, sind sich beide Frauen einig. Viele arbeiten bereits seit Jahrzehnten mit, verständlicherweise möchten sich manche aus Alters- oder Gesundheitsgründen etwas zurücknehmen oder auch ihr Mittun ganz beenden. Gesucht würden ehrenamtliche Helfer jeglichen Alters, so der Wunsch von Ulrike Prostmeier, die sich für den Fairen Handel und globale Zusammenhänge interessieren, aber auch für Menschen im Allgemeinen – seien es die Kunden, seien es Lieferanten oder Produzenten in Afrika, Asien und Lateinamerika wie etwa ein peruanischer Händler, der seit Jahren ein bis zweimal im Jahr in Altötting vorbeisähe. „Das wäre wunderbar, wenn jemand zu uns stoßen würde, der am Wochenende eine Schicht übernimmt“, sagt sie. Diese dauert drei Stunden, am Samstag und Sonntag sind jeweils vier Schichten eingeteilt. Unter der Woche sind die Ehrenamtlichen tätig, die auf Basis einer geringfügigen Beschäftigung arbeiten und deren Verantwortungsbereich sich von der Lagerverwaltung, über den Einkauf bis hin zum Schreiben des Dienstplans und der Dekoration des Verkaufsgeschäfts erstreckt.
Obwohl der 30 Quadratmeter große Verkaufsraum am Papst-Benedikt-Platz nicht mehr in der heute klassischen Laufrichtung der Wallfahrer und Touristen liegt, konnte sich der Weltladen über die vier Jahrzehnte einen treuen Kundenstamm aus Nah und Fern aufbauen. „Die Stadt lässt ihre Geschenkkörbe bei uns machen, die Altöttinger Schulen kaufen fürs Lehrerzimmer ihren Kaffee bei uns, und dann gibt’s die Wallfahrer, deren erster Weg nach der Kapelle zu uns führt, weil sie sich mit ihrem Jahresbedarf an getrockneten Mangos eindecken“, erzählt Ulrike Prostmeier. Gerade an Pfingsten und während des Christkindlmarktes platze der Laden aus allen Nähten, aber „im Januar und Februar würden wir uns mehr Zuspruch wünschen, da bricht unser Geschäft schon ziemlich ein“, gibt sie offen zu. Zwar nütze sie mit ihrem Team die ruhige Zeit, um Bestellungen zu erledigen und das Ladenjahr zu planen, aber die Margen seien mittlerweile so gesunken, dass sie kaum mehr ein finanzielles Polster erwirtschaften könne. „Umsatzsteigerung bedeutet für uns Sicherheit. Das wünsche ich mir sehr, für den Laden und unser Team. Und dass das Bewusstsein wächst, was hinter der Ladenidee überhaupt steckt. Denn es liegt noch so vieles im Argen, Stichwort Sklaverei, Kinderarbeit, Klimawandel. Das ‚Das ist mir zu teuer‘ mag ich einfach nicht mehr hören“.
Text: Maximiliane Heigl-Saalfrank