Das glauben wir

Wie Erholung gelingt

Redaktion am 29.07.2024

2024 07 29 pb alb raum tabor spectrum kirche Foto: Simona Kehl
Spectrum Kirche, Raum Tabor: Fenster von Prof. Johannes Schreiter: Der Mensch wendet sich Gott zu.

Bischof Stefan Oster SDB hat im Gottesdienst vor dem diesjährigen Diözesan-Betriebsausflug am 18. Juli eine Ansprache gehalten. Er möchte seine Gedanken auch unseren Leserinnen und Lesern für die Ferienzeit mit auf den Weg geben:

Lie­be Geschwis­ter im Glauben,

es ist wie­der mal eine schö­ne Fügung, dass an einem Tag, an dem wir uns mit­ein­an­der zu einem Aus­flug auf­ma­chen, ein Evan­ge­li­um wie die­ses kommt – einer der schöns­ten Tex­te im Neu­en Tes­ta­ment (Mt 11,2830). Noch im Kapi­tel davor hat­te Jesus den Jün­gern gesagt: Wenn ihr in mei­nem Namen raus­geht, dann wird‘s euch nicht nur gut gehen, dann wer­den sie euch viel­leicht auch has­sen, ver­fol­gen, vor Gerich­te stel­len, womög­lich sogar töten.‘ Jetzt, weni­ge Ver­se spä­ter, sagt er: Kommt alle zu mir, die ihr müh­se­lig und bela­den seid; ich will euch erqui­cken‘ – ein schö­nes altes Wort: erqui­cken! Ich will euch Ruhe ver­schaf­fen. Ihr sollt Ruhe fin­den für eure See­le bei mir‘.

Ich habe mich dann gefragt: Wie geht eigent­lich Erho­lung? So kurz vor unse­rem Urlaub, vie­le von Ihnen wer­den Feri­en machen. Wie erholt man sich eigent­lich rich­tig? Und spielt da der Glau­be, spielt Chris­tus irgend­ei­ne Rol­le dabei? Mir ist ein Wort von Tho­mas von Aquin ein­ge­fal­len, der über den erlös­ten Men­schen sagt: Das Tun folgt dem Sein.‘ Ein klei­nes Wort, das ich für sehr wich­tig hal­te: Das Tun folgt dem Sein. Was ist damit gemeint? Nun, der eher uner­lös­te, der natür­li­che Mensch – auch in mir und ver­mut­lich in Ihnen allen – der will erst alles Mög­li­che getan haben und sich alles Mög­li­che ver­dient und erleis­tet haben: Und dann darf ich sein! Dann darf ich end­lich aus­ru­hen.‘ Wir sagen auch: Dei­ne Feri­en, die hast du dir red­lich ver­dient, weil du doch so geackert hast. Jetzt darfst du end­lich mal sein, weil du es dir sel­ber ver­dient hast.‘ Und ganz oft ist es dann so, dass wir in Feri­en gehen und alles Mög­li­che tun, damit wir dann auch dort irgend­wie noch sein dür­fen und sein kön­nen. Und viel­leicht stellt man­cher dann nach dem Urlaub fest: So wirk­lich erholt bin ich immer noch nicht, weil ich alles Mög­li­che tun muss­te, um mir die­ses Sein-Kön­nen auch im Urlaub noch mal zu ver­die­nen. Weil wir aus der Müh­le gar nicht so leicht raus­kom­men. Wir wol­len uns da etwas ver­die­nen. Das Sein folgt dann nur dem Tun – und eben nicht umgekehrt.

Der Herr lädt uns ein, ihm Zeit zu schenken.”

Bischof Stefan Oster SDB

Aber wenn wir tat­säch­lich im Glau­ben gehen kön­nen, im Ver­trau­en gehen kön­nen, dann ist die Zusa­ge: Bevor du irgend­was getan hast und geleis­tet hast, vor aller Leis­tung und viel­leicht sogar trotz allem, was nicht gelingt, sogar trotz aller Schuld, bist du schon geliebt, und es ist gut, dass du da bist. Das Tun folgt dem Sein. Ein Leben aus dem Getra­gen-Sein, aus der dank­ba­ren Erfah­rung: Der Herr des Him­mels und der Erde kennt mich und meint es gut mit mir, und er fin­det es gut, dass ich da bin, vor allem Tun, vor aller Leis­tung und trotz allem, wie ich auch manch­mal bin oder sein kann.

Des­we­gen, lie­be Schwes­tern und Brü­der, lädt uns viel­leicht der Herr auch in den Feri­en ein, ihm Zeit zu schen­ken – aber nicht in der Wei­se Jetzt muss ich auch noch beten.‘ Dar­um geht es nicht. Ich gebe Ihnen ein Bei­spiel aus mei­ner Pra­xis, ohne damit Druck aus­üben zu wol­len: Ich gehe ein­fach mor­gens nach dem Duschen vor eine Chris­tus-Iko­ne, auch in den Feri­en, und bin dann ein­fach, und lass mich anschau­en, und bin dank­bar, dass ich ein­fach da sein darf. Und dann neh­me ich viel­leicht auch noch die Men­schen ins Gebet vor ihm mit, die ich auf dem Her­zen habe, und gebe sie ihm. Die, die mir nah sind oder die mit mir arbei­ten oder mit denen ich unter­wegs bin oder die, die mir ein beson­de­res Anlie­gen anver­traut haben. Und dann neh­me ich viel­leicht auch mei­ne Befürch­tun­gen, mei­ne Bit­ter­keit, mei­ne Unzu­läng­lich­keit mit hin und gebe sie ihm und lass das Gefühl auf­kom­men, dass es gut ist, dass ich da bin und jetzt aus­ru­hen darf vor ihm und bei ihm. Und dann schaue ich auch noch in sein Wort und lass mir das zuspre­chen und gehe so in den Tag. Und wenn ich mich fra­ge am Ende der Zeit, in der Arbeits­zeit, aber auch am Ende der Urlaubs­zeit, was erholt am meis­ten, dann ist es für mich die­se Zeit.

Und dazu gehört natür­lich noch Gemein­schaft mit guten Men­schen, Dank­bar­keit für die Schön­heit der Natur, für das Sich-Bewe­gen-Kön­nen, für gutes Essen und gut Schla­fen – aber immer unter dem Stich­wort: Das Tun folgt dem Sein. Ich habe den Ein­druck, wenn das gelingt, wenn wir in die­ser Offen­heit vor Chris­tus hin­ge­hen, dass sich dann auch etwas von dem Evan­ge­li­um erfüllt: Kommt alle zu mir, die ihr müh­se­lig und bela­den seid; ich will euch erqui­cken. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir: Ich bin gütig und von Her­zen demü­tig; und ihr wer­det Ruhe fin­den für eure See­le. Mein Joch ist sanft und mei­ne Last ist leicht.‘

Ich wün­sche Ihnen sehr, lie­be Schwes­tern und Brü­der, für die Feri­en, die vor uns lie­gen, dass wir etwas erspü­ren dür­fen aus dem Glau­ben, dass das Tun dem Sein folgt und nicht umgekehrt.

Gott seg­ne Sie.

BISCHOF OSTER Portraitfoto Hochformat

Dr. Stefan Oster SDB

Bischof

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