Warum fällt mir gerade jetzt, wenn ich an meinen letzten Termin in Hengersberg denke, dieses Zitat ein? Anlass war ein Besuch im Wohn- und Pflegezentrum St. Gotthard in Hengersberg. (Siehe auch Beitrag auf Seite 13). Ich wollte Sr. Bernadette Gottschalk wieder einmal treffen, die jetzt in diesem Heim lebt. Sie ist inzwischen die einzige Schwester des Ursulinenordens im Bistum Passau.
Die Ursulinen begleiten mich schon lange (und ich sie). Zum Beispiel habe ich im März 2013 darüber berichtet, wie die letzten vier Ursulinen schweren Herzens ihr Kloster in Niederalteich aufgeben mussten. „Das hätten wir nicht gedacht, dass wir nach 33 Jahren von Niederalteich weggehen müssen“, seufzten die Ordensfrauen damals. Aber es fehlte eben der Nachwuchs und so war an einen Fortbestand des Klosters nicht mehr zu denken.
Als dann das ehemalige Ursulinenkloster in ein Hospiz umgebaut wurde, sahen die Ordensfrauen das von der positiven Seite. Sr. Theresia Grajewski, die Oberin des Ursulinenkonvents Niederalteich-Neustadt/Dosse, sagte mir bei der Eröffnung des Hospizes optimistisch: „Ich seh‘s mit Freude, dass wir hier in Niederalteich was Neues anfangen können. Unsere Ordensgründerin Angela Merici hat schon gesagt: ‚Wenn die Zeiten es erfordern, dann ändert, macht was Neues!‘“ Zu diesem Ursulinen-Konvent Niederalteich-Neustadt/Dosse gehören heute nur noch Sr. Bernadette in Niederalteich und fünf Mitschwestern in Neustadt, alle um die 80 Jahre alt. Keine ist mehr im Arbeitsverhältnis. Sr. Theresia hat keine Leitungsfunktion mehr im Behindertenheim. „Ein sterbender Konvent!“, meint Sr. Bernadette achselzuckend.
Das geht einem nahe. Auch wenn es nichts Neues ist, dass sich die Ordenslandschaft verändert und Niederlassungen um ihren Fortbestand fürchten. Trotzdem: Nur noch eine einzige Ursuline im ganzen Bistum?! Immerhin nimmt es Sr. Bernadette sportlich: „Mir geht‘s gut. Ich bin zufrieden. Ich bin mobil und werde noch gebraucht!“, sagt sie, spricht voller Freude über ihre vielen Aufgaben und meint: „Es gibt eben Schwestern, die alleine leben und auch apostolisch wirken!“
Wir besuchen gemeinsam das Hospiz St. Ursula in Niederalteich, das frühere Ursulinen-Kloster. Hier hat Sr. Bernadette 33 Jahre ihres Lebens zusammen mit anderen Schwestern in der Ordensgemeinschaft verbracht. Als wir in der Kapelle stehen, wo sie jahrelang Tag für Tag gebetet hat, wird sie ganz still.
Was ihr hier durch den Kopf geht? Wehmut empfinde sie nicht mehr, meint Sr. Bernadette, denn sie sehe ja, wie liebevoll man sich in diesem Haus jetzt um die Sterbenden kümmert. Sie hält es mit der Empfehlung ihrer Ordensgründerin Angela Merici: „Wenn die Zeiten es erfordern, dann macht was Neues!“ Und das macht sie – mit viel Energie und Hingabe für die Menschen, die sie jetzt brauchen.
Apropos – wir müssen uns sputen und zurück ins Altenheim Hengersberg fahren. Dort wird die Ordensfrau schon erwartet – von 25 Heimbewohnern, mit denen sie Sitztänze einübt. Sie macht das Beste aus ihrer Situation. Und sie ist immer in Bewegung – wie beim Radfahren!